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Prof. Daniel Jaspersen mit einem endoskopischen Gerät - Fotos: Hendrik Urbin

FULDA Jetzt schon Ruhestand?

Prof. Dr. Daniel Jaspersen: "Ich bin ein schwieriger Chef!"

23.06.17 - "Ich bin ein schwieriger Chef!", sagt Prof. Dr. Daniel Jaspersen, Direktor der Medizinischen Klinik II für Gastroenterologie und Stoffwechselerkrankungen am Klinikum Fulda, über sich selbst. Bekannt ist der Arzt aus Fulda als medizinische Koryphäe. Seine Patienten schwören auf ihn und seine Fachkenntnis. Wie vielen von ihnen er das Leben wieder erträglich, weil beschwerdefrei gemacht hat, wie viele er definitiv gerettet hat, lässt sich nicht mit konkreten Zahlen belegen, wohl aber an der außerordentlich großen Wertschätzung ablesen, die ihm Kranke, wieder Gesunde und Kollegen entgegenbringen. 

"Da will ich arbeiten", dachte der Internist, als er 1989 nach Fulda kam ...

Klinikumssprecherin Barbara Froese (links neben Prof. Jaspersen) schätzt seine ...


Sein Fachgebiet, die Gastroenterologie befasst sich mit dem Verdauungstrakt des Menschen von der Speiseröhre über Magen, Dünn- und Dickdarm und den für die Verdauung nötigen Drüsen wie Galle und Bauchspeicheldrüse. Als Prof. Jaspersen vor 40 Jahren seine Facharztausbildung im Bereich der Inneren Medizin absolviert hat, waren noch alle inneren Organe Gegenstand der Ausbildung zum Internisten. Mittlerweile sind die Spezialisierung und die endoskopischen Untersuchungsmethoden weit vorangeschritten, vor allem die bildgebenden Verfahren wie Kernspin und CT sind an einem Krankenhaus der Maximalversorgung wie dem Klinikum Fulda Standard. "Ich wollte Internist werden", stand für den jungen Arzt fest, der sich nach seinem Studium in Kiel, Düsseldorf, Pittsburgh / USA und Marburg zunächst in Kassel niederließ, das aber nicht erfüllend fand.  So bewarb er sich später auf eine Stellenausschreibung in Fulda, das er bis dahin überhaupt nicht kannte und erinnert sich noch an seine Empfindung beim ersten Anblick des Klinikums 1989: "Ich war beeindruckt: da wollte ich arbeiten", stand für ihn fest.

Glaubt, er sei ein 'schwieriger Chef'


Nach sechs Jahren als leitender Oberarzt bewarb er sich um die Nachfolge seines Chefs , was hausintern nicht gleich akzeptiert wurde, weil vakante Chefarztstellen normalerweise mit externen Bewerbern, häufig mit solchen mit einer Universitätskarriere besetzt werden. Schließlich wurde es die einzige Hausberufung, die es im Klinikum überhaupt je gab, weiß die Pressesprecherin des Klinikums Barbara Froese. Auch bei seiner Habilitation ging der Mediziner nicht den üblichen Weg an der Universität, sondern erwarb die Professur extern durch wissenschaftliche Publikationen, die er neben seinem anstrengenden Klinikalltag erstellte. Das bedeutete de facto, dass er jeden Morgen von 5 bis 8 Uhr morgens an seinem Schreibtisch saß, um die die Forschungsarbeit neben dem anspruchsvollen Job als Chefarzt zu stemmen. "Das war kein leichter Weg, vor allem für die Familie", sagt der Vater zweier erwachsener Töchter in der Rückschau.

"Ich bin ein schwieriger Chef!"

Eine Diskrepanz besteht bei dem 65-Jährigen zwischen Innen- und Außensicht. Er halte sich für einen schwierigen Chef, sagt Jaspersen auf die Frage nach seinem Führungsstil. Die hohen Ansprüche an sich selbst, lege er auch bei seinen Mitarbeiter an: "Ich raste leicht aus und kann auch mal ungerecht reagieren", sagt Jaspersen. Meist folgt die in solchen Fällen rasch die aufrichtige Entschuldigung bei den Betroffenen. Wenn er wirklich ein so problematischer Chef wäre, müsste die Fluktuation in seinem Team ja sehr hoch sein. "Nein, die ist extrem gering", gibt er zu. Seine Mitarbeiter schätzen ihn auch für seine selbstkritische Art und wissen, welcher enormen Beanspruchung ein Arzt in seiner Position ausgesetzt ist. Einerseits ist der Druck hin zum ökonomischen Arbeiten kontinuierlich gewachsen, andererseits bringt die Aufgabe eine hohe Verantwortung für das Wohlergehen der Patientinnen und Patienten mit sich. Und nicht immer läuft alles rund. Das weiß Jaspersen aus seiner Tätigkeit als Gerichtsgutachter, die er seit zehn Jahren ausübt. "Das wird mein nächstes Standbein", gibt er einen Ausblick auf seinen aus seiner Sicht schon beunruhigend nahgerückten Ruhestand, denn dass der vitale Sportler die Hände in den Schoß legt, kann sich wohl niemand vorstellen.

Ja, er würde jungen Menschen den Medizinerberuf immer noch empfehlen, auch wenn die Belastungen hoch seien und über die Jahre eher zugenommen hätten. "Meine Töchter haben beide gesagt: Papa, never! und etwas anderes gemacht". Als Chefarzt treffe er häufig weitreichende Entscheidungen für und mit seinen Patienten und für seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Er legt aber Wert darauf, dass er sich nicht als alleiniger 'Bestimmer' versteht, sondern eher 'Kümmerer'. Dieses Selbstverständnis der ärztlichen Tätigkeit sei aber heute nicht immer präsent.

Sein Hobby, das Laufen, kann man dem durchtrainierten Athleten leicht ansehen, seine erklärte Vorliebe für Süßes hat keinerlei Chance, sichtbare Spuren zu hinterlassen. "Als ich meinen ersten Marathon in Frankfurt gelaufen bin, hab ich im Ziel geheult", erinnert er sich an die Quälerei. Aber sein ausgeprägter Ehrgeiz sorgt dafür, dass er bald die 36. Teilnahmeurkunde in der Königsklasse der Laufdisziplin bekommt. Außer dem Sport will er sich im Ruhestand dem Reisen verschreiben, wobei er die Rhön liebt und sich auf die Erkundung der immer noch neuen Bundesländer wie Mecklenburg-Vorpommern freut. Seine Nachfolge ist geregelt, der bevorstehende Wechsel "gut und richtig", versucht er den bevorstehenden Schritt zu akzeptieren.

Sein Team und seine Patienten können dem Ruhestand von Prof. Daniel Jaspersen aber definitiv nichts abgewinnen, der Verlust ist schmerzlich und das Klinikum verliert einen ebenso renommierten wie beliebten Chefarzt. Am Mittwoch, den 12. Juli ist um 17 Uhr die offizielle Verabbschiedung im Großen Hörsaal des Klinikums. Sein auf ihn eingeschworenes Team kann ihn dann vielleicht noch überzeugen, dass er einer der bestmöglichen Chefs überhaupt ist. (Carla Ihle-Becker)+++


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