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Gemeinsam mit Bauhofmitarbeiter Michael Fromm löst Wolfgang Strokosch das Lager aus dem Mühlstein. - Fotos: Barbara Enders

BISCHOFSHEIM Basalt und Bille

Arbeiten in der Braunsmühle gehen weiter

18.05.17 - Das große Antriebsrad aus Stahl liegt gut fixiert auf dem Anhänger des Mühlenbauers Walter Schuhmann aus Bad Kissingen. Es sorgte für den Antrieb des Mahlwerkes der alten Braunsmühle im Bischofsheimer Färberviertel – und nach der Renovierung wird es auch künftig wieder an alter Stelle im Einsatz sein. Dass das möglich sein wird, darum kümmern sich derzeit einige Handwerker, zu denen auch der Bischofsheimer Schreiner Günter Popeskul gehört. Popeskul half beim Ausbau des zentnerschweren Teiles, das ebenso wie die alten Mühlsteine aus dem Gebäude der Braunsmühle herausgebracht werden musste. Neben dem Wissen der Fachleute war ein wichtiges Werkzeug der mobile Autokran des Städtischen Bauhofes von Bischofsheim, ohne den die schweren Relikte nicht zu bewegen gewesen wären.

Neue Zapfen für den Antrieb

Eine der Aufgaben Günter Popeskuls wird sein, das große Antriebsrad mit hölzernen Zapfen zu bestücken, das im Ganzen als Zahnrad die Mühlsteine antreiben wird. Die alten Holzzapfen hat er bereits ausgebaut und eingelagert, um sie als Vorlage für die neuen zu verwenden. Von Natursteinmühlenbauer Wolfgang Strakosch aus Dillingen, dem letzten seiner Zunft in Deutschland, hat er schon Angaben hierfür bekommen, beispielsweise müssen die Zähne aus Weißbuche sein.

Die Mühlsteine werden gründlich vermessen, danach wird Wolfgang Strokosch die ...

Mühlsteine nach Maß

Wolfgang Strakosch war beim Ausbau ebenfalls vor Ort. Neben dem seiner Schätzung nach circa 20 Zentner wiegenden Antriebsrad wurden auch die beiden Mahlsteine, das Herzstück einer Mehlmühle, ausgebaut. Deren Gewicht schätzt er auf etwa 12 beziehungsweise 14 Zentner. Im Bauhof der Stadt hatte er die Steine aufgestellt und löste mit ruhigen gezielten Schlägen die Lager zur Aufnahme der Antriebswelle aus der Mittelbohrung heraus. Diese sollen später in die neu anzufertigenden Steine eingepasst werden, die er aus Eifel-Basalt herstellen wird.
Beim zweiten Mühlstein holte er sich Hilfe von Bauhofmitarbeiter Michael Fromm.

Das Stahlelement saß hier sehr fest im Mühlstein aus Porphyr, es wurde damals beim Einbau mit Holzkeilen fixiert und dann mit Gips vergossen. Damit der Gips nicht herausfließen konnte, waren die Ritzen mit Zeitungspapier ausgestopft.

Natursteinmühlenbauer Wolfgang Strakosch aus Dillingen, der letzter seiner Zunft ...

Das unscheinbar wirkende Antriebsrad der Braunsmühle ist ausgebaut, die Handwerker ...

Zeitzeugnis als Abdichtung

"Das Stück hier solltet ihr euch vielleicht aufheben", ist Strakoschs Rat an den Bauhofmitarbeiter. Es ist ein Fetzen Zeitungspapier, das Stück einer Titelseite einer Sonntagszeitung vom 11. November 1928. Daraus lässt sich schließen, dass diese Mühlsteine wohl kurze Zeit danach bearbeitet worden sind und seither in der Braunsmühle eingebaut waren.

Auch die ausgelösten Stahlteile übergab er dem Bauhof mit der Bitte, sie von Gips zu reinigen, bis er sie in die neuen Mahlsteine einbauen werde. Der nächste Arbeitsabschnitt bestand im akkuraten Aufmaß der Steine, die aus mehreren Teilen zusammengesetzt wurden. Die neuen Mühlsteine, die ebenso einen Durchmesser von 95 Zentimetern haben werden wie die ausgebauten, bearbeitet Wolfgang Stokosch von Hand. Sie werden aus einem Stück hergestellt.

Das Lager zur Aufnahme der Antriebswelle ist mit Holzkeilen eingeklemmt und mit Gips ...

Der Natursteinmühlenbauer Wolfgang Strokosch fand einen Zeitungsschnipsel vom ...

Ein zerknitterter Fetzen Zeitungspapier als Zeitzeuge.

Basaltsteine für feines Mehl

Der Eifel-Basalt hat besondere Eigenschaften, im Gegensatz zum relativ groben Sandstein sandet er beim Mahlen nicht ab und ist mit seiner dichten Konsistenz mit feinen Poren hervorragend zum Mehlmahlen geeignet.
Strakoschs Werkzeuge heißen Bille und Stockhammer, wobei ersteres wie ein Hammer mit zweiseitigem Stemmeisen aussieht und der Stockhammer wohl mit einem Fleischklopfer vergleichbar ist.

Wolfgang Strakosch ist Mühlenbauer mit Leidenschaft. Von seiner Arbeit berichtete er, dass sich das Stakkato der Schläge mit Bille und Stockhammer nach dem Herzschlag richte. Je Herzschlag zwei Hammerschläge, "da wird man nicht müde", erklärte er. Er hat auch einen Internetauftritt, auf den er gern verweist, hier sind kleine Filme zur Herstellung der Mühlsteine zu sehen.

Nachfolger gesucht

Da er der letzte Handwerker seiner Zunft ist, sucht er nach Interessierten, die sich von ihm anlernen lassen würden und die vielleicht auch schon bei den Mühlsteinen der Braunsmühle unterstützen möchten. Strakosch schätzt, dass das zu Beginn des nächsten Jahres sein wird. Dem jungen Helfer würde er gern eine Bille in die Hand geben und anleiten.

Wenn das Mühlengebäude der Bischofsheimer Braunsmühle soweit saniert ist, werden sich die Handwerker wieder vor Ort treffen. Das Mühlrad, das Walter Schuhmann mit seinen Handwerkern baut, wird dann die Mahlsteine von Wolfgang Strakosch antreiben und die alte Mehlmühle wieder zum Leben erwecken. (Barbara Enders)


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