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FULDA Kurzserie zur Frankfurter Buchmesse (Finale)

Der Buchdruck in Fulda in der Frühen Neuzeit: Ein Fuldaer Dickschädel

15.10.17 - Johann Christoph Dempter war eine der schillerndsten Figuren in der Frühgeschichte des Fuldaer Buchdrucks. In der Barockstadt am 9. März 1731 getauft, wurde er zunächst Buchbinder, ging dann sechs Jahre auf Wanderschaft und wurde anschließend in Fulda Meister. 1753: Immatrikulation an der Adolfsuniversität. 1754: Hof- und Universitätsbuchbinder sowie Kauf der Küsterschen Buchdruckerei. Noch im selben Jahr trat er als Buchbinder, -händler und -drucker auf, was ihm Streit mit den anderen ortsansässigen Buchbindern einbrachte. Dempter, so der allgemeine Tenor, solle nur eines dieser Gewerbe betreiben. Der gab schließlich zähneknirschend klein bei und machte die Buchbinderei dicht – allerdings erst nach jahrelanger Bedenkzeit.

Im Jahr 1763 ersuchte er um die Bestallung als Hof- und Universitätsbuchdrucker. In der Folgezeit druckte er zunächst vornehmlich Kalender, Schul- und christliche Lehrbücher. Ab April 1765 erschien bei ihm auf fürstlichen Befehl auch die erste nachweisbare Fuldaer Zeitung mit dem Titel „Fuldaische Wöchentliche Policey- und Commercien Anzeigen“. Aber er druckte in der Folge inkorrekt und langsam. Man beklagte sich über fehlerhafte Katechismen und verzögerte Ausgaben der Kalender. Die Geistlichkeit, die Professoren und die Lotteriedirektion mussten ihre Sachen in Lauterbach und sonstwo in Druck geben, und Dempter wurde schließlich gekündigt.

Was folgte, war ein Kleinkrieg mit seinem Nachfolger, dem Würzburger Buchdrucker Johann Jakob Stahel, der beinahe schon groteske Züge annahm. Zwar war ihm das Drucken verboten worden, dies hinderte Dempter aber nicht daran, sich weiterhin Hof- und Universitätsbuchdrucker zu nennen. Er klagte vor dem Kaiserlichen Reichskammergericht und verlor den Prozess. Also druckte er heimlich als Privatdrucker weiter und bekam dafür eine Geldstrafe. Er schrieb eine Petition nach der anderen und erhielt – mehr aus Mitleid – schließlich die Erlaubnis, wieder als Buchbinder arbeiten zu dürfen. Diese wurde ihm aber schon bald wieder entzogen. Also druckte er wieder heimlich weiter. Stahel zeigte ihn an, und Dempters Haus wurde durchsucht etc. pp. - Es dauerte sieben lange Jahre, bis sich Johann Christoph Dempter in sein Schicksal fügte und 1777 eine Stelle als kleiner Beamter annahm. Er starb am 1. Februar 1804.

Epilog: Mit Tanz in eine neue Zeit

Ein Standbild zu Ehren des protestantischen Erbprinzen Willem Frederik von Oranien ...Fotos: Erich Gutberlet ((2)

Zwei Jahre bevor Dempter 1754 seine Arbeit als Buchdrucker in Fulda aufgenommen hat, war das Hochstift Fulda in den Rang eines Fürstbistums erhoben worden. Zwei Jahre bevor er starb, hat dieses nach der Vereinnahmung des protestantischen Erbprinzen von Oranien und Nassau wieder aufgehört zu existieren. - Der letzte in Fulda geborene Buchdrucker, der diesen tiefgreifenden Umbruch, der das Ende der Frühen Neuzeit markiert, miterlebt hat, war Amand Ney. Er teilte mit Dempter das Schicksal, sich gegen die traditionsreiche Würzburger Druckereifamilie Stahel, die über dreißig Jahre bis 1805 der Platzhirsch in Fulda war, durchsetzen zu wollen.

Ney wurde am 28. Mai 1760 in Fulda getauft, lernte das Handwerk in Stahels Buchdruckerei und war anschließend für elf Jahre in der Fremde. Er wurde Bürger von Straßburg und kehrte 1791 nach Fulda zurück, wo er zunächst wieder in Stahels Druckerei unterkam. Nach einigen Jahren kam die Entlassung, was Ney dazu zwang, seine eigene Winkelbuchdruckerei zu eröffnen. Was folgte, war ein ähnlich zermürbender Rechtsstreit, wie ihn schon Dempter gegen Stahel, der sich auf sein Privilegium exclusivum berief, geführt hatte.

Symbolbild: Pixabay

Gnadengesuche an den letzten Fürstbischof und an den Fürsten von Oranien blieben erfolglos. Doch erhielt er am 17. November 1802 die Erlaubnis, an gewisse Leute Tanzunterricht zu erteilen; für die vornehme Welt war der privilegierte Tanzmeister da und auch diesem durfte er keine Konkurrenz machen. Noch 1809 übte er diese Kunst aus. Heimlich hat er aber weiter gedruckt. - Heute ist nach Amand Ney eine Straße in Fulda benannt. Ende der Geschichte (Matthias Witzel) +++


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