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HERINGEN (W.) "Gemeinsamen nach Wegen suchen"

23. "Kirchschicht" in Kalistadt - ökumenischer Berggottesdienst

13.02.17 - Am zweiten Sonntag im Februar ist jedes Jahr die traditionelle "Kirchschicht" der Bergleute - und in diesem Jahr war es zum 23. Mal. Das traditionelle "Bergdankfest" wurde im 16. Jahrhundert vom Pfarrer Johann Mathesius aus Joachimsthal im Erzgebirge in seiner Bergpostille erwähnt. Unter dem Jahr 1542 ist eingetragen: "Angefangen, am Fastnachtsdienstag den Bergleuten eine Predigt zu Halten."

Die Wahl dieses Termins dürfte mit der Bereitschaft der Menschen nach fröhlichen Tagen, anschließend auch zur inneren Einkehr bereit zu sein, zusammenhängen. Bei aller Fröhlichkeit, die bei den Bergfesten herrschte, im Mittelpunkt stand immer der Dank an Gott, dass er den Bergleuten seinen Schutz gab, der Dank für Ausbeute im letzten Jahr und die Bitte, die Bergleute auch im neuen Jahr vor Unfällen zu bewahren.

Bischof Martin Hein bei der Kirchschicht in Heringen (Werra) Fotos: Gerhard Manns

Heringens Bürgermeister Daniel Iliev (vorne rechts) in Bergmannskleidung ...

Mit einer Parade durch die Stadt ging es gemeinsam in die Stadtkirche

Mehrere hundert Bergbau-Kumpels aus Hessen, Thüringen und Sachsen, wo Bergbau betrieben wird oder wurde, kamen deshalb am heutigen Sonntagvormittag nach Heringen an der Werra. Die in Bergmannstracht gekleideten Bergleute zogen zunächst mit der Wintershaller Bergkapelle und ihren Vereinsfahnen in einer so genannten „Bergparade“ durch die Straßen der Stadt und dann in die evangelische Kirche von Heringen. Viele Ehrengäste beteiligten sich daran. Vor der Kirche wurden sie vom Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Prof. Dr. Martin Hein wie auch weiteren evangelischen und katholischen Amtsbrüder empfangen. Die Kirche selbst war mit vielen bergmännischen Symbolen geschmückt. Zu Beginn des Gottesdienstes wurde ein Signal und der Schichtspruch zur so genannten „Anfahrt“ ausgelöst.

In seiner Predigt ging Bischof Dr. Hein auch auf die Arbeitsplatzsituation im hessischen Kalirevier ein und sprach von einer „Stimmung, die sich verschlechtert, weil die Lage unsicher werde“. Sorge bereiteten die Auflagenfür die Einleitung der Salzlauge in die Werra oder die Verpressung in den Boden und auch das Niedrigwasser der Werra lasse die Produktion zum Erliegen kommen. Diese Umstände und Probleme seien für die Arbeitsplätze der Kumpel die größte Herausforderung im Jahr 2017. Der Ausgleich von Ökonomie und Ökologie sei „schwieriger, als sich das mache Außenstehende vorstellten“.

Die Evangelische Kirche begrüßte alle Anstrengungen von K+S, nach neuen Wegen für die Salzwasserableitung zu suchen. Die unterschiedlichen Interessensgruppen dürften auch nicht "besinnungslos aufeinander einschlagen", sondern müssten die jeweiligen Sachzwänge verstehen lernen: die Menschen mit der Sorge um Lohn und Brot wie andererseits etwa die Interessen von Naturschutz und Kommunen gegen die Versalzung des Grundwassers. Niemand wisse heute, wie es mit den Förderstätten in 50 Jahren aussehe - und deshalb müsse sich die Region langfristig darauf einstellen. Es gehe um einen Ausgleich, mit dem alle leben könnten - und dieser Prozess brauche gegenseitiges Vertrauen. Wörtlich sagte Bischof Hein: "Der Weisheit letzter Schluss ist noch nicht erreicht, es lohnt sich, gemeinsamen nach Wegen zu suchen". 

Von der Kirche aus marschierten dann alle wieder gemeinsam unter den Klängen der Bergkapelle zum Bürgerhaus Heringen, wo im Saal das traditionelle „Tzscherperfrühstück" für alle Teilnehmer und Gäste serviert wurde. Der Tzscherper ist ein feststehendes Messer und war ein unentbehrliches Werkzeug des Bergmanns. In der Zeit, als dem Bergmann für die Gewinnung der Erze nur Schlägel und Eisen zur Verfügung standen, diente er vor allem dazu, den Stiel an den Bergeisen zurechtzuschneiden sowie gebrochene Sprossen an den Fahrten (Leitern), die durch neue ersetzt werden mussten, zurechtzuschneiden. Natürlich benutzen die Bergleute das Messer nicht nur für die Arbeit sondern auch um damit über den Daumen ihr Brot zu essen, woraus die Tradition des Tzscherperfrühstücks entstand.

Zur Tradition des Wintershaller Bergmannsverein gehört auch das gemeinsame Singen des Bergmannslied (Steigerlied). Zur Siebten Strophe wird gemeinsam der Bergmannsschnaps getrunken. Beim Tzscherperfrühstück werden die freundschaftlichen Verbindungen zwischen Vereinsmitgliedern und Gästen gepflegt. +++


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