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Die Macht des Wortes wurde musikalisch von der Kantorei vertieft - Fotos: Gudrun Schmidl

BAD HERSFELD Gottesdienst am Reformationstag

"Freiheit, Verantwortung, Gerechtigkeit" - Predigtimpulse von Michael Roth

01.11.17 - Am 31. Oktober 1517 hat Martin Luther Thesen veröffentlicht, in denen er die damalige Kirche scharf kritisierte. Um an diesen Beginn der Reformation zu erinnern, einigte man sich bereits am 6. Dezember 2012 auf einer Ministerpräsidentenkonferenz, das 500. Reformationsjubiläum 2017 mit einem einmaligen, arbeitsfreien, bundesweiten Feiertag zu begehen – auf Anregung der Evangelischen Kirche Deutschland.

Dekan Dr. Frank Hofmann

In der Gemeinschaft reformatorischer Kirchen in Europa und weltweit und zusammen mit der ganzen Gesellschaft feierte die Evangelische Kirche in Deutschland das Jahr 2017, den gestrigen Reformationstag als Höhepunkt mit zahlreichen Gottesdiensten, so auch in der sehr gut besuchten Stadtkirche in Bad Hersfeld. Dekan Dr. Frank Hofmann, Pfarrerin Dagmar Scheer und Pfarrer Frank Nico Jaeger gaben mit ausgewählten Texten aus der Feder von Martin Luther reformatorische Impulse, die von Staatsminister Michael Roth in zwei Predigtimpulsen eindringlich vertieft wurden und damit eine Bereicherung des Gottesdienstes waren. Seine Worte wurden mit spontanem Beifall gewürdigt.

Staatsminister Michael Roth gibt Predigtimpulse

Pfarrerin Dagmar Scheer, Pfarrer Frank Nico Jaeger und Dekan Dr. Frank Hofmann (von ...

„Von der Freiheit eines Christenmenschen“ schreibt Martin Luther im Jahr 1520: „Damit wir gründlich erkennen mögen, was ein Christenmensch sei und wie es um die Freiheit steht, die ihm Christus erworben und gegeben hat, wovon Paulus viel schreibt, will ich diese zwei Thesen aufstellen: Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemandem untertan. Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan“. Luthers Schlussfolgerung: „Ein Christenmensch lebt nicht in sich selbst, sondern in Christus und seinem Nächsten, in Christus durch den Glauben, im Nächsten durch die Liebe“.

Pröbstin Sabine Kropf-Brandau gehörte zu den Gottesdienstbesuchern

Einen weiteren reformatorischen Impuls richtete Luther 1520 an den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung. Luther schreibt dazu: „Wer aus der Taufe gekrochen ist, der kann sich rühmen, dass er schon zum Priester, Bischof und Papst geweiht ist – wiewohl es nicht jedem zusteht, ein solches Amt auszuüben“. Als dritter und letzter reformatorischer Impuls wurde „Von Kaufshandlung und Wucher“ aus dem Jahr 1524 ausgewählt. Luther mahnte seinerzeit an: „Es sollte nicht so heißen: Ich will meine Ware so teuer verkaufen, wie ich kann oder will. Sondern vielmehr so: Ich will meine Ware so teuer verkaufen, wie ich es muss oder wie es recht und angemessen ist. Weil dein Verkaufen eine Sache ist, die du deinem Nächsten gegenüber tust, soll es so in Übereinstimmung mit dem Gesetz und dem Gewissen geschehen, dass du es ohne Schaden und Nachteil für deinen Nächsten tust“.

Michael Roth, der als Mitglied des Bundestages (SPD) in der Opposition demnächst aus seinem Amt als Staatsminister im Auswärtigen Amt ausscheidet, benennt schwierige politische Debatten und Gewissensentscheidungen, die er treffen musste. „Vor der Verantwortung kann man weglaufen, aber nicht vor den Folgen des Nicht-Handelns“, zieht er Bilanz. Michael Roth, ein profilierter Protestant und Mitglied der Landessynode der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, verknüpft Glaubensfragen mit der Lebenswirklichkeit und betont, dass es Freiheit ohne Verantwortung nicht gibt. Diese Meinung vertritt er als Politiker, Bürger, Freund und Partner: „Das ganze Leben ist von Kompromissen geprägt, das ist oft schwierig“.

Seine reformatorisch geprägte Lebenshaltung bestärkt ihn nach eigenen Worten in seiner inneren Freiheit und hilft ihm, aufrecht, selbstbewusst und berührbar durchs Leben zu gehen und sich dabei seiner Verantwortung für den Nächsten, die Welt und die Zukunft bewusst ist. Er ruft die Gottesdienstbesucher dazu auf, ebenfalls Verantwortung zu übernehmen. Das fängt schon beim Konsumieren an, das von Solidarität mit dem Rest der Welt und der Achtung vor der Schöpfung geprägt sein sollte.

Im Gottesdienst am Reformationstag in der Stadtkirche wurden natürlich Luther-Lieder gesungen, zu denen das bekannteste Lied: „Ein feste Burg ist unser Gott“ gehörte. Die Kantorei unter der Leitung von Bezirkskantor Sebastian Bethge bereicherte den Gottesdienst mit herausragenden musikalischen Beiträgen. Anschließend konnten Mitwirkende und Gottesdienstbesucher bei einem Glas Orgelwein oder einem süffigen Lutherbier ins Gespräch kommen.

In Bad Hersfeld ist durch die laufende Leseaktion „Bad Hersfeld liest ein Buch 2017“ ein weiterer Gedankenaustausch rund um die „Luther-Bibel“ möglich. Am kommenden Freitag, 3. November, bieten die Evangelische Kirche und viele Menschen in und um Bad Hersfeld „Bibel to go - eine Reise durch Stadt und Nacht“ an. Los geht es um 19.00 Uhr in der Stiftsruine. Sebastian Bethge verwies zudem auf das Festkonzert „Faszination Luther“ am 5. November um 17.00 Uhr in der Stadtkirche. Karten können in der entsprechenden Buchhandlung erworben werden. (gs) +++

 


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