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Kunstflieger beim Start beziehungsweise beim Landeanflug.
- Alle Fotos: Hendrik Urbin
23.05.08 - LAUTERBACH
In luftiger Höhe werden seit gestern über Lauterbach-Wernges im Vogelsberg die Hessischen Motorkunstflugmeisterschaften ausgetragen (ON berichtete: http://osthessen-news.de/beitrag.php?id=1150282 ). Insgesamt 22 Teilnehmer aus ganz Deutschland und dem europäischen Ausland fliegen in 16 einsitzigen Kunstflugzeugen nacheinander verschiedene Figurenkombinationen wie etwa den "Achtecklooping" oder den "Humpty-Bump". Gestartet wird in drei verschiedene Leistungsstufen wie "Sportsman" (Einsteigerklasse), "Intermediate" oder "Advanced". Am morgigen Samstagabend findet die Siegerehrung statt, bei der unter anderem der Hessenmeister gekürt wird.
Zum 15. Mal in Lauterbach-Wernges
Die rund sechs bis sieben Minuten langen Flüge werden von einer vierköpfigen Jury bewertet. Zehn Punkte können maximal erreicht werden. "Es gibt keine Geldpreise, es geht hier allein um den sportlichen Vergleich", betont Jürgen Leukefeld, Vorsitzender des German Aerobatic, einer Interessengemeinschaft für den Motorkunstflug. Veranstalter ist der hessische Luftsportbund. Seit 1990 findet die hessische Meisterschaft zum 15. Mal auf dem Flugplatz nahe Lauterbach statt. "Das ist hier ein kleiner, gemütlicher Platz; kein anonymer, ehemaliger DDR-Militärflugplatz, wo wir auch oft sind", so Leukefeld.
200 verschiedene Grundfiguren
Es gibt etwa 200 verschiedene Grundfiguren, deren Kombination unzählige Kunstflugfiguren ergeben. "Das ist wie in der Musik: Es gibt nur wenige Noten, aber unzählige Melodien", erklärt Leukefeld. In der Vertikale erreichen die kleinen Motorflugzeuge Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 300 km/h.
Kein günstiges Hobby
Der Kunstflug ist ein teures Hobby. Neu kostet ein Flugzeug zwischen 100.000 und 300.000 Euro. "Vielfach schließen sich aber Haltergemeinschaften zusammen um die Anschaffung gemeinsam zu schultern", erklärt Leukefeld. Außerdem sind auch Folgekosten wie Wartungsarbeiten und Versicherung - die bis zu 5.000 Euro pro Jahr kosten kann - einzukalkulieren. Auch der Sprit ist nicht billig: Das verbleite 100-Octan Benzin mit dem die Kleinflugzeuge fliegen ist nicht von der Steuer befreit und kostet um die 2,20 Euro pro Liter. Pro Stunde verbraucht eine Maschine etwa 120 Liter. "Die hohen Unterhaltungskosten haben dafür gesorgt, dass seit 1990 die internationale Teilnehmerzahl zurückgegangen ist", weiß Ernst Paukner, der 20 Jahre lang Chefwertungsrichter bei Kunstflugmeisterschaften war.
Faszination Kunstflug
Dennoch ist bei den Piloten die Begeisterung für den Kunstflug ungebrochen. "Das Erlebnis ist erstmal einfach eine geile Sache", so Leukefeld begeistert. Auch Maik Röhle - Teilnehmer in der Kategorie "Advanced" - pflichtet ihm bei: "Man befindet sich ständig in einer Art Grenzzustand - und dann in einer Wettbewerbssituation das Flugzeug zu berherrschen und trotzdem präsize zu fliegen - das macht für mich die Faszination aus."(jd)+++
120 Liter Sprit verbraucht eine solche Maschine pro Flugstunde.
Die unterschiedlichen Flugfiguren eines "Advanced"-Wettbewerbs.
Ob Pilot ...
... Zuschauer ...
... oder Wertungsrichter: Der Blick ist meist nach oben gerichtet.
Maik Röhle, Kunstflieger der Leistungsstufe "Advanced", im Interview mit osthessen-news.
Jürgen Leukefeld, Vorsitzender von German Aerobatics.