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Alle im Publikum, die in Besitz eines Smartphones sind, konnten sich an der Umfrage beteiligen. Auch das Kloverhalten wurde thematisiert - Fotos:Gudrun Schmidl

WEITERODE Improvisations-Nummern mit dem Publikum

„So liegen sie richtig falsch“ – Bernhard HOECKER begeistert

11.04.16 - Mit seinen Auftritten bei der Parodiesendung „Switch“ hat er Kultstatus erreicht und wurde berühmt. Unvergessen auch seine ständige Präsenz als Rate-Fuchs bei „Genial daneben – Die Comedy Arena“. Mit seinem Programm „So liegen sie richtig falsch“ gastierte Bernhard Hoëcker am Sonntag im ausverkauften Ellis Saal in Weiterode, wandelte dabei auf den Pfaden der Erkenntnissuche und der Denkanstöße und vermittelt dem Publikum dabei scheinbar das Gegenteil – nämlich, dass es absolut richtig liegt.

Das schlitzohrige Energiebündel geht dabei unaufhaltsam und ohne Umwege auf seine Mitmenschen zu. Auf typisch hoëckereske Art widmet Bernhard Hoëcker sich deren Denkstrukturen, dreht und wendet diese im Scheinwerferlicht, klopft ab, bohrt nach, analysiert – und hilft der Welt wie immer auf die Sprünge, natürlich nie auf direktem Weg. Seine Sicht auf die Welt und die Dinge ist von einem gesunden Skeptizismus geprägt und er lässt erkennen, dass er diese Haltung auch dem Publikum empfiehlt, das sich von Lachsalven geschüttelt gern darauf einließ.

Scheinbar nichts entgeht dem geschulten Auge des Berufs-Nachfragers, die Evolution und ihre Fehler, Gott und die Welt sind ja nun auch ein wahrlich weites Feld. Er enttarnt die aberwitzigsten Wahrnehmungsverzerrungen und assistiert beim Entheddern – einen guten Ratschlag inklusive. Auch allzu Menschliches, Missverständliches – etwa die unterschiedlichen Grußbekundungen in verschiedenen Kulturkreisen – tritt zutage, wenn Bernhard Hoëcker loslegt. Er versteht es bestens, mit viel Wortwitz und Charme auf sich aufmerksam zu machen.


Dabei nahm sich der beliebte Schauspieler, Komiker und Moderator genügend Zeit für seine Improvisations-Nummern mit dem Publikum, wobei die Angesprochenen mit Witz und Schlagfertigkeit sein Programm beinahe in den Schatten stellten. Gleich zu Beginn wird das Publikum in den vorderen Reihen angequatscht, ausgefragt und auf die Schippe genommen. Live ist live und gerade bei Comedy ein Genuss mit einer ganz anderen Wirkung als im TV. Der Besucher weiß sicher: das ist wirklich alles aus der Lamäng. Auf Nachfrage, wer Internet nutzt, gibt es zum Entsetzen von Bernhard Hoëcker kein einziges Handzeichen in Ellis Saal, einige wenige Gäste aber nutzen seltsamerweise Smartphones und einer sogar Facebook ohne Internet.

Nur zwei der Anwesenden trauten sich, ihr abgeschlossenes Hochschulstudium zu beichten. Hoëcker selbst kann mit einem Volkswirtschaftsstudium aufwarten, das er immerhin bis zum Vordiplom durchhielt. „Früher sagte man Studium abgebrochen, heute wäre das ein Bachelor“. Einheimische und Touristen unter anderem aus Bad Hersfeld standen ihm Rede und Antwort und verwiesen auf das Prädikat Festspielstadt. Dass Dieter Wedel bei den Bad Hersfelder Festspielen als Intendant gewonnen werden konnte, lässt den Comedian kalt, denn Newcomer interessieren ihn nicht.


