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Sr. Lucia Kehr, Bildungsreferentin und Martina Reinwald, Leiterin der Katholischen Landvolkshochschule auf dem Volkersberg, ist es gelungen den Bildhauer Heiner Stiene mit einer Ausstellung im Haus Volkersberg zu gewinnen. Rechts Ehefrau Hannelore Stiene. - Fotos: Rosalinde Schwarz

Eine lange Entwicklungszeit ging dem Werk des Künstlers Heiner Stiene voraus. „Kreuzwegstationen bildhaft darzustellen ist nicht leicht“, sagte Steiner, denn der Stil des jeweiligen Künstlers können entweder zu abstrakt, unanschaulich oder zu „althergebracht“ erscheinen. Mit den 15 Bildtafeln gelingt es spontan den Betrachter zu fesseln und Augenblicke inne zu halten.

09.02.08 - RHÖN

"Staunen & vertiefen": Ausstellung „Kreuzweg“ des Künstlers STIENE auf Volkersberg

BAD BRÜCKENAU. Borke, Rinde von Ölbäumen auf Golgatha, dem Kalvarienberg, gelegen außerhalb der Stadtmauer Jerusalems, prägte sich dem Künstler Heiner Stiene während einer Israelreise im Jahre 1987 dauerhaft ins Gedächtnis. Im Verlauf der Jahre gesellten sich zur Rinde, Metall, Sand und Steine. Stienes Hand formte 15 Bildtafeln, die den Kreuzweg Jesu und die Auferstehung aus dem Grabe begleiten. Bis zum 25. März ist die Ausstellung im Haus Volkersberg montags bis samstags von 8 – 20 Uhr und sonntags von 8 bis 13 Uhr zu sehen.

„Staunen und sich vertiefen“, griff stellvertretende Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks in ihren Grußworten die Botschaft des Künstlers auf. Aus Schicksalsschlägen und Leid kann ein Mensch gestärkt hervorgehen und Krisen setzten oftmals ungeahnte Kräfte frei, so Stiene. Doch neben Positivem könne „Kreuz und Leid“ ebenso zerbrechen, lenkte der Künstler zu zwiespältigen Erfahrungen und er bezeichnete sein Werk symbolisch als eine Art „menschlicher Kreuzweg“.

Vor fünf Jahren begann der in Höxter geborene Stiene nach vielen Monaten der Vorbereitungen mit der Materialkollage. Weiche Linien aus Blau und Gold symbolisieren aktuelle Lebenssituationen. Teils schwungvoll, teils dynamisch winden sich die Linien um braune und weiße Steine, versinnbildlichen den Fluss der Zeit auf dem Erdball. Helles Licht und dunkle Wolken durchwirken den Horizont, greifen nach dem Himmel und dem Universum. Wachend im Zentrum, dargestellt in leuchtendem Gold, Jesu. Akzente setzen Bronze und Smaragdgrün, bezeichnend für die Mutter Jesu und Maria Magdalena.

Stets bildet die Erde am unteren Rand der Bildtafel Ausgangspunkt für individuelle Gedanken, rührt Borke an Narben, andockend an Lebenskreuzungen, die Neues und Schönes gebaren. Ganz anders in der Darstellung der X. Kreuzwegstation, mit dem Titel „Jesus wird seiner Kleider beraubt“. An dieser Stelle springt die Erde auf, saugen sich Horizont, Himmel und Erde in Klage, Trostlosigkeit und Konflikten eng aneinander. „Raum, in dem ich mich selbst wiederfinden kann“, lädt der Künstler ein, angelehnt an das Vorbild der Via Dolorosa, des Schmerzens- und Passionsweges Jesu, die einzelnen Stationen zu betrachten, zu meditieren, um neuen Mut und Kraft für den eigenen Lebensweg zu schöpfen. „Reduktion auf das aller Wichtigste“, beschränkt sich Stiene nicht nur in den Materialien, als auch in der figürlichen Darstellung.

Mit musikalischen Einlagen und Erläuterungen zur Historie der Kreuzwege führten die Organisatoren Martina Reinwald, Leiterin der Katholischen Landvolkshochschule und Sr. Lucia Kehr, Bildungsreferentin, in die Materie ein. Bezeichnete man ursprünglich die Nachahmung der Via Dolorosa (Schmerzhafte Straße) in Jerusalem als Stationenweg vor Wallfahrtskirchen. Im 14. Jahrhundert gab es in Jerusalem unter der Führung der Franziskaner Prozession auf dem Leidensweg Christi. Pilger brachten Nachbildungen der Heiligen Städte mit in ihre Heimat zurück. Menschen, denen aus finanziellen Gründen eine Reise nach Jerusalem nicht möglich war, wollten dennoch dem Leidensweg Jesu so nah wie möglich sein. Zug um Zug wurden Kreuzwege angelegt, nicht selten auf einen „Kalvarienberg“, einem Ort auf dem eine Grabeskirche oder eine Kreuzigungs-Darstellung aufgebaut war. So auch auf dem Volkersberg, auf dem Wenzeslaus Marx, Mitte des 18. Jahrhunderts eine großartige Kreuzigungsgruppe schuf.

Doch nicht nur mit den Kreuzweg-Exponaten will Stiene andocken an aktuelle Lebenssituationen. Bronzeplastiken, angelehnt an Figuren aus der griechischen Mythologie, erzählen von menschlichen Stärken und Schwächen. Und schon nach wenigen Sekunden der Betrachtung lässt der Zauber fließender Geometrie Sorgen des Alltags vergessen. Folgt der Betrachter den Spuren Apollon hin zur angebeteten Daphne. Doch diese erschöpft vom Drängen Apollons flehte zu ihrem Vater Peneios, er möge ihre so anziehende Gestalt wandeln, woraufhin ihre Glieder erstarrten und sich in einen Lorbeerbaum verwandelten. Impulse für Stiene, eine Reihe von Plastiken zu kreieren, deren Anmut auf Anhieb fesseln.

Stiene erblickte 1939 in Steinheim, Kreis Höxter das Licht der Welt. Von 1954 bis 1968 arbeitete er als Bildhauer und legte 1963 die Meisterprüfung ab. Es folgte ein Studium der Bildhauerei an der Werkkunstschule in Bielefeld und an der Kunstakademie in Düsseldorf. 1970 absolvierte Stiene das Staatsexamen. Seit 1968 beteiligte sich der Künstler an zahlreichen Ausstellungen, wie in Düsseldorf, Köln, Bielefeld und Paderborn, sowie Einzelausstellungen in Warburg, Steinheim, Blomberg, München und Bonn. Montags bis samstags ist die Ausstellung von 8 bis 20 Uhr und sonntags von 8 – 13 Uhr zu besichtigen.(rs)+++



Die Nymphe Daphne tanzt in der griechischen Mythologie. Sie soll Tochter des Flussgottes Peneios gewesen sein. Apollon verleibte sich einst unsterblich in Daphne. Doch als Apollon Daphne bedrängte, floh sie und flehte ihren Vater an, ihre anziehende Gestalt zu wandeln. Daraufhin erstarrten ihre Glieder und sie verwandelte sich in einen Lorbeerbaum.



X. Station, Jesus wird seiner Kleider beraubt. „Die Erde springt auf, eng saugen sich Horizont, Himmel und Erde in Klage, Trostlosigkeit und Konflikten aneinander“, interpretiert der Künstler die Materialkollage aus Borke, Metall, Sand und Steinen.


I. Station des Kreuzweges „Jesus wird zum Tode verurteilt“.

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