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Der frühere Fuldaer Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Hamberger am Donnerstagabend - Fotos: Sabrina Ilona Teufel

FULDA Stets im Dienst der jüdischen Gemeinde

Ex-OB Dr. Wolfgang HAMBERGER für jahrzehntelanges Engagement geehrt

30.01.15 - Es ist der Tag der Preisauszeichnungen: Am Nachmittag erhielt Michael Cahn (90) für die besondere Verbindung zu seiner Geburtsstadt die Ferdinand-Braun-Medaille (siehe auch rechts "MEHR ZUM THEMA..." ) und am Abend wurde auf dessen Anregung hin Dr. Wolfgang Hamberger, ehemaliger Oberbürgermeister der Stadt Fulda, in der Theologischen Fakultät Fulda für seine besonderen Verdienste um die Fuldaer Jüdische Kultusgemeinde geehrt. 

Vor der Ehrung hielt Professor Nahum Rakover aus Jerusalem einen Vortrag über den Einsatz biblischer Quellen in der modernen Rechtssprechung. Er war es dann auch, der stellvertretend für Cahn, der aus wichtigen persönlichen Gründen nicht anwesend sein konnte, Hamberger ein Geschenk überreichte. Viele jüdische und nicht-jüdische Fuldaer waren gekommen, um dem Mann die Ehre zu erweisen, der im Jahr 1987 und spätestens von da an drei Jahrzehnte lang für die Wiederbelebung der jüdischen Kulturgemeinde in Fulda wirkte. In besagtem Jahr lief der Mietvertrag für das Gebäude der ehemaligen jüdischen Schule aus. Dem Gebäude, das im Besitz der Stadt war, drohte eine anderweitige Nutzung. 

Das Auditorium Maximum war bis auf den letzten Stuhl gefüllt

Dr. Wolfgang Hamberger

Der damalige Oberbürgermeister Hamberger aber setzte sich für die Erhaltung und dafür ein, dass das Gebäude weiterhin der jüdischen Gemeinde zur Verfügung stand. Obwohl zu diesem Zeit die jüdische Gemeinde erst wieder im Entstehen war, hielt er an seinem Vorhaben fest. Es entstand ein neuer Synagogenraum und Kontingentflüchtlinge konnten in den Jahren 1991/1992  aufgenommen werden. Die bedeutsame Entscheidung Hambergers sorgte dafür, dass der jungen jüdischen Gemeinde früh ein Zentrum geboten werden konnte. Aber Dr. Hamberger hatte bereits zuvor und auch danach regen Kontakt zu früheren jüdischen Bürgern Fuldas gepflegt. Sie hatte er nach Fulda eingeladen und über 170 von ihnen nahmen 1987, gemeinsam mit ihren Familien, die Einladung an. Hierdurch besteht auch bis heute die Verbindung zu Michael Cahn, einem der letzten lebenden Kontakte Hambergers aus diesem Zusammenhang. 

Wolfgang Hamberger empfing die Ehrung erkennbar ergriffen. "Ich habe allen Grund, zu danken", sagte er. Dennoch sei er in einer Zwickmühle. Den schönsten Dank für das, was er für den Neuaufbau der jüdischen Gemeinde in Fulda getan habe, habe er bereits erhalten: nämlich die Tatsache, dass es dort heute eine lebhafte jüdische Gemeinde gibt.

Prof. Dr. Nahum Rakover hielt einen Vortrag

Prof. Dr. Rakover (links) überreicht Dr. Wolfgang Hamberger ein Geschenk ...

Fuldas Geschichte sei fraglos von Anfang an christlich geprägt, aber auch das Judentum habe die Stadt nachhaltig beeinflusst. Bereits seit dem 13. Jahrhundert hätten Fuldas jüdische Bürger hier gewirkt. Er sei bis heute beschämt, über das, was den Juden in deutschem Namen während des Nationalsozialismus angetan wurde. Tolerant erzogen, arbeitet Hamberger noch heute daran, das Bewusstsein für Ungeheuerlichkeit dieser Schandtaten zu schaffen und zu erweitern. Das Thema "Juden in Deutschland" war und werde immer Thema bleiben, das ihn beschäftige. "Niemand, der nach 1945 geboren wurde, muss sich schuldig fühlen, aber alle Deutschen müssen die Verantwortung akzeptieren, die wir haben", sagte er in seiner Dankesrede. Es sei unser aller Aufgabe, diese "Barbarei" niemals in Vergessenheit geraten zu lassen. 

Auch die jüdische Gemeinde Fulda bedankte sich mit einem Präsentkorb bei Dr. Hamberger. Anschließend war zum gemeinschaftlichen koscheren Buffet eingeladen. (st)+++


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