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Einziges Geburtshaus und Familienzentrum Osthessens kämpft um Fortbestand

25.03.15 - „Karl, sei lieb!“, ermahnt eine Mutter mit einem Augenzwinkern ihren kleinen Sohn. Karl aber ist viel zu abgelenkt, um auf die sanfte Ermahnung der Mutter zu reagieren. Er umtänzelt dieses andere Kind, ein Mädchen, das seine Aufmerksamkeit geweckt hat. Ein kecker Blick des Jungen verrät, er hat den Schalk im Nacken. Nach dem aufgeregten Tanz, ein paar zarten Berührungen passiert es: er gibt dem Mädchen einen kleinen Schubser. Was scheint, als hätte es Konfliktpotential, ist tatsächlich das absolute Gegenteil. Hier im Geburtshaus- und Familienzentrum lernen Eltern und Kinder gemeinsam. Der Nachwuchs wird auf das Leben vorbereitet. Es ist Stätte der Begegnung. Hier finden Eltern und Kinder zueinander. Kleinkinder knüpfen erste Bande miteinander und Eltern finden andere Erwachsene, die ihre Lebenssituation mit Kind teilen.

Stefanie Loyal und ihre Tochter Dominika

Hebamme Tatjana Masché Fotos: Sabrina Ilona Teufel

Bereits seit 20 Jahren ist das Zentrum Ansprechpartner für werdende Eltern und Familien der Region mit einem in Osthessen einzigartigen Angebot. Unterstützung und Betreuung während der gesamten Schwangerschaft und darüber hinaus bot die Institution im Herzen Fuldas bis 2014 an. In 19 Jahren brachten viele Mütter hier in familiärer Atmosphäre ihre Kinder zur Welt. Viele von ihnen kamen immer wieder und sind dem Zentrum bis heute treu verbunden – auch, wenn das Geburtshaus heute nur noch Teil des Namens ist. Seit April 2014 gibt es dort wegen stetig steigenden Kostendrucks für die Hebammen und den Trägerverein Geburtshaus & Familienzentrum e.V. keine Geburten mehr.

Mit sanftem Licht und Wärme lädt der Massageraum Eltern und Kinder ein ...

Bunt und freundlich ist das gesamte Familienzentrum gestaltet

„Ich bin sehr traurig, dass das Geburtshaus und Familienzentrum keine Geburten mehr machen kann“, sagt Katrin Schäfer aus Schlitz im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS. Sie hat hier drei Kinder zur Welt gebracht. Ihr viertes Kind, der acht Monate alte Anton, kam bereits im Krankenhaus zur Welt. Dennoch ist Familie Schäfer dem Familienzentrum eng verbunden. Nach der Geburt begab sie sich auch mit Anton in die Betreuung des Familienzentrums und besucht seither mit ihrem Sohn regelmäßig Kurse aus dem vielfältigen Angebot.

Geschäftsführer Michael Möller

Trotz aller Veränderungen und fünf Umzügen in den letzten Jahren hat das Familienzentrum sein Betreuungsangebot abseits der Geburten beibehalten und sogar erweitert. Nun, im zwanzigsten Jubiläumsjahr hat sich die Situation des Geburtshauses und Familienzentrums jedoch einmal mehr verschärft. „Wir sind derzeit auf der Suche nach Kooperationspartnern und Sponsoren“, sagt Geschäftsführer Michael Möller. Falls diese mittelfristig nicht gefunden werden, droht dem Familienzentrum aufgrund mangelnder finanzieller Ressourcen die Schließung. Statt abzuwarten, arbeitet das Zentrum einmal mehr an seinem Angebot. „Wir versuchen, unser Angebot noch zu erweitern und wollen vor allem Väter ins Boot holen“, erklärt er weiter. Darüber hinaus soll das Kursangebot für Kinder bis zum zehnten Lebensjahr ausgedehnt werden und auch Generationenarbeit ist ein mögliches Thema. Sozial schwächere Familien sollen im Familienzentrum in Zukunft ebenfalls eine Anlaufstelle finden.

Das Kursangebot ist vielfältig, soll in der Zukunft aber sogar noch erweitert werden ...

Der Untersuchungsraum des Familienzentrums

Derzeit bietet das Zentrum zahlreiche Kurse an: Yoga, Pilates und Bauchtanz, aber auch Kontaktkurse für Eltern und Kinder, Rückbildungskurse und alles rund ums Thema Geburt. „Wir bieten hier Entspannung, aber auch Fitness“, so Möller. Die derzeit fünf, bald aber sechs Hebammen, die freiberuflich für das Zentrum arbeiten, halten regelmäßig je viermal pro Woche Sprechstunden ab.

Dorothea Silbersack-Jäger ist Vorstandsmitglied und Kursleiterin

Nicht nur für den Verein und die Hebammen ist die drohende Schließung eine Belastung. Auch viele Schwangere, die derzeit noch in der Betreuung des Familienzentrums sind, blicken nervös in die Zukunft. Stefanie Loyal, die in sechseinhalb Wochen ihr zweites Kind erwartet, konnte ihre 18 Monate alte Tochter Dominika nicht dort zur Welt bringen, da sie eine Steißlage war. Auch mit ihrem zweiten Kind würde die Schwangere gerne die Kurse besuchen, nun bangt sie aber vielmehr um die gesamte Betreuung durch das Team des Zentrums. „Es wäre sehr traurig, wenn das Zentrum schließen müsste“, sagt sie und sieht sich dabei im Untersuchungsraum um. Gemütlich eingerichtet ist er bereits ein Stück Heimat für Familie Loyal geworden. Seit Anfang 2013 ist Stefanie Loyal in der Betreuung des Familienzentrums und möchte diese nicht missen. „Hier fühle ich mich als Mensch behandelt und ernst genommen und nicht als irgendeine Nummer“, so die Schwangere. Sie hofft auf eine tragfähige Lösung für das Familienzentrum. Diese Anlaufstelle zu verlieren, wäre für sie undenkbar.

Beim freien Spielen im Kursraum genießen derweil etwa ein Dutzend Kleinkinder das Tollen und Toben – sie haben hier heute wieder viel gelernt. Von der derzeitigen Lage des Familienzentrums wissen sie nichts. Wenn sie es zu entscheiden hätten, würde sich an ihrem zweiten Zuhause wohl nichts ändern. (Sabrina Ilona Teufel)

Wer helfen möchte, kann unter www.geburtshaus-fulda.de/unterstuetzen Mitglied des Fördervereins oder Sponsor werden.+++

Dominika Loyal wurde zwar nicht im Geburtshaus geboren, ihre Mutter entschied sich dennoch für ...


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