Archiv
Sabotageakt auf Windrad: Vandalismus-Serie rund um Eiterfeld geht weiter
09.01.17 - Hochsitze, Toilettenhäuschen, Müllcontainer an der Schule in Eiterfeld - alle standen sie im letzten Jahr in Flammen. Zudem wurde der Schulbriefkasten und ein Straßenschild in die Luft gesprengt und in mehreren Ortsteilen Wände mit rechtem Parolen beschmiert. In Großentaft brannten zwei Scheunen fast gleichzeitig. Ein trauriger Höhepunkt der Vandalismus-Serie rund um die Marktgemeinde im Norden des Kreises Fulda: Am zweiten Weihnachtsfeiertag drangen, wie die hessenschau berichtete, bislang unbekannte Täter in eine Windkraftanlage ein und zerstörten ein Steuerungsgerät. Bereits der dritte Angriff dieser Art. Schaden: 10.000 Euro.
"Bisher hatten der oder die Täter immer nur die Feuerlöscher umgeworfen und den Notausknopf betätigt, um die Anlagen abzuschalten. Dieses Mal war das aber kein Dummerjungenstreich", ist sich Stefan Kirchner, der die Anlagen vor Ort betreut und wartet, sicher. Er fand ein Schlachtfeld mit aufgebrochener Stahltür, abgeschlagenen Displays und Geräten vor. Inzwischen ist der Schaden wieder behoben und die Anlage zurück am Netz.
Fest steht: in Eiterfeld gibt es viele Windkraftgegner. Franz Giebel, Leiter des Ordnungsamts, erklärt warum: "Viele Leute im Ort sind davon nicht begeistert. Die neuen Windkraftanlagen sind auch nicht von der Kommunalpolitik gewünscht. Da hat das Regierungspräsidium das Einvernehmen der Gemeinde ersetzt und einfach entschieden." Fünf knapp 200 Meter hohe Windräder wurden im letzten Jahr bei Buchenau errichtet. Neun weitere sollen hinzukommen. Die Anschläge aber fanden an einem anderen Ort statt: zwischen Eiterfeld-Leimbach und Körnbach, wo bereits seit 15 Jahren zwei kleinere, "nur" knapp 90 Meter hohe Windräder stehen.
Deshalb hält Klaus Göbel von der IG Eiterfeld und gleichzeitig Besitzer des Tagungshotels "Schloss Buchenau" die hochkochende Diskussion für unnötig: "Es wird gemunkelt, Windkraftgegner seien für diese Anschläge verantwortlich. Natürlich sind die Wenigsten in der Gemeinde über die 200 Meter-Kolosse glücklich, aber das steht in keinem Zusammenhang. Die angegriffenen Windräder sind 15 Jahre alt und wurden damals kaum kritisiert. Jetzt stehen fünf riesige Windräder 1.000 Meter hinter meinem Schloss. Diese sind natürlich ein Dorn im Auge - und die neun weiteren, die kommen werden, auch." Polizei: "Eiterfeld kein Extremfall" Der selben Meinung ist Eiterfelds Bürgermeister Hermann-Josef Scheich, der nicht beunruhigt ist: "Es gibt keinen Anlass zu großer Besorgnis. Ich glaube nicht, dass die Taten in irgendeinem Zusam-menhang stehen - auch nicht mit den neuen Windkraftanlagen. Mit dieser Erscheinung, dass man mit öffentlichem und auch privatem Eigentum unpfleglich umgeht, kann man nicht zufrieden sein. Aber diese gibt es leider. Die Hemmschwelle ist gesunken." (Julius Böhm) +++