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Das Filmteam mit Felix Rudolph von Niebelschütz (oben links) und Khulud Sharif-Ali (oben, Dritte von lins) bei einer Drehpause - Foto: Kreis Fulda

FULDA Tanz - eine Ausdrucksform, die jeder versteht

"Kultur macht stark": Filmprojekt mit geflüchteten Jugendlichen

16.11.17 - Sprache, Bildung, Arbeit und Kultur gelten als wichtige Qualifikationen einer gelungenden Integration. In Kombination mit dem Spracherwerb ermöglichen vor allem Sozial- und Kommunikationskompetenzen eine aktive gesellschaftliche Teilhabe. Im Rahmen des Programms „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung seit 2013 durch außerschulische Angebote die kulturellen Bildung.

Im Landkreis Fulda wurde mit einer Gruppe von jungen geflüchteten Menschen ein Kurzfilm zum Thema „Tanz als Kulturgut“ gedreht. Zielgruppe waren junge Geflüchtete zwischen 18 und 26 Jahren, die in Gemeinschaftsunterkünften leben und keinen Zugang zu kultureller Bildung haben. Die Bildungskoordination für Neuzugewanderte des Landkreises begleitete das Projekt. Die Mitwirkenden planten und produzierten den Film unter Leitung des Medienpädagogen Felix Rudolph von Niebelschütz (filmreflex) eigenständig. Basierend auf einer lebensweltorientierten Arbeitsweise konnten sie die Story nach ihren Ideen und Wünschen umsetzen.

Entstanden ist ein Liebesfilm, in dem es zwischen dem verliebten Paar wegen eines kulturellen Missverständnisses zum Streit kommt - aber Freude können helfen, und es gib ein Happy End. Bei der Produktion ging es viel um Kommunikation. „Die Teilnehmer mussten sich für die Filmplanung und den Dreh viel unterhalten - und das auf Deutsch. Die Story musste besprochen werden, der Aufbau der einzelnen Szenen, die Dialoge und natürlich mussten die Absprachen zwischen Filmteam und Darstellern stimmen“, so von Niebelschütz. Auch habe das Projekt Gelegenheit geboten, sich über kulturelle Vorstellungen von Mann und Frau und Partnerschaft auszutauschen.

Der Tanz als Urform künstlerischen Ausdrucks nimmt eine zentrale Rolle in vielen Kulturen ein und gehört zum alltäglichen Leben. Durch das Filmprojekt sollte ein Perspektivwechsel im Selbst- und Weltbild der geflüchteten jungen Menschen erreicht und mit Hilfe der nonverbalen Ausdrucksformen Musik und Tanz ihr Selbstwertgefühl gestärkt werden. Die dahinter stehende Absicht war, mit Hilfe von Tanz und Musik aus der jeweiligen Kultur eigene Ressourcen zu entwickeln und bereits vorhandenes Wissen zu nutzen. Spracherwerb und Kompetenzförderung bleiben dabei zwar weiterhin wichtig - aber wie gestaltet sich der übrige Alltag der Jugendlichen?

Bei den Teilnehmern handelte es sich überwiegend um junge Erwachsene, die als unbegleitete minderjährige Ausländer nach Deutschland eingereist sind. Sie heißen Hayat, Majed, Tayyeb, Ward, Ferhad sowie Yarub und konnten zunächst mit dem Begriff der kulturellen Bildung nichts anfangen. Sie alle haben ihre eigene Geschichte, alle noch Verwandte in ihren Heimatländern. Darum gehe es bei dem Projekt jedoch nicht, unterstreicht die Bildungskoordinatorin für Neuzugewanderte, Khulud Sharif-Ali. Man dürfe diese Menschen nicht auf ihre Fluchtgeschichte reduzieren. „Wir müssen weg von einer Defizitorientierung und hin zu einer Ressourcenstärkung.“

Im Vordergrund sollten nicht Fragen wie „Was kann der junge Geflüchtete alles nicht?“ stehen, sondern Fragen wie „Was führt dieser Mensch mit sich? Wo liegen seine Stärken? Wie viele Sprachen spricht er?“, betont Sharif-Ali und berichtet, dass während der Drehpausen viel über das Ankommen in Deutschland und die Identitätsfrage diskutiert worden sei. Letztendlich gehe es beim Integrationsprozess um die Vermittlung eines positiven Bewusstseins für beide Identitäten. Dabei seien junge Geflüchtete auf Unterstützungsangebote in Form von Hilfe zur Selbsthilfe, Selbstbefähigung und einem Mehr an Selbstbestimmung angewiesen. (pm) +++


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