Eine Dame outete sich als Taucherin und erklärte auf Nachfrage, dass sie „im Wasser“ taucht. Bei dem Wasser handelt es sich nach ihren Angaben um den Indischen Ozean, wo sie die bunte Unterwasserwelt im Ägyptenurlaub bestaunte. Hoëcker war außer sich über so viel Unkenntnis in Erdkunde und auch das Publikum kringelte sich vor Lachen – jeder weiß doch, dass dort das Rote Meer beheimatet ist. Denkste … Hoëcker wäre nicht Hoëcker, wenn er sich in der Pause nicht schlau gemacht hätte. Zerknirscht bat er die Gescholtene um Entschuldigung, handelt es sich bei dem Roten Meer doch um ein Nebenmeer des Indischen Ozeans. Unser Gehirn macht Fehler, stellt der an sich Allwissende fest, bekennt aber auch, dass es Spaß macht, seine eigenen Irrtümer zu erkennen.

Das Gehirn gehörte sowieso zu den Themen des Abends. Bernhard Hoëcker verweist auf Menschen, die ihr Gehirn nicht nutzen, appelliert an Kinder, die aufpassen müssen, dass keine Lücken entstehen, wenn der Kopf weg vom Gehirn wächst, was böse Folgen haben kann. Denn solche Lücken sind unter anderem bei den Menschen vorhanden, die jeden Montag zum Dresdner-Flashmob antanzen, wo andere Leute ihre Lücken im Gehirn mit brauner „Scheiße“ voll labern. Übrigens sind 2/3 des Gehirns reines Fett, dessen Schwund man nicht mit einer Diät entschuldigen kann, erläutert Hoëcker, den Wissenschaftler in ihm raushängend.

Bernhard Hoëcker – im Fernsehen seit Jahren präsent. Ein absoluter Höhepunkt ...

Der Technik sei Dank …. die Liebesgeschichte der Bad Hersfelder wurde zeitnah auf ...


Der Brüller des Abends war allerdings ein äußerst sympathisches Ehepaar aus Bad Hersfeld, das in Kürze seine Silberne Hochzeit Weißbier trinkend in Bad Staffelstein feiern wird. Freimütig ließen sie voller Liebe zueinander und mit einer großen Portion Humor, die zu einer guten Ehe gehört, Bernhard Hoëcker und das Publikum an ihrem Kennenlernen teilhaben. Vor über einem Vierteljahrhundert stieg die junge Frau einfach so in das Auto des jungen Mannes. „Das war ein Fehler“, gibt die Silberbraut freimütig zu, die sich wahrscheinlich von der Schachtel Pralinen im Fond des Wagens angelockt fühlte. Als sie eingestiegen war, machte die Lichtmaschine schlapp, außerdem riss zeitgleich der Keilriemen, der mit den Nylons der Mitfahrerin ersetzt wurde. Bernhard Hoëcker war von dieser Liebesgeschichte so begeistert, dass er sie verfilmen möchte. Auch dieses Paar könnte von dem „4-Ohren-Modell“ von Schulz von Thun, das Bernhard Hoëcker vorstellte, profitieren, denn es ist erwiesen, dass besonders Ehepaare die ganze Zeit aneinander vorbei reden.

Bevor der Abend angesichts des auskunftsfreudigen Publikums völlig aus dem Ruder lief, nahm der Komiker den roten Faden seines Programms wieder auf, brach dabei auch eine Lanze für Vorurteile in manchen Situationen als Überlebensstrategie und besonders für die über eine Million Flüchtlinge in Deutschland, die er zahlenmäßig für verkraftbar hält. „Wir können unser Leben ganz normal weiter leben“, bekräftigt er, bedauert aber zeitgleich die Wirtschaftsflüchtlinge aus Bebra im Publikum.


Zum guten Schluss gab der bekennende Metal-Fan noch ein kleines musikalisches Lehrstück von seinem ganz persönlichen Verständnis von Zimmerlautstärke. Berhard Hoëcker präsentierte sich als Fernsehstar zum Anfassen, der selbst sichtlich Freude an seinem Auftritt in der Provinz hatte und, wie er zugibt, an diesem Abend viel gelernt hat. Ein großes Lob galt der kompetenten Mannschaft von Ellis Saal und vor allem der professionellen Sitzverteilung: „Alle Bekloppten wurden in den ersten Reihen platziert“. Einer der besten Comedians Deutschlands, der abschließend fleißig Autogramme schrieb, wurde mit frenetischem Applaus gefeiert. (Gudrun Schmidl) +++


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