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HÜNFELD Stadtwerke suchen nach der Ursache

Krankenhauskeim im Hünfelder Trinkwasser: "Alles andere als ungefährlich"

16.06.16 - "Pseudomonas aerogiuosa" heißt das Bakterium, das im Hünfelder Trinkwasser festgestellt wurde. Es ist der bekannteste nosokomiale Keim (Krankenhauskeim) und fühlt sich vor allem in feuchtem, stagnierenden Milleu wohl. Wie kann solch ein Erreger in das Trinkwassernetz der Zusestadt kommen, wo das Wasser ständig in Bewegung ist? Und ist das Bakterium für den Menschen gefährlich? Wir haben mit den Hünfelder Stadtwerken und der Hygiene-Expertin Dr. Ines Otto-Karg gesprochen.

"Dieser Erreger ist alles andere als ungefährlich. Der Umweltkeim kommt eigentlich überall vor, wo Feuchtigkeit ist - im Boden, der Luft, Nasszellen, Leitungen und so weiter", zählt die Fachärztin für Hygiene am Klinikum in Fulda auf. "Gefährdet sind vor allem immunsuprimierte Menschen, das heißt Patienten mit geschwächtem Immunsystem, Senioren mit entsprechenden Vorerkrankungen oder auch Säuglinge unter 1.500 Gramm Gewicht", erklärt die Expertin.

Infektionen der Harnwege oder von Wunden treten häufig auf. Oft sind Lungenentzündungen, regelmäßig aber auch Gerhirnhautentzündungen die Folge, die auch zum Tod der Patienten führen können. "Das Problem ist, dass der Keim viele Virulenzfaktoren aufweist und somit gegen viele Antibiotika und Desinfektionsmittel immun ist - er kann sich sehr gut an seine Umgebung anpassen. Die Mitarbeiter im Krankenhaus haben oft damit zu kämpfen", erklärt Ines Otto-Karg.

Dennoch: Die Umweltverordnung für Trinkwasser sieht nicht vor, das Wasser auf diesen Keim zu untersuchen. Mehr durch Zufall sind die Wasserwerke Hünfeld darauf gekommen: "Ein Kunde, der diese Überprüfung durchführen muss, hat uns auf die Belastung am Freitag hingewiesen - das Hünfelder Krankenhaus war es nicht", stellt Horst Höfer, technischer Leiter der Hünfelder Stadtwerke, klar. Noch am Freitag seien Proben im 190 Kilometer langen Trinkwassernetz genommen worden. Als sich der Verdacht bestätigte (die Tests dauern in der Regel vier Tage) wurde das Wasser vorsorglich gechlort und die Bevölkerung zum Abkochen aufgerufen.

In Hünfeld wurden an zwei Messpunkten jeweils eine Konzentration von 81 Koloniebildende Einheiten (KBE) pro 100 Milliliter beziehungsweise 92 KBE pro100 Milliliter "Pseudomonas aeruginosa" nachgewiesen. Der Grenzwert liegt bei Null. Somit lag eine verhältnismäßig hohe Konzentration vor. Bei Grenzwertüberschreitungen solcher Größenordnungen ist eine chemische Desinfektion ein probates Mittel zur Desinfektion der Trinkwasserversorgungsanlagen. Dabei wird nur so viel Desinfektionsmittel hinzudosiert, wie es die Trinkwasserverordnung vorgibt - maximal 0,3 Milligramm pro Liter. 

Ines Otto-Karg hält die Maßnahmen für angemessen und richtig: "Für gesunde Menschen ohne Immunschwächung ist der Keim in der Regel ungefährlich. Höchstens Infektionen von Augen, Ohren oder Wunden können auftreten." Bei den Stadtwerken läuft derweil die Ursachenforschung. Wie der Erreger in das Wasser gelangen konnte oder ob es sich um einen Probenfehler handle, ist noch völlig offen. Alle Tiefbrunnen und das Trinkwassernetz werden untersucht. "Wir haben jetzt gechlort und werden mit weiteren Proben überprüfen, ob der Erreger verschwunden ist", sagt Horst Höfer, "noch gilt die Bitte, das Wasser vorsichtshalber abzukochen. Wann wir Entwarnung geben können, steht noch nicht fest." (Julius Böhm) +++


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