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09.05.07 - Gemünden/Felda

NABU: "A49-Planung ist unzureichend - neue Abwägung notwendig"

Der NABU Hessen hat die vorgelegte Planung der A49-Fortsetzung zwischen Stadtallendorf und Gemünden (Felda) im Vogelsbergkreis als "unzureichend" zurückgewiesen. „Die Abschätzung der Auswirkungen für die Schutzgüter Mensch und Natur müssen gänzlich neu erstellt werden“, so Mark Harthun, Sprecher des NABU heute. Das Ergebnis der Variantenabwägung sei nicht nachvollziehbar, denn die Trasse habe erhebliche Nachteile gegenüber Alternativ-Trassen über Maulbach, Kirchhain oder Marburg. Die 780-Seiten umfassende Stellungnahme wurde vom NABU Hessen und Dr. Carsten Rottmann aus Maulbach in Auftrag gegeben und von der Fachagentur RegioConsult aus Marburg erarbeitet.

Bereits vor zwei Jahren kam er in die öffentliche Diskussion, als im Herrenwald eines der größten Vorkommen von Kammmolchen in Deutschland entdeckt wurde. Die dann neu gewählte Route liegt weiter westlich, schneidet aber nach wie vor drei Mal das Europäische Schutzgebiet. Hingegen werde bei einer Trassenführung vorbei an Maulbach/Kirchhain oder über Marburg die Zerschneidung völlig vermieden.

Die Zerschneidungen führen nach Ansicht des NABU zu erheblichen Beeinträchtigungen der charakteristischen Vogelarten (Grau-, Mittel- und Schwarzspecht, Raufußkauz). Betroffen ist auch das Trinkwasser-Schutzgebiet Stadtallendorf-Wohra. Hier würden große Risiken für Wasser-Verseuchungen im Zuge des Baus und bei späteren Auto- und LKW-Unfällen geschaffen.

Die Beeinträchtigungen der Menschen durch Lärm und Abgase sind bei dieser Trassenvariante nicht geringer als bei der Maulbach- bzw. Kirchhainvariante bei Umsetzung umfassender Lärmschutzmaßnahmen. Daher sei die Naturzerstörung, insbesondere in den Waldabschnitten Herrenwald (Geiersberg, Kirschbrücke), Dannenröder Forst und Wutholz nicht gerechtfertigt. Die vorgesehenen Ersatzmaßnahmen könnten die Zerstörungen nicht ausgleichen, weil die Lebensräume zu lange Entwicklungszeiten hätten. Im Wutholz finden sich 72 Brutvogelarten, darunter 21 gefährdete Arten. Dabei handelt es sich zum Beispiel um Vorkommen des Schwarzstorchs, des Wespenbussards und des Schwarzmilans. Höhlenbäume finden sich unmittelbar auf der geplanten Trasse. Der NABU hält das Wutholz daher für ein Vogelschutzgebiet, das nach EU-Recht eigentlich geschützt werden müsste.

Insgesamt erkennt der NABU an, dass die Erhebungen zur Tier- und Pflanzenwelt überwiegend sehr detailliert erfolgt sind. Entscheidende Defizite sehen die Naturschützer aber in der Bewertung. Bemerkenswerte Funde, etwa von Hirschkäfern und Fledermäusen im Wutholz seien zugunsten des Autobahnbaus „abgewertet“ worden. „Es reicht nicht, die Tiere zu zählen, sondern eine Planung muss auch Konsequenzen daraus ziehen!“, so Harthun. Selbst das Fachbüro der Straßenbauverwaltung hatte das Wutholz wegen der Wochenstuben der Bechsteinfledermaus und des Braunen Langohrs ausdrücklich als europarechtlich schutzwürdig bezeichnet.

Der NABU kritisiert die mangelnde Objektivität der raumstrukturellen Studie, die lediglich die zu erwartenden positiven Wirkungen der A 49, nicht aber die negativen Wirkungen betrachtet. Die Naturschützer erwarten, dass durch den Lückenschluss Kaufkraft aus den Städten Stadtallendorf, Neustadt, Kirchhain und Marburg abgezogen wird. Eine Doktorarbeit von Dirk Fittkau prognostiziert für Kirchhain einen Kaufkraftverlust von 3,8 Millionen Euro, für Marburg von 2 Millionen Euro.

Angesichts des Ausbaus der A5 und der A7 auf sechs Fahrspuren stellt der NABU die Rechtfertigung für den Weiterbau der Autobahn generell in Frage. Für unverzichtbar hält der NABU aber eine Offenheit zur Diskussion für alle Varianten. Er sieht nach wie vor die Verkehrsführung von Stadtallendorf über Marburg als diskussionswürdige Alternative. Sie wäre trotz einer 100-Millionen teuren Einhausung der Stadtautobahn immer noch um 30-70 Mio. € günstiger als die vorgelegte Planung. Gleichzeitig brächte sie weit reichende Entlastungen von Lärm und Abgasen für die Universitätsstadt. +++

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