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REGION NACHGEDACHT 98

Hände weg vom Überfluss - Gedanken von Christina LEINWEBER

23.11.14 - Eigentlich wollte ich nie über Konsumüberfluss schreiben, weil es mir zu nah am "Moralaposteln" ist - und besonders noch zur Weihnachtszeit, was ja leider das Fest des Konsumüberflusses schlechthin geworden ist. Als ich aber mit meiner Mutter eine einzige Straße in Fulda entlang fuhr - es war schon dunkel und man hatte einen perfekten Blick in beleuchtete Ladentheken - wurde uns beiden klar: Diese überfüllten Theken werden in den letzten zwei geöffneten Stunden nicht mehr leer gekauft. Beiden zugleich kam uns dieser Gedanke. Es müsste schon ein Bus vorfahren, gefühlt 50 Mann in den Laden stapfen, gewillt jetzt richtig über die Strenge zu schlagen - und jeder kauft ein, was mit Händen zu tragen ist.

Was passiert denn mit allen frischen Waren, die nicht gekauft wurden? Vielleicht werden sie sinnvoll am nächsten Tag verwertet, aber fest steht doch: Es wird zu viel weggeworfen. Des Pudels Kern liegt aber nicht bei den Produzenten, sondern Konsumenten. Es ist leider so, dass wenn wir in einen Laden kommen und unsere geliebten Brötchen oder unsere Lieblingswurst nicht mehr im Regal liegen, wir die Nase rümpfen und uns ärgern. Wir möchten alles zu jeder Zeit kaufen können und deswegen müssen es uns die Geschäfte bis eine Minute vor Ladenschluss anbieten?!

Fünf Jahre habe ich hinter einer Verkaufstheke gearbeitet und in den fünf Jahren habe ich einen Verlauf bemerkt: Der Anspruch wird immer höher. Und Kunden können richtig verärgert sein, wenn sie nicht bekommen, was sie wollen. Ich verstehe das, ich bin selbst Kundin vieler Geschäfte und gehe auch dorthin, wo es meine Lieblingsprodukte gibt. Aber wir sollten unsere sehr hohen Ansprüche runterfahren - auch einmal nur das kaufen, was da ist. Überlegen wir uns doch einmal, wie viel wir brauchen und wie viel wir aber haben wollen. Das steht zumeist in keiner Relation. Ich weiß wie es ist, wenn man abends die übrige Ware wegpackt und sich denkt: So viele Menschen wären davon satt geworden. Ich habe aber nicht einmal gedacht: Wie gut, dass wir heute alles angeboten haben.  (Christina Leinweber)

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ZUR PERSON: Christina Leinweber, 1988 geboren in der osthessischen Bischofsstadt Fulda, neun Jahre katholisch-private Schulausbildung – so war der Weg zum Theologiestudium für sie vorbestimmt und beschlossen. Es ging dann für vier Jahre Studium in die nächste Bischofsstadt Paderborn - hat inzwischen ihr 1. Staatsexamen in der Tasche und ist seit Anfang November 2013 im Schuldienst des Landes Hessen. Ihre Tätigkeit als Kolumnistin bei osthessen-news.de möchte sie auch in Zukunft fortsetzen. Sie selbst bezeichnet sich als liberal-theologisch und kommentiert (seit 98 Wochen) in der Serie "NACHGEDACHT" Dinge des Alltags aus ihrer persönlichen Sicht. +++


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