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20.07.08 - Poppenhausen

"Menschen sind der Motor": Dorferneuerung Rodholz & Ortschronik gefeiert

Gleich doppelten Grund zum Feiern hatten Bürger, Kommunalpolitiker und Behördenvertreter in der Rhöngemeinde Poppenhausen: sie konnten am Freitagabend in einem dreistündigen Festakt zugleich den Abschluss der sechs Jahre dauernden Dorferneuerung im Ortsteil Rodholz sowie die Veröffentlichung einer neu geschaffenen Dorfchronik mit dem Titel "Leben am Fuße von Pferdskopf und Eube" begehen.

Zum Festkommers im neu gestalteten Feuerwehrhaus Schwarzerden konnte der Ortsvorsteher von Rodholz, Markus Mihm, fast die Hälfte der rund 200 Einwohner - der am Dorferneuerungsprogramm Rodholz beteiligten Ortsteile von Poppenhausen - begrüßen. Als Ehrengäste wurden Bürgermeister Manfred Helfrich (CDU), der Erste Beigeordnete der Gemeinde Poppenhausen Hans-Jörg Hauke, der Vorsitzende der Gemeindevertretung Helmut Sapper, Helmut Vogler vom Fachdienst Dorferneuerung und ländliche Entwicklung beim Landkreis Fulda, Carsten Wienröder vom Planungsbüro Herget und Wienröder und der ehemaligen Oberbürgermeister von Fulda, Dr. Wolfgang Hamberger, willkommen geheißen.

Mihm betonte, dass die Dorferneuerung aufgrund der zahlreichen öffentlichen und privaten Maßnahmen erheblich zur Verbesserung der Ortsbilder von Rodholz - mit den Siedlungen und Wohnplätzen Schwarzerden, Güntersberg, Guckai, Kohlstöcken, Heckenhöfchen, Lahmenhof, Farnlieden und Altenweiher - beigetragen habe. Auch habe die Dorferneuerung das Miteinander und die Zusammenarbeit gefördert. Er dankte den beiden Arbeitskreisen „Dorferneuerung“ und „Dorfchronik“ für die hervorragende Arbeit, die viele freiwillige Stunden gekostet habe.

Mit der im Jahr 1972 durchgeführten Gebietsreform sei die ehemals selbständige Gemeinde Rodholz zur neu gebildeten Großgemeinde Poppenhausen (Wasserkuppe) gekommen, erinnerte Bürgermeister Manfred Helfrich. Die Rodholzer hätten zwar ihre Selbständigkeit aufgeben müssen, aber keineswegs ihr Selbstverständnis und Selbstbewusstsein verloren. Dies sei bei der Umsetzung der Dorferneuerung wieder "eindrucksvoll bewiesen" worden. Die Menschen seien "der Motor" der Dorfentwicklung, die vom Mitmachen lebe. „Bürgermitwirkung ist in diesem Zusammenhang Ziel und Weg zugleich“, sagte Helfrich.

Der Bürgermeister schilderte die Chronik der Dorferneuerung und nannte wichtige Zahlen: im Dezember 2001 erhielt der Ortsteil Rodholz vom hessischen Wirtschaftsministerium aus dem Förderprogramm für "kleine Orte" den Anerkennungsbescheid; die eigentliche Maßnahme dann von 2002 bis 2008 gelaufen.

Es habe insgesamt 60 Beratungstermine von Fachleuten für interessierten Teilnehmer gegeben. Für 30 Privatleute sei eine Förderung geleistet worden. Fast 250.000 Euro an Fördermitteln seien an die Bürgerschaft ausgezahlt worden.

Aber auch die Gemeinde selbst habe - in Kooperation mit dem Ortsbeirat Rodholz und dem Arbeitskreis Dorferneuerung - das Landesförderprogramm genutzt. "Wertschöpfende Projekte" im öffentlichen Bereich seien etwa Umbau und Erweiterung des Feuerwehrhauses in Schwarzerden mit Neugestaltung der Außenanlage, der Ortsmittelpunkt Rodholz als Bürgertreff und Wanderrast, das Herstellen von Fußwegeverbindungen am Ortseingang Rodholz und an der Kreisstraße 160 in Schwarzerden gewesen. Außerdem wurden ein Parkplatz mit Infotafel und Sitzbankgruppe angelegt, die historische Milchbank in Schwarzerden wiederhergestellt, eine Wanderrast mit Brunnenanlage in Kohlstöcken angelegt sowie das Backhaus in Güntersberg saniert. Die "öffentlichen" Gesamtkosten hätten bei knapp 310.000 Euro gelegen, von denen knapp 220.000 Euro bezuschusst worden seien.

Bürgermeister Manfred Helfrich dankte zahlreichen Beteiligten an der Dorferneuerung. Die größte Würdigung aber sprach er an die Bürger aus: in einem "großartigen Kraftakt" sei von den Bürgern die Außenanlage des Feuerwehrhauses in Rodholz-Schwarzerden nach den vorhandenen Plänen des Landschaftsarchitekten Klaus Heigel selbst erstellt worden. Durch dieses hohe ehrenamtliche Engagement der Rodholzer und die hervorragende Eigenleistung seien fast 100.000 Euro gespart worden. Denn nach der Kalkulation des Fachmannes hätte die Außenanlage 140.000 Euro gekostet, die Maßnahme in Eigenleistung der Bürgerschaft habe jedoch mit Kosten von nur 45.000 Euro fertig gestellt werden können.

