Archiv

Im Museumskeller in der Schranne in Bad Königshofen können künftig Schülerinnen und Schüler nicht nur anhand von Fotos mehr über die einstige DDR erfahren, sondern die Probleme einer Einreise auch im Spiel nachstellen. - Fotos: Hanns Friedrich

Zu einer Führung gehört nicht nur der Gang durch das Museum für Grenzgänger, sondern vor allem die Fahrt zu den im original erhaltenen Grenzanlagen zwischen Zimmerau und Rieth. Hier war es Kreisheimatpfleger Reinhold Albert, der den Studenten aus Würzburg die entsprechenden Informationen gab.

20.03.07 - Bad Königshofen

Einstige DDR-Grenzschikanen nun als Rollenspiel im Museum

Seit fast einem Jahr gibt es das „Museum für Grenzgänger“ im Salzhaus des Museums Schranne in Bad Königshofen. Damit es dort nicht allein dabei bleibt, daß die ausgestellten Exponate besichtigt werden können, sondern auch an das Leben mit und in der ehemaligen DDR erinnert wird, haben sich Studenten der Uni Würzburg im Bereich „Volkskunde“ unter dem Thema „Begrenzter Alltag“ in den vergangenen Monaten damit befaßt und ein Konzept erstellt, das nun vor allem Schulen in Franken, Hessen und Thüringen zur Verfügung stehen soll.

Erinnerungen wurden wach, als die Studenten zum ersten Mal das Rollenspiel vorstellten. Sie hatten im Museumskeller der Schranne dazu eine Grenze gezogen, sich anhand im Museum vorhandener Kleidungsstücke in ehemalige DDR-Grenzposten verwandelt. Und spielten einmal die Schikanen an der innerdeutschen Grenze ebenso nach wie die zeitaufwendigen Genehmigungen für eine Einreise in den Osten nachgestellt wurden. Auftraggeber dieses Konzeptes in der Verein für Heimatgeschichte im Grabfeld, Initiatore des Museums für Grenzgänger, das unter der finanziellen Beteiligung der Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken, des Landkreises Rhön-Grabfeld der Stadt Bad Königshofen und des Vereins für Heimatgeschichte entstanden ist.

„Halt hier Territorium der DDR. Die Papiere bitte!“ So klang es einst und so spielten es auch die Studenten im Museumskeller nach. „Besuch in der DDR“ ist das Rollenspiel übrigens übertitelt. Darstellen sollen die Schülerinnen und Schüler, wie schwierig es einst war, die Verwandten in der DDR zu besuchen, sagt Dagmar Stonus, die gemeinsam mit Jochen Raming das Konzept entwickelt hat. In der Vorbereitungszeit gab es zunächst Gespräche mit Zeitzeugen, so daß die Studierenden, die diese jüngste Deutsche Geschichte nicht selbst miterlebt hatten, einen Einblick erhielten, wie das damals so war.

Diese Vorgespräche im Museum für Grenzgänger waren ganz wichtig, sagten die Studenten, denn nur so konnten sie sich ein Bild von der damaligen Zeit machen. „Uns war ja gar nicht bewusst, wie so etwas abläuft, wie das an der Grenze war und, daß man da nicht einfach seinen Ausweis vorzeigte und schon im Osten war. Diese Schwierigkeiten wurden denn auch hervorragend im Spiel dargestellt. Da geht es um den Großvater, der sich freut, wieder einmal seine Enkel zu sehen, aber dazu erst die notwendigen Genehmigungen auf DDR-Seite einholen mußte. Auch auf westdeutscher Seite waren viele Vorgaben zu erfüllen und vor allem die Einreisepapiere in die DDR korrekt zu bearbeiten.

Im Spiel der Studenten da stellte Bürgermeister Clemens Behr einen Beamten in der DDR dar, der über die Einreise entscheiden mußte und der auch die entsprechenden Angaben forderte. Jürgen Wangorsch vom Landratsamt in Bad Neustadt, der spielte den Opa, der sich freute seine Enkel und die Tochter wieder mal zu sehen. Natürlich mußte auch er sich den Gegebenheiten in der einstigen DDR fügen und erst Papiere ausfüllen und Anträge stellen. Die „Behörde in Westdeutschland“ erinnerte an die Einreisebestimmungen, daran, daß man nichts mitnehmen durfte, was verboten war und auch welche Geschenke mitgebracht werden durften. „Weil die Kollegen im sozialistischen Osten ein genaues Auge darauf werfen, was sie mitnehmen und auch wie lange sie bleiben,“ erläuterte der Beamte der einreisenden Familie.

