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FULDA Flüchtlinge im Zentrum der Bischofskonferenz

„Aus der Willkommenskultur muss eine Kultur der Integration werden“

22.09.15 - „Hier muss kraftvoll ein Zeichen gesetzt werden, hier muss etwas passieren“, betonte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx hinsichtlich der steigenden Zahl der Flüchtlinge. Denn sogar der Vatikan schaue aufmerksam und anerkennend auf Deutschland und den Umgang mit den Flüchtlingen. Aber wie wird es weitergehen hinsichtlich Politik, Gesellschaft, Gesetzgebung und Sozialsystemen? Genau mit diesen Fragen beschäftigt sich die diesjährige Bischofskonferenz und eigens dafür wurde der Erzbischof von Hamburg, Stefan Heße, zum „Sonderbeauftragten für Flüchtlingsfragen“ ernannt. Er soll sich ganz besonders mit den Themen Unterbringung, Flüchtlingsarbeit und Aktivitäten befassen und dabei helfen, diese besser zu koordinieren.

Kardinal Marx konnte während der Pressekonferenz auch aktuelle Zahlen der Flüchtlingshilfe der katholischen Kirche vorstellen, die in diesem Jahr bereits 98,6 Millionen Euro zur Verfügung gestellt hat. Die deutschen Bistümer haben mehr als 66,5 Millionen Euro an Sondermitteln für die Hilfe für Flüchtlinge in Deutschland bereitgestellt (nicht erfasst ist die außerordentliche Flüchtlingshilfe der Ordensgemeinschaften und der katholischen Verbände). Die kirchlichen Hilfswerke unterstützen Projekte für Flüchtlinge im Ausland mit 32,1 Millionen Euro. Neben der dringend notwendigen finanziellen Hilfe unterstützen die Bistümer, Hilfswerke, katholischen Verbände, Orden und Gemeinden ganz konkret vor Ort durch mindestens 800 mietfrei zur Verfügung gestellte Unterkünfte und Wohneinheiten und den Einsatz von mehr als 3.000 hauptamtlich eingesetzten Mitarbeitern. Außerdem informierte Kardinal Marx über die vielfältigen weiteren Angebote der Kirche. Insgesamt sind in der Flüchtlingshilfe mindestens 100.000 Ehrenamtliche im Einsatz.

Kardinal Rainer Maria Woelki (Köln), Vorsitzender der Caritas-Kommission der Deutschen Bischofskonferenz äußerte sich im Pressegespräch beeindruckt von der großen Hilfsbereitschaft der Ehrenamtlichen in den Pfarrgemeinden. „In Köln engagieren sich mittlerweile viele Menschen in unterschiedlichen Projekten dafür, Flüchtlingen ein herzliches Willkommen zu bereiten." Aber – und in diesem Punkt waren sich die Bischöfe einig – dürfe es keine Kultur des Willkommens bleiben, sondern müsse eine Kultur der Integration werden. Das könne umgesetzt werden, indem die Asylanten beispielsweise Anteil am Arbeitsmarkt bekommen. Allerdings gab Woelki auch zu bedenken, dass man bereits jetzt vorausschauend planen müsse. Denn mit der Möglichkeit zu arbeiten, käme automatisch auch eine Konkurrenz auf. „Die Frage ist nun: Wie weit lassen wir andere Kulturen und Religionen zu? Dieser Aufgabe müssen wir uns stellen und sie darf uns keine Angst machen.“

Fotos: Viktoria Gremm

Bischof Norbert Trelle (Hildesheim), der Vorsitzende der Migrationskommission der Bischofskonferenz, unterstrich während der Pressekonferenz die aktuellen Herausforderungen: „Die steigenden Flüchtlings- und Asylbewerberzahlen stellen unsere gesamte Gesellschaft vor immense Herausforderungen. In dieser schwierigen Situation sind sich die Christen in unserem Land ihrer besonderen Verantwortung für das Gemeinwesen bewusst. Aber es gibt allgemeine eine sehr große Solidarität außerhalb aller Konfessionen und nur so können wir es schaffen: als EINE Gemeinschaft. Denn für eine erfolgreiche Integration muss der Grundstein schon jetzt gelegt werden.“

Der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Ludwig Schick (Bamberg), erinnerte an die weltweite Verantwortung: „Mit ihren Partnern vor Ort tragen unsere Werke dazu bei, dass Menschen auf der Flucht überleben und in den Flüchtlingscamps oder in schlichten Wohnungen menschenwürdige Verhältnisse vorfinden. Hier geht es um ganz elementare Aufgaben: dafür zu sorgen, dass Menschen Zugang zu sauberem Wasser und Medikamenten erhalten, dass sie genug zu essen haben, im Winter nicht frieren müssen und vielleicht sogar eine sinnvolle Beschäftigung finden. Für viele Opfer ist auch die Bearbeitung der Traumata unverzichtbar, wenn sie je wieder mit Hoffnung in die Zukunft blicken sollen. Aber was wir dabei nicht vergessen dürfen: Wir MÜSSEN dafür sorgen, dass kein Mensch auf dieser Welt flüchten muss!“

Mit der Erklärung hätten Bischöfe und Laienvertreter gemeinsam gezeigt, dass die Flüchtlingsproblematik eine gesamtkirchliche und gesamtgesellschaftliche Aufgabe sei, vor der Deutschland keine Angst haben darf. „Ganz besonders in so einer Zeit sollen die Menschen ‚erneut‘ den Grund erkennen, wofür die Kirche da ist und wie sie helfen kann“, sagte Kardinal Marx. (pm/ph)+++


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