Kaum ein anderer Ort habe sich so aktiv an seiner Dorferneuerung beteiligt wie Rodholz, stellte Helmut Vogler vom Fachdienst Dorferneuerung und ländliche Entwicklung beim Landkreis Fulda fest. Vogler überbrachte auch Grüße der Kreisgremien und des Landrats Bernd Woide und wünschte dem Ortsteil alles Gute für die Teilnahme am Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“. Carsten Wienröder vom Planungsbüro Herget und Wienröder lobte die gute Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Dorferneuerung. Der Leiter des Arbeitskreises, Eberhard Kümmel, sagte, die Dorferneuerung habe viel am Ortsbild verbessert und einen Anstoß zur Aufwertung der Guckai-See-Anlage gegeben. Vor allem bei der Erweiterung des Feuerwehrhauses hätten von Jung bis Alt alle mit angepackt und rund 3.800 Stunden Eigenleistung erbracht.

In seinem Vortrag „Betrachten - das Geheimnis der Agnes Mann“ berichtete anschließend Fuldas ehemaliger Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Hamberger über seine Begegnungen und seine Korrespondenz mit der aus Paderborn stammenden Wahl-Rodholzerin Agnes Mann, die in Güntersberg lebte und arbeitete. Er charakterisierte Agnes Mann als eine sehr begabte Künstlerin, die viele Techniken der bildenden Kunst beherrscht habe und als eine sehr gläubige Frau, deren Arbeiten vor allem „die Dimension des Göttlichen durchziehe“. Im Anschluss an den Vortrag konnte eine kleine Ausstellung mit Exponaten von Agnes Mann im Obergeschoss des Feuerwehrhauses besucht werden.

Neue Dorfchronik von Rodholz herausgegeben

Während des Festaktes wurde auch die über 260 Seiten umfassende und rund 900 Gramm schwere neue Ortschronik von Rodholz „Leben am Fuße von Pferdskopf und Eube“ vom Arbeitskreis „Ortschronik“ präsentiert und vom Bürgermeister "als Krone der Dorferneuerung" gelobt.

In der Ortschronik werde die über 500-jährige bekannte oder überlieferte Geschichte von Rodholz geschildert. Es fänden sich interessante Beiträge aus der Historie, über Bräuche von früher und Ereignisse der jüngeren Vergangenheit in dieser Streusiedlung am Oberlauf der Lütter unterhalb des Pferdskopfes, östlich von Poppenhausen. In der Schilderung der wechselvollen Geschichte "mit manchen Höhen und Tiefen" werde auch deutlich, dass die Rodholzer traditionell "zusammenhielten" und etwa in Notlagen, wie bei Bränden, gemeinsam handelten. Trotz der Streusiedlungen und Einzelhoflagen herrsche noch immer eine große Verbundenheit unter den Rodholzern, die auch in Zukunft gepflegt werden möge. An der Erarbeitung hätten fachlich auch der Heimatforscher Michael Mott - mit Wurzeln in Poppenhausen - beim historischen Teil bis zum 2. Weltkrieg sowie der heimische Fotograf Arnulf Müller mitgewirkt.

Vom Arbeitskreis "Dorfchronik" sprachen drei Autoren: Vorsitzender Markus Müller erzählte, er und sein Team hätten jedes Haus besucht, um Informationen über dessen Bewohner zu sammeln und Wissenswertes über Rodholz zusammenzutragen. "Tolle Unterstützung" durch die Bürger mit Beiträgen und Fotos schilderte Petra Sauer. Man habe viele interessante Geschichten ausgewertet und aus über 800 Fotos auswählen können. Der "zugezogene" Rodholzer Wolfgang Weiser betonte, dass ihm die Arbeit nicht nur viel Freude bereitet, sondern seine Verbundenheit mit Rodholz weiter vertieft habe.

Wer Interesse an diesem umfassenden und informativen "Nachschlagewerk" über Rodholz hat, kann die Ortschronik bei der Gemeindeverwaltung in Poppenhausen für 19,90 Euro erwerben.

Gruppenfoto mit Ortschronik (v.links): Helmut Vogler (Fachbereich Dorf- u. Regionalentwicklung beim Landkreis Fulda), Hans-Jörg Hauke (Erster Beigeordneter), Dr. Wolfgang Hamberger (früherer Oberbürgermeister der Stadt Fulda), Helmuth Sapper (vorsitzender der Gemeindevertretung), Lieselotte Hamberger, Bürgermeister Manfred Helfrich, Petra Sauer (Ortsbeirätin/Chronistin), Carsten Wienröder (Planungsbüro Herget & Wienröder), Wolfgang Weiser (Chronist), Markus Müller (Chronist), Markus Mihm (Ortvorsteher von Rodholz) und Eberhard Kümmel (Leiter Arbeitskreis Dorferneuerung). +++

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