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Hier hat Merinkus immer seine Pausen verbracht und dem Affen und dem Kaninchen zugeschaut. Jetzt ist das Gehege leer. - Fotos: Suria Reiche

FULDA "Die finanzielle Grundlage entzogen"

Heimattiergarten FD-Neuenberg: Affen-Gehege steht seit einer Woche leer

30.11.16 - "Tiere vergessen schneller als Menschen", dieser Meinung ist Ronald Merinkus. Es wäre schön, wenn er damit Recht hat. Denn dann wäre das schwarz-weiße Kaninchen, das viele Jahre lang seinen Käfig im Heimattiergarten in Fulda-Neuenberg mit einer Meerkatze geteilt und sich sogar richtig mit ihr angefreundet hat, nicht so traurig, wie man es als Mensch vermutet. Sein jahrelanger Freund musste nämlich umziehen. Der Vorsitzende des Heimattiergarten-Vereins, Peter Weber, hat die Meerkatze vor gut einer Woche nach München gebracht, wo sie nun in einer Auffangstation für Exoten lebt.

Das Kaninchen hat indes einen neuen Freund gefunden. "Tiere vergessen schneller." ...

"Sie hat da einen guten Platz bekommen", sagt Weber, der aber nicht bestreiten kann, dass ihm dieser Schritt alles andere als leicht gefallen ist. 15 Jahre lang hat er dem Äffchen eine Heimat gegeben. "Man gewöhnt sich ja an so ein Tier. Es ist nicht einfach, es dann wegzugeben", sagt er. Doch der Schritt war notwendig: Es war einfach niemand da, der dem Verein unter die Arme greifen wollte. Selbst die Sponsoren, die sich erst angeboten hatten, als der Verein aufgrund der Schließung des Heimattiergartens Schlagzeilen machte, sind inzwischen abgesprungen. Die Gründe dafür kennt Weber, will sie aber nicht nennen. "Ich habe mir schon genug Feinde gemacht."

Einer, der ebenfalls durch die Schlagzeilen auf den Verein aufmerksam wurde, jedoch bis heute geblieben ist, ist Merinkus. Am Dienstagmittag sitzt er auf einer Bank vor dem Gehege, in dem einst Affe und Kaninchen gemeinsam lebten, und schaut hinein. "Ich habe hier immer meine Pause verbracht und den beiden beim Spielen zugeschaut", sagt er, "manchmal hat der Affe sogar Fellpflege beim Kaninchen gemacht." Leider haben er und Weber es nie rechtzeitig geschafft, ein Foto mit dem Handy davon zu  machen. 

Dennoch sind sich die beiden sicher, dass das Kaninchen ein hervorragender Sozialpartner für die Meerkatze gewesen sei, die vor 15 Jahren gemeinsam mit ihren Eltern nach Neuenberg gezogen ist. "Als Vater und Mutter vor einem Jahr gestorben sind, hat mir ein Zoo-Tierarzt gesagt, dass ich das Kaninchen dazu tun soll. Und das hat sehr gut funktioniert", sagt Weber. Doch jetzt ist der Affe weg. Ein neues Gutachten, das die Größe der Käfige vorschreibt, setzte dem ungleichen Paar ein Ende. Und es hatte auch Proteste von Tierschützern gegeben, die die Unterbringung des Affen nicht artgerecht fanden.

"Das Innengehege hätte 15 Quadratmeter größer und die Decke einen Meter höher sein müssen. Das hätten wir finanziell nicht stemmen können, jetzt, wo uns die Besucher-Einnahmen aufgrund der Schließung für den Publikumsverkehrs fehlen", sagt Weber. Im Mai dieses Jahres hat das Veterinäramt beschlossen, dass der Park aufgrund von wiederholten Mängeln seine Pforten schließen muss. Jetzt fehlt den Mitgliedern des Vereins der Eintritt. Futter für die Tiere müssen sie aus ihrer eigenen Tasche finanzieren. "Und auch Spenden kommen nicht mehr viele."

Was jedoch nach wie vor groß ist, ist die Hilfsbereitschaft der Ehrenamtlichen. So wie die von Merinkus. Als er vor einigen Monaten las, dass der Heimattiergarten in Not ist, bat er sofort seine Hilfe an. "Tiere sind mein Leben", sagt er. Und er und Weber sind der festen Überzeugung, dass es eigentlich besser für den Affen gewesen wäre, wenn er seinen Lebensabend in gewohnter Umgebung und mit seinem Freund, dem Kaninchen, verbracht hätte. Doch der Umbau des Geheges hätte an die 10.000 Euro gekostet. Ein Betrag, den der Verein nicht hätte stemmen können. Und so musste die Meerkatze nach München ziehen. 

Die Vereinsmitglieder hoffen nun, dass dieser Umzug ein Schritt in Richtung Wiederöffnung ist. Doch mit der Schließung für Besucher sei ihnen die finanzielle Grundlage entzogen worden. "Wir werden im Winter einen erneuten Antrag stellen. Die Hoffnung, dass wir im kommenden Jahr wieder öffnen können, stirbt zuletzt." Bisher fehlen laut Veterinäramt noch entscheidende Genehmigungsvoraussetzungen. Den Platz im Innengehege des Affens haben die Vereinsmitglieder nun genutzt, um Federvieh unterzubringen, das aufgrund der Vogelgrippe umziehen musste. (Suria Reiche) +++


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