Ja und oft kommen da schon die ersten Hänger bei den „Beamten in Anführungszeichen“, als es nämlich darum ging, wie viel Geld denn getauscht werden muß oder wie das ist mit dem Übernachten in der DDR. Susen Gampert war eine der „Grenzbeamten“, ist 1984 geboren, hat von der DDR-Geschichte damit wenig mitbekommen. Sie selbst kommt aus Suhl in Thüringen und fand das Seminar sehr spannend. Für sie war es etwas, daß sie angeht. Für Leute, die jetzt 14 Jahre sind, sei das eine gute Möglichkeit, sich mit der neusten deutschen Geschichte zu befassen. Auch sie selbst hatte so ihre Probleme, da sie ja kaum etwas von damals mitbekam. Ein anderer Teilnehmer erinnert sich noch daran, daß es kaum möglich war über die Grenze zu kommen. Gerade deshalb sei es wichtig der Jugend deutlich zu machen, daß diese demokratische Lebensform von heute, eigentlich gar nicht so selbstverständlich ist.

Zu einer Besichtigung des Museums für Grenzgänger in Bad Königshofen wird auch künftig eine Fahrt zu den im original erhaltenen DDR-Grenzanlagen bei Rieth in Thüringen gehören. Auch die Studenten sahen dies zum ersten Mal und ließen sich von Kreisheimat- und archivpfleger Reinhold Albert darüber genaueres sagen. 3,20 Meter hoch sei der Zaun gewesen, unüberwindbar, dazu die Minenfelder, die Stolperdrähte, der Kfz-Sperrgraben und vieles mehr. Einfach mal unten durch graben, auch das ging nicht. Einige der Studenten, die fanden in ihrem Gedächtnis noch die Erinnerung daran, daß man von dem Zaun wusste und gesagt bekam, daß man da nicht rüber kann in das andere Deutschland. Das sei zwar unverständlich gewesen, aber man habe es so hingenommen.

Anhand von Bilddokumenten erhalten die Schüler Frankens künftig auch Einblicke in den Aufbau der Grenzanlagen von einfachen Zäunen, über Minengürtel und Selbstschussanlagen bis hin zur letzten perfektionierten Grenze. Da geht es um Fotos der einstigen „grünen Grenze“, als es noch einen hüfthohen Stacheldrahtzaun gab, Wege, die nur mit einigen Balken abgesperrt waren und dann spätere Fotos mit Grenzsoldaten, die am Zaun kontrollieren. Das neue Konzept gibt einen hervorragenden Einblick in das Leben hinter dem Grenzzaun, zeigt aber auch auf, wie schwierig es von westdeutscher Seite aus war, in die DDR einzureisen. Reinhold Albert sprach die Flüchtlinge an, viele seien nicht hinüber gekommen, einige sogar im Minenfeld verblutet. Erneut erinnert Albert aber auch die Gemeinsamkeiten, die sich nach der Öffnung des Zaunes herauskristallisierten. Bräuche hatten sich erhalten und auch die unterfränkische Mundart. Den nachkommenden Generationen die Teilung Deutschlands nachvollziehbar machen, das will das Museum für Grenzgänger und dazu haben die Studenten aus Würzburg einiges beigetragen. +++


Jürgen Wangorsch vom Landratsamt Rhön-Grabfeld, zuständig für die Wirtschaftsförderung wurde in das Rollenspiel kurzerhand mit eingebunden. Er spielte den Opa im Osten, der sich über den Besuch seiner Tochter und Engelkind riesig freute.

Über Osthessen News

Kontakt
Impressum

Apps

Osthessen News IOS
Osthessen News Android
Osthessen Blitzer IOS
Osthessen Blitzer Android

Mediadaten

Werbung
IVW Daten


Service

Blitzer / Verkehrsmeldungen Stellenangebote
Gastro
Mittagstisch
Veranstaltungskalender
Wetter Vorhersage

Social Media

Facebook
Twitter
Instagram

Nachrichten aus

Fulda
Hersfeld Rotenburg
Main Kinzig
Vogelsberg
Rhön