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Hubert (Butz Buse) investiert - und verliert - Fotos: Hilda Lobinger

FULDA Spielzeit 2014/15 eröffnet

Wie die Bank dich arm macht - "Schuld und Schein" erklärt Welt des Geldes

24.09.14 - Ich gebe es zu, ich spiele im Theater gern Mäuschen. Es ist einfach zu interessant, zu hören, wie meine Nachbarn ihren Abend erleben. Sie kommentieren die Atmosphäre oder das Stück und prägen damit schließlich auch ein Stück weit den gesamten Theaterabend. Am Montagabend wurde die neue Spielzeit am Fuldaer Schlosstheater eröffnet und zu diesem Anlass kam mir vom Herrn neben mir etwas besonders Schönes zu Ohren: „Das ist wirklich eine der schönsten Decken, die ich kenne“, sagte er mit Blick nach oben zu seiner Begleitung, „als ich sie zum ersten Mal gesehen habe, war ich schon begeistert – und ich bin es heute noch.“

Solche wiederkehrenden Begeisterungsmomente braucht das Theater und am Eröffnungsabend gab es sie zu Hauf. Dabei war das Stück „Schuld und Schein“ absolut schmucklos. Fünf Männer in Schwarz, Grau, Beige gekleidet, nebeneinander aufgereiht auf der Bühne. Sie waren gekommen, ihrem Publikum etwas beizubringen: „Sie sehen die Geschichte des Geldes, von Anfang bis zum bitteren Ende.“

Der Staat (Mitte: Hubert Schedlbauer) mischt sich ins Bankensystem (links: Marc-Philipp ...

Diese turbulente und ebenso komplexe Geschichte beginnt mit einem Goldstück. Hubert (gespielt von Butz Buse) – der sprichwörtliche kleine Mann – möchte seinen Schatz aufbewahren und vertraut ihn Herrn „B“ an. Dieser entdeckt darin eine Möglichkeit: Das Goldstück an einen Bauern verleihen und dafür etwas erhalten. Die Zinsen werden geboren. Anschaulich und situativ erklären die Fünf innerhalb von rund zwei Stunden die Entwicklung der Kreditwirtschaft von eben diesem ersten Goldstück bis hin zum Bankencrash 2008.

Dabei spielen sie nicht miteinander, sondern nebeneinander – stets mehr oder weniger genau aufgereiht. Sie kommunizieren nicht von Angesicht zu Angesicht, sondern nach vorne zum Publikum, zum imaginären Gegenüber gerichtet. Obwohl das eigentliche Gegenüber neben ihnen steht. Ein gekonnter dramaturgischer Zug, verbildlicht er doch das „Aneinander-vorbei“ von Finanzsystem und Bürgerschaft.

In jeder der Szenen geben einer oder zwei der Darsteller den Kommentator. Meist zynisch, dennoch verständlich erklärend, führen sie die Zuschauer durch die Entwicklung. Das ist auch dringend nötig, denn das System erweist sich auch in der Realität als komplex codiert. Zu Beginn des Stückes wird Hubert und damit auch der Zuschauer zum Frosch erklärt. „Man muss das Wasser nur langsam erwärmen, damit der Frosch nicht merkt, dass er schmort“ - damit wird das Banken-Wirrwarr und die Steuerpolitik auf den Punkt gebracht. Der Frosch auf der Bühne und im Publikum erträgt es. Gegen Ende des Stückes aber beginnt er, das System zu bekämpfen. Ob er gewinnt, muss offen bleiben.

Auch Musik erklang, denn über Geld lässt sich wunderbar singen

Mal abgesehen von der Begeisterung, die es mit sich bringt, wenn man plötzlich ein System begreift, dass sich der eigenen Kenntnis sonst entzieht, begeisterten die wenigen Effekte. Immer wieder wurde die aktuelle Szene ergänzt und unterhaltsam ironisch kommentiert. Und zwar mit dem, was sicher niemand erwartete: Musik von Abba, Cro und co. Besonders Philipp Moschitz als einer der Anleger und Kommentatoren hatte hier seine Sternstunde. Er unterhielt tanzend und singend. „Money, money, money“ und „Einmal um die Welt“ persiflierten Banken und Anleger. Stehende Ovationen und minutenlanger Applaus: vielleicht lehrreicher als jedes Wirtschaftsstudium. (Sabrina Ilona Teufel)+++


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