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ROMROD Wie geht es mit dem Milchmarkt weiter?

40 Prozent Milchviehbetriebe aufgegeben - Sicherheitsnetz gegen Milchkrise fehlt

21.08.14 - Als einen „historischen Einschnitt für den Milchmarkt“ bezeichnete Prisca Hinz, Hessische Staatsministerin für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, das Auslaufen der Quotenregelung zum 31. März 2015. Bei einer Veranstaltung des Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) Hessen, am Dienstagabend im Romröder Bürgerhaus zum Thema „Milchmarkt 2015-idealer-liberaler“ wies sie darauf hin, dass zur Bewältigung von möglicherweise auftretenden Problemen gemeinsame Anstrengungen erforderlich seien.

Die Hessische Landesregierung habe in ihrer Koalitionsvereinbarung eine Überarbeitung des „Zukunftspaktes hessische Landwirtschaft“ geplant und Verbände und Institutionen Gelegenheit zur Mitwirkung aufgefordert. Als für die Milchviehhalter wichtiger Verband, nutze der BDM dies bereits mit einer Podiumsdiskussion, hob sie lobend hervor. Im Ministerium sei bereits ein Ökoaktionsplan entwickelt worden der eine stärkere Ausrichtung der Investitions- und Flächenförderung auf innovativen Ökolandbau, die Aus- und Fortbildung, die regionale Verarbeitung und Vermarktung sowie das Versuchswesen umfasse.

Auf das Thema Milch eingehend betonte sie, dass die Milcherzeugung ein wichtiger Produktionszweig in Hessen sei, da hier rund ein Drittel der Erlöse aus der Landwirtschaft erwirtschaftet würden. Hessen habe die Milchviehwirtschaft mit 96 Millionen Euro öffentliche Fördermittel gestärkt. In der neuen Förderperiode würden die Mittel zunehmend an erwünschte Leistungen für die Gesellschaft, wie Umwelt- Tier- und Verbraucherschutz, gebunden. Unterstützt würden auch Eigeninitiativen der heimischen Milcherzeuger, die als weiteres Standbein regionale Produkte von den Höfen anbieten würden. Abschließend ging sie auf die von Seiten der EU vorgeschlagene „europäische Marktbeobachtungsstelle für den Milchmarkt“ ein.

Ziel dieser Einrichtung solle es sein, den Wirtschaftsteilnehmern quantitative und qualitative Instrumente an die Hand zu geben, mit denen sie ihre Kenntnisse des Marktes verbessern und unternehmerische Entscheidungen treffen könnten. Die Beobachtungsstelle soll außerdem, die Kommission frühzeitig warnen, wenn die Marktlage dies erfordere.

Sehr negative Zahlen zeigte dann Dr. Karin Jürgens vom Büro für Agrarsoziologie und Landwirtschaft aus Gleichen/Bremke über die tatsächliche Milcherzeugerkosten und die wirtschaftliche Lage der Milchviehbetriebe auf. Die langfristig schwierige wirtschaftliche Lage habe allein von 2000 bis 2010 dazu geführt, dass 40 Prozent der Milchviehbetriebe die Milchviehhaltung aufgegeben hätten. Die verbleibenden Betriebe gingen das Risiko einer immer höher werdenden Verschuldung ein. Zur Stabilisierung der wirtschaftlichen Lage brauche man eine längerfristige verbesserte Milchpreissituation.

Direktzahlungen reichten als Sicherheitsnetz gegen eine weitere Milchkrise bei weitem nicht aus. Es fehlten politische und wirtschaftliche Instrumente, welche die Erzeugerpreise langfristig stabilisieren würden. Auf die hessischen Zahlen zu den Milcherzeugungskosten eingehend nannte sie für 2012 Kosten von 45,7 ct/kg bei einem ausgezahlten Milchpreis von 33,04 ct/kg. In 2013 44 ct/kg bei 37,95 ct/kg und im Januar 2014 46,8 Ct/kg bei 41,4 ct/kg.

Ein Blick in die Glaskugel beantworte die Frage: Wie geht es 2015 mit dem Milchmarkt weiter? meinte Romuald Schaber, BDM-Bundesvorsitzender und Präsident des Europäischen Milch Board, in seinen Ausführungen. Darin sehe man die Schweiz die in 2009 die Milchquote abgeschafft habe. Hier hätten lediglich die Molkereien davon profitiert durch die mehr angelieferte Milch. Auch in Deutschland investierten bereits die Molkereien in Erwartung der zu erwartenden höheren Milchmenge. Schaber ging dann auf das vom BDM vorgeschlagene Milchmarkt-Krisenmanagement ein, bei dem es die Stufen: Frühwarnung, Feststellung einer Marktkrise und Verschärfte Marktkrise geben soll.

Dieser Vorschlag sei von der deutschen Agrarministerkonferenz abgelehnt worden. Landwirtschaftsministerin Prisca Hinz begründete dies mit zu hohem bürokratischem Aufwand. Mit dieser Begründung zog sie sich allerdings den Unmut eines Großteils der anwesenden Landwirte zu, die auf hohe Bürokratie seitens des Landes Hessen gerade bei den Flächenanträgen hinwiesen.

Die Staatsministerin sicherte zu, das BDM Milchmarkt Krisenmanagement nochmals zu prüfen, denn es liege derzeit kein anderes Projekt vor. Weit über eine Stunde wurde dann über die drei Referate diskutiert. Die Veranstaltung mit Landwirten aus ganz Hessen, Bayern, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, sowie einem Team des WDR-Fernsehen, hatte Bürgermeisterin Dr. Birgit Richtberg mit einem Grußwort eröffnet. Sie betonte, die Menschen im Vogelsberg stehen hinter „ihrer Landwirtschaft“ die nicht nur wichtig für die Region sondern auch für ganz Hessen und Deutschland sei. Der BDM-Hessen war mit den Vorstandsmitgliedern Stefan Mann, Dieter Müller und Klaus Vetter auf dem Podium vertreten. (gr) +++

Begrüßung von Prisca Hinz, Stefan Mann, Dieter Müller und Romuald Schaber

Dr. Birgit Richtberg

Dr. Karin Jürgens

Klaus Vetter, Prisca Hinz, Dieter Müller, Stefan Mann, Dr. Karin Jürgens und Romuald Schaber ...


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