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Die Autoren der Steinbacher Dorfchronik: (v.l.) Sebastian Albrecht, Thorsten Pirkl, Ernst Niedek, Maria Hosbach, Oswald Herr und Gregor Bosold vor der St. Matthäus Kirche in Steinbach - Foto: Marian Wingenfeld/Bernd Vogt

BURGHAUN Der Bach? Die Bach?

Nach sechs Jahren Arbeit: Steinbacher bringen Dorfchronik heraus

Die Dorfchronik ist ab Sonntag für 30 Euro erhältlich Anschließend ist diese an folgenden Verkaufsstellen zu erwerben: Fleischerei Seng, Gasthof "Zum Adler", Marktgemeinde Burghaun, Café "Alter Bahnhof"

24.11.17 - Seit 700 Jahren gibt es das Dorf Steinbach, welches zur Marktgemeinde Burghaun gehört. Und damit ist das 1.600-Seelendorf 103 Jahre älter als gedacht. Herausgefunden haben das sechs Heimatkundler, die sich vor sechs Jahren das erste Mal trafen, um an der ersten Steinbacher Chronik in Buchform zu arbeiten. Am Sonntag ist es dann soweit: 700 Jahre Dorfgeschichte auf 528 Seiten sind endlich fertig.

Das Cover der Dorfchronik

Den Vorstandsmitgliedern des Arbeitskreises Dorfchronik Steinbach e.V. ist die Aufregung deutlich anzusehen, als wir uns am Dienstagabend im örtlichen Feuerwehraus treffen. Mit Sebastian Albrecht (erster Vorsitzender), Maria Hosbach (Frauenbeauftrage) und Thorsten Pirkl (zweiter Vorsitzender) waren drei von sechs Gründungsmitgliedern anwesend und erzählen uns mit funkelnden Augen über ihre Arbeit der letzten sechs Jahre.

Sechs Jahre Arbeit stecken in dem umfangreichen Buch Fotos

Auf den Sofas in den Steinbacher Wohnzimmern, in Archiven, Bibliotheken, Museen und natürlich auch in der Umgebung fanden die Nachforschungen statt. „Unser Ziel war bzw. ist es, eine Dorfchronik herauszubringen, die volksnah und auch gleichzeitig wissenschaftlich ist“, so Sebastian Albrecht, erste Vorsitzender des Vereins. Die Chronik verfügt aus diesem Grund ein sauber geführtes Quellenverzeichnis. „Wir haben sehr oft die Erfahrung gemacht, dass eine Quelle versiegt ist und wir nicht wussten, wo wir weitersuchen können“, erklärte Thorsten Pirkl.

Älter als gedacht

So fanden die Heimatkundler heraus, dass das Dorf Steinbach, welches übrigens nie unter der Herrschaft einer Adelsfamilie stand, bereits im Jahr 1319 das erste Mal urkundlich erwähnt wurde und nicht -  wie vorher angenommen - im Jahre 1422. Durch einen Aufsatz der Lokalgeschichte spürten die Autoren eine alte Urkunde aus dem Jahr 1319 in der Hochschul-und Landesbibliothek Fulda auf, die eindeutig das Steinbach bei Burghaun erwähnt. „Dr. Alessandra Sarbello Staub, Bibliotheksdirektorin im Priesterseminar, bestätigte uns die Echtheit der Urkunde und dass es sich hierbei wirklich um unser Steinbach handelt“, erklärte Albrecht, denn den Dorfnamen Steinbach gibt es nicht nur einmal. So gibt es zum Beispiel ein Steinbach im Taunus, Steinbach-Hallenberg (Thüringen) oder Steinbach am Attersee in Oberösterreich.

Aber was wäre ein Dorf ohne deren Bewohner? Bis zum Jahre 1945 wohnten in Steinbach 600 Menschen. Durch den Krieg kamen 170 Heimvertriebene in das osthessische Dörfchen, welche zunächst in „Aschollese“ (heute Landgasthof zum Adler) untergebracht wurden. Einer davon war Ernst Niedek, Mitherausgeber der Steinbacher Dorfchronik. Der heute 93-Jährige stammt aus Ebersburg im heutigen Tschechien. Ebersburg lag im früheren Kronland Böhmen. „Ernst hat schon früh angefangen über die Geschichte Steinbachs zu forschen - so zum Beispiel über das jüdische Leben oder Auswanderung“, erklärte Sebastian Albrecht.

Steinbach und seine Bewohner

Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts hatte Steinbach nämlich eine große jüdische Gemeinde. „Bis zu 60 Juden lebten hier und hatten ebenso ihre Synagoge“, so Albrecht. Einige Steinbacher zog es, wie viele andere Deutsche, in das neu entdeckte Amerika. Ihre Wurzeln haben diese aber nie wirklich vergessen.

Ein Einblick in die Haus-und Hofchronik

„Letztes Jahr durfte ich eine Familie bei mir zu Hause begrüßen, deren Vorfahren vor drei Generationen ausgewandert sind. Gemeinsam haben wir dann das Haus besucht, in denen sie lebten“, erklärte Maria Hosbach. Und so machten sie die sechs ebenfalls an die Arbeit und widmeten allen Steinbacher Häusern und Höfen eine eigene Chronik. „Hier steht alles drin, was interessant und wichtig ist. Vom Dorfnamen bis zur Hausgeschichte und Bewohnerliste ist dort alles zu finden“, sagte Sebastian Albrecht stolz. Ebenso sind jeweils ein aktuelles und ein historisches Bild des Anwesens zu finden.

Nach sechs Jahren und etlichen Stunden konzentrierter Arbeit sind Sebastian Albrecht, Maria Hosbach, Thorsten Pirkl, Ernst Niedek, Gregor Bosold und Oswald Herr am Ziel: die Dorfchronik ist fertig. „Wir haben viel Leidenschaft und Hartnäckigkeit in diese Chronik gesteckt, um für die nachfolgenden Generationen die Geschichte unseres einzigartigen Dorfes festzuhalten“, so die drei Verantwortlichen unisono. Neben den bereits erwähnten Themen geht es ebenso um das kirchliche Leben, Bildung, Gewerbe-und die Vereinschronik. Unterstützt wurde der Arbeitskreis Dorfchronik e.V durch Spendengelder und von Simon Sauerbier, Bürgermeister der Marktgemeinde Burghaun. 

Der Verkauf der Chronik „Der Bach? Die Bach? – Steinbach. Einblicke in rund 700 Jahre Dorfgeschichte“ findet am Sonntag (18 Uhr) im Steinbacher Landgasthof zum Adler statt. Mancher wird sich fragen, warum denn „die Bach“. Das ist ganz einfach erklärt: „Für die Steinbacher ist ihre „Bach“ weiblich. So sagen und schreiben sie es - egal, was die deutsche Grammatik dazu sagt. Für Auswärtige und vor allem den Lehrkörper ist es von jeher ein aussichtsloses Unterfangen, die Steinbacher Einwohner beim Artikel des Hauptwortes „Bach“ zu korrigieren.“  (Franziska Vogt) +++


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