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- Fotos: Gudrun Schmidl

NEUENSTEIN Robert GRIESS polarisiert und polemisiert

Es hackt in Schloss Neuenstein – Kabarett zum Tag des offenen Denkmals

15.09.14 - Wieso sind ausgerechnet Reiche gegen Mindestlöhne und feiern trotzdem Charity-Bälle? Weshalb bekommen Manager Bonus-Zahlungen, nicht jedoch Krankenschwestern? Warum ist das Haus Europa eine Eigentümergemeinschaft und keine WG? Robert Griess stellt wichtige Fragen in seinem neuen Programm „Ich glaub´, es hackt!“, mit dem er am Sonntag im Schloss Neuenstein gastierte. Zum Tag des offenen Denkmals präsentierte die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen bereits zum 22. Mal Kleinkunstveranstaltungen in ausgewählten Baudenkmälern unter dem Titel „Hör´ mal im Denkmal“ und mit der Verpflichtung des Kölner Kabarettisten haben die Verantwortlichen wieder einmal voll ins Schwarze getroffen. Diese Veranstaltung wurde von der Sparkasse Bad Hersfeld-Rotenburg gesponsert.

Knapp 100 Freunde der Kleinkunst wurden im Rittersaal auf höchstem Niveau unterhalten, denn schließlich eilt Griess der Ruf als Kabarettist mit der schnellsten und frechsten Klappe von Köln voraus. Gut zwei Stunden lang dauerte seine Abrechnung mit einer Welt, in der nicht mehr Solidarität und Empathie als noble Charaktereigenschaften gelten, sondern Egoismus und Gier. Griess schlägt mit den Waffen von Kabarett & Satire scharf zurück. Er ist überzeugt, dass das Kabinett des Schreckens und Grauens zum Beispiel mit Innenminister „Thomas die Misere“ und Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, der Gouvernante der sozialen Kälte, so miserabel besetzt ist, weil Bundeskanzlerin Angela Merkel die Minister gegen ihre Kernbegabung auswählt, damit ihr eigener Stern heller strahlt. Die Bonsai-Opposition vertrat seine Bühnenfigur eines frustrierten Grünen, der sich „für die Atomkraft weit weg und gegen Windräder nah dran“ ausspricht.

Grandioses politisches Kabarett zielt bestenfalls auf Herz und Hirn und bringt das Publikum zum Lachen. Das gelingt Robert Griess spielend, auch in seiner Rolle als André von Ascheberg-Aldenhoven, dem schrägsten Berater Deutschlands, der die Globalisierung in drei und die Finanzkrise in vier Minuten so erklärt, dass jeder sie versteht. Dazu sollte man wissen: „Berater kennen theoretisch 199 Liebesstellungen, in der Praxis kennen sie kein einziges Mädchen“. Offenbar waren keine BWLer im Publikum vertreten oder sie haben geschwiegen, denn die bekamen wenig Gutes zu hören. BWL bedeutet „Bescheißen wir Leute“ macht Griess seinem Ärger Luft und setzt noch einige BWLer Witze oben drauf nach dem Motto: „500 BWLer in der Hölle sind ein guter Anfang“. Lehrer waren offenbar auch nicht vertreten, die Spezies, die den Burn-Out für ihre Berufsgruppe erfunden haben und aktuell zwischen Sommer- und Herbstferien nur sechs Wochen Zeit haben, alle Arzttermine unter einen Hut zu kriegen.

Griess rechnet auch mit den Steuer-Flüchtlingen ab und hat dabei besonders Franz Beckenbauer im Visier. „Der deutsche Kaiser lebt in Österreich, die Betonung liegt auf Reich…“, empört er sich. Absoluter Höhepunkt des Programms sind seine Auftritte als rebellischer „Herr Stapper auf Hartz IV“, der mit anarchischem Spaß Angst und Schrecken in den Wohlfühlmilieus zwischen Bioladen und Balsamico-Bezirk verbreitet.

Politik wird für das eine reiche Prozent der Mitbürger gemacht, erklärt Griess. Reich wird man, wenn man erbt oder kriminell wird, alternativ einen Job ergattert, in dem Boni-Zahlungen üblich sind. Laut rufen „Weisen wir die Banken in die Schranken“, gehörte zu dem Demo-Training mit allen Anwesenden im Saal für die Zeit, wenn sie wieder mal aufstehen müssen, um zu demonstrieren, denn „Das Leben ist kein Boni-Hof“. Das Publikum lachte und applaudierte von der ersten Minute an und verabschiedete den genialen Kabarettisten mit stehenden Ovationen. Wer wollte, konnte das gesamte Programm auf CD gepresst oder zum Nachlesen das Buch „Revolte“ aus der Feder von Robert Griess erwerben. (Gudrun Schmidl) +++

„Schlossherr“ Bernd Budzik überreichte dem Gast aus Köln einen flüssigen Schlossgeist. ...


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