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REGION Die MITTWOCHS-KOLUMNE

WIELOCH schreibt an (46) … die G20-Polizisten, die keine Ferraris sind

Zur PersonIn „Wieloch schreibt an“ richtet sich Jochen Wieloch (40) immer mittwochs in einem persönlichen Brief nicht nur an regionale Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Sport oder Kultur, sondern auch an Menschen des Alltags, die in den Tagen zuvor besonders aufgefallen sind und für positive oder negative Schlagzeilen gesorgt haben. Bei der Kolumne handelt es sich um eine Mischung aus Kommentar und Portraitierung, in der Jochen Wieloch mal sachlich, mal emotional lobt, kritisiert und bei Bedarf auch ordentlich Dampf ablässt. Der Petersberger kennt sich in den Medien Print, TV und Internet bestens aus und ist unter anderem als Spezialist für Unterhaltungs-elektronik gefragter Autor für zahlreiche Verlage, Magazine und Fachzeitschriften. Neben dem ZDF, 3sat und dem Bayerischen Rundfunk arbeitete der Germanist unter anderem auch für die Motor Presse in Stuttgart und auto-tv in München.

12.07.17 - Liebe Helden der Polizei,

ich weiß, ich bin heute populistisch. Emotional, wenig rational. Aber ich kriege ein Bild nicht mehr aus dem Kopf, das der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei in Baden-Württemberg veröffentlicht hat. Es zeigt Sie schlafend in voller Einsatzmontur auf den nackten Fliesen eines Hausflures. Ruhepause nach mehr als 48 Stunden Dauereinsatz. Keine Decken. Keine Getränke. Keine Privatsphäre. Nichts zu essen. Man hat einfach vergessen, dass Ihre Akkus als Polizei-Roboter irgendwann leer sind. Würde man Huskys nach einem Schlittenhunderennen so behandeln, die Tierschützer gingen auf die Barrikaden.

Am Wochenende kommen wieder mehr als 100 Ferraris in die Barockstadt. Liebe Ferraristi, bitte nicht falsch verstehen, Ihnen mache ich keinen Vorwurf. Ich vergleiche Äpfel mit Birnen. Aber es geht mir um das Bild, um den extremen Kontrast. Für die Luxuskarossen ist in der Esperantohalle bestens gesorgt. Hier ist es schattig und trocken. Perfekte Organisation, damit sich die Sportwagen wohlfühlen. Auch an einem Fläschchen Öl wird es nicht mangeln. Liebe Ordnungshüter, Sie verhätschelt man nicht. Die Art und Weise, wie Ihr „Auftraggeber“ mit Ihnen umgeht – und seien es nur Einzelfälle – ist beschämend. Sie setzen Ihr Leben aufs Spiel und werden wie Rostlauben mit leerem Tank in einem Hinterhof abgestellt. Es ist skandalös!

Liebe Polizisten, nach all den Eindrücken der vergangenen Tage: Wer will in Zukunft noch Ihren Job machen? Fliegende Gehwegplatten, Stahlkugeln, brennende Molotowcocktails. Sie mittendrin. Und zum Dank dürfen Sie in irgendeinem Hausflur pennen. Müssen sich jetzt anhören, was Sie in Hamburg alles falsch gemacht haben. Dass Ihre Taktik mangelhaft war. Sie zu wenig auf Deeskalation gesetzt, sich zu viel Zeit gelassen haben. Jeder drittklassige Staubsaugervertreter wird bei Firmenveranstaltungen mittlerweile hofiert. Ordentliches Hotel, vernünftiges Essen. Sie werden behandelt wie die Deppen der Nation. Von Respekt brauchen wir erst gar nicht zu reden.

Anerkennung erhält der Bundestrainer. Viel Geld. Und das Bundesverdienstkreuz. Sie kriegen Prügel, verbal und körperlich, werden nicht üppig bezahlt. Liebe Polizisten, für mich sind Sie nach dem vergangenen Wochenende erst recht die Aushängeschilder unseres Landes. Wir sollten Ihnen zujubeln. Stolz auf Sie sein. Am Wochenende haben Sie natürlich Dienst, wie immer. Sie sorgen für Ordnung und Sicherheit. Für einen reibungslosen Ablauf am Samstag auf unseren Straßen, wenn sie dröhnen – die bestens ausgeruhten Ferraris.

Mit herzlichen Grüßen

 


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