Nach Donnerschlag - Renate Wandel zeigt Ausstellung in der Rotation31

08.10.17 - Die Luther gewidmete Ausstellung „Blitzschlag“ der Bad Hersfelder Künstlerin Renate Wandel war seit dem Frühjahr 2017 als Höhepunkt angekündigt: im Kapitelsaal des ehemaligen Bad Hersfelder Stifts, der heute als städtische Galerie genutzt wird, sollte diese am Freitag, 29. September, eröffnet werden. Dazu kam es nicht, denn in der Vorbereitungsphase schlug nicht nur ein Blitz ein, sondern es folgte ein Donnerschlag, ausgelöst von dem Bad Hersfelder Bürgermeister Thomas Fehling, der diese Ausstellung aus persönlichen Gründen letztendlich verhindert hat (Osthessen-News berichtete).

Da sie bei den Bad Hersfeldern Bürgerinnen und Bürgern „im Wort stehe“ und besonders viele Schulklassen schon lange an der illustrativen Ausstellung Interesse bekundet haben, zeigt die Künstlerin ihre Bilder nun dort, wo ihre Kunstwerke „geboren“ wurden. In der Rotation31, der ehemaligen Rotationshalle der Hersfelder Zeitung, konnten am Samstag die zahlreichen Gäste der Vernissage zwar nicht die komplette Ausstellung, aber den größten Teil davon in Augenschein nehmen. Pfarrerin Ute Bätzing und Michael Brossart gestalteten eine musikalische Andacht ganz im Sinne Luthers, der auch die Sprache der Musik beherrschte. Das erste Lied „Verleih uns Frieden gnädiglich“ war in seiner Doppeldeutigkeit schon fast
amüsant.

Pfarrerin Ute Bätzing und Michael Brossart gestalteten eine musikalische Andacht ...

Zur hohen Kunst- und Kulturförderung durch Luthers Kirchenreform von 1517 bis 2017 sprach Dr. Wolfgang Schenk, ehemaliger Leiter des Lutherhauses Eisenach, einführende Worte. Der Thüringer, der aus dem Kernland der lutherischen Reformation kommt, ist ein exzellenter Lutherkenner und machte deutlich, dass die christlichen Kirchen für das deutsche Volk und die Welt mehr getan haben als der Staat dazu in der Lage ist. Dies zeigt sich im vielfältigen und umfangreichen sozialen Bereich, im Bildungs- und Schulwesen sowie in der Kultur und Kunst. In launigen Worten und mit „thüringischem Größenwahn“ erläuterte er kenntnisreich und kurzweilig die einzelnen Lebensstationen des Reformators, angefangen beim „Blitzschlag“, der Luthers Leben verändern sollte. Natürlich ist ein Bild Luthers Aufenthalt in Bad Hersfeld gewidmet. Am 1. Mai 1521 riskierte er Kopf und Kragen, als er trotz Verbot der Bitte von Abt Crato entsprach und von der Kanzel der Stiftskirche predigte.

Mdl Torsten Warnecke (links) begrüßt Dr. Wolfgang Schenk

In der Rotation31 in der Klausstraße 31, die mit viel Charme und künstlerischer Note punktet, können die meist großformatigen Bilder natürlich nicht so präsentiert werden wie in der Galerie im Stift. Aber es ist trotzdem ein Gewinn, dass diese Ausstellung trotz aller Querelen im Vorfeld zum Trotz allen Interessierten doch noch zugänglich gemacht wird. „Noch nie hatte ich bundesweit so viel Reklame“, sieht die Künstlerin Renate Wandel die Vorteile des riesigen Medieninteresses an der öffentlich ausgetragenen Auseinandersetzung über ihre Darstellung von Bürgermeister Thomas Fehling als Karikatur unter dem Gesslerhut einer Wilhelm-Tell-Szene. Ihr Statement in ihrer damaligen Ausstellung „Alles Theater“ ist für Renate Wandel noch immer unverrückbar. Persönlich hegt sie keine Antipathien gegen den Bad Hersfelder Bürgermeister, betont sie und ergänzt: „Er aber wohl gegenüber mir“. Nun sollte die Ausstellung im Vordergrund stehen, dem guten Rat von Dr. Wolfgang Schenk folgend: „Über alte Dinge sollte man Gras wachsen lassen“.

Dr. Wolfgang Schenk (rechts), ein Luther-Kenner.

Luther in Bad Hersfeld

Die Ausstellung ist bis zum 12. November 2017 von Dienstag bis Samstag von 10-12 und 15-17 Uhr und Sonntag von 11-17 Uhr geöffnet. Ab dem 18. November 2017 wird die Ausstellung in der Galerie Kunst im Kutscherhaus in Fulda gezeigt. (Gudrun Schmidl) +++