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Die Luther-Bibel stand im Mittelpunkt der diesjährigen Leseaktion. - Fotos: Gudrun Schmidl

BAD HERSFELD Leseaktion 2017 beendet

Die Sprachgewalt der Lutherbibel - Abschlussveranstaltung mit Botschaft

25.11.17 - Die Bibel – ein Buch der Superlative. Es war die Idee und der Vorschlag von Dr. Thomas Handke, im 16. Jahr der Aktion „Bad Hersfeld liest ein Buch“, die Bibel auszuwählen. Handke, der zugleich Ideengeber der Leseaktion und Vorsitzender der Auswahljury ist, hat damit den Nerv der Zeit getroffen. Viele Menschen haben sich in den vergangenen vier Wochen engagiert und ebenso viele Menschen mit ihren Vorträgen, Gesprächen, Lesungen und Initiativen wie „Bibel to go“ zu verschiedenen Themen an unterschiedlichsten Orten erreicht.

Andreas Winter und Helgo Hahn

Am Donnerstagabend wurde die Leseaktion in der gut besuchten Stadthalle beendet. Die Abschlussveranstaltung glänzte mit einem bunten und vielfältigen Programm, durch das Pfarrerin Imke Leipold und HZ-Redaktionsleiter Kai Struthoff erfrischend und geistreich führten, namhaften Gesprächspartnern wie Pröpstin Sabine Kropf Brandau, Dr. Dr. Benjamin Hasselhorn (Kurator der Ausstellung zum Reformationsjahr in Wittenberg) und Maximilian Wigger (Schauspieler der Bad Hersfelder Festspiele „Martin Luther – Der Anschlag), und der einfühlsamen musikalischen Begleitung durch Helgo Hahn am Klavier und Andreas Winter am Saxophon.

Pfarrerin Imke Leipold im Gespräch mit Maximilian Wigger (links)

Blickfang auf der Bühne war das farbenprächtige Chagall-Schöpfungsfenster, das die Klassen F 6.1 und F 6.2 der Konrad-Duden-Schule für ihre Präsentation geschaffen haben. Einer Sprachsymphonie, initiiert vom Interkulturellen Zentrum, folgte die Deutung der Schöpfungsgeschichte aus Sicht von Schülerinnen und Schülern der Geistalschule, die später ihre Gedanken zu ihrem Verhältnis zu Gott, der Kirche und ihrem Glauben in Poetry-Slam-Texten vortrugen. Einen Trickfilm zu Martin Luthers Wurf mit dem Tintenfass, das ergreifende szenische Spiel „Hohelied der Liebe“ sowie ein Video mit Bibelversen in verschiedenen Sprachen, wurden von Schülerinnen und Schüler der Konrad-Duden-Schule präsentiert. Die Gesamtschule Obersberg, die sich ebenfalls an der Leseaktion beteiligt hat, steuerte mit der Lesung aus dem Buch Rut einen besonders tiefsinnigen Beitrag aus der Fülle des Erarbeiteten bei.

Dr. Dr. Benjamin Hasselhorn

Dr. Thomas Handke (Mitte), Initiator der Leseaktion

„Overkill Luther?“ Kai Struthoff wollte wissen, ob das 500. Reformationsjubiläum angemessen gefeiert wurde. Pröpstin Sabine Kropf-Brandau bejahte die Frage, ist aber froh, dass es jetzt vorbei ist. Dr. Dr. Benjamin Hasselhorn, mit 31 Jahren einer der führenden Luther-Experten, war es nicht zu viel, im Gegenteil. „Es war fast zu wenig“ und weiter: „Luther ist als Mensch interessant. Er hat Weltgeschichte geschrieben, gehört zu den bekanntesten Deutschen weltweit. Er hat existenzielle Lebensfragen gestellt, damit kann man sich nicht genug befassen“, fasst er seine Begeisterung für den Reformator zusammen. Hasselhorn, der mit Leib und Seele Lutheraner ist, schätzt die Sprachgewalt der Lutherbibel, die für die deutsche Sprache und Kultur gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. „Luther ist jemand, der hat anderen Menschen seine Meinung ins Gesicht geklatscht“.

Hasselhorn ist sich sicher, dass man als Deutscher an Luther nicht vorbei kommt. „Er gehört zu unserer DNA“. Er wünscht sich, dass die Protestanten einen Weg finden, mit lutherischer Wucht und authentisch über den Kern ihres Glaubens zu reden und ihrem Gewissen zu folgen. Der Kurator berichtete zudem über seine Erfahrungen während der Ausstellung zum Reformationsjahr in Wittenberg. Die meist gestellte Frage der Besucher lautete: „Wie stehen sie zu Martin Luthers Antisemitismus?“

Die Gesprächspartner wurden auch zu ihrem ersten Zugang zur Bibel befragt und zu ihrem liebsten Bibeltext. „Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein“ (1 Mose 12,2) war nicht nur der Konfirmationsspruch von Pröpstin Sabine Kropf Brandau, sondern begleitet ihren beruflichen Weg als Geschenk und Auftrag. „Das Hohelied der Liebe“ (1 Korinther 13) zog sich durch den Abend als szenisches Spiel, als mehrfach genannter Lieblingstext und in der Lesung von Maximilian Wigger. „Ich bin kein Christ“, bekundete er und ergänzte: „Ich bin auch nicht sehr Bibel belesen“. Der frühere Katholik, der sich später dem evangelischen Glauben zuwandte, hat inzwischen den Buddhismus für sich entdeckt. Er erzählte aus seinem Erfahrungsschatz als Schauspieler im diesjährigen „Luther-Stück“, das auch von den Kunstschaffenden selbst kontrovers diskutiert wurde. Mit dem gemeinsam gesungenen Irischen Segen „Möge die Straße uns zusammenführen“ endete die diesjährige Aktion „Bad Hersfeld liest ein Buch“, getragen von der Hoffnung auf eine Fortsetzung im kommenden Jahr. (Gudrun Schmidl) +++

 

 


HZ-Redaktionsleiter Kai Struthoff im Gespräch mit Stadtrat Dr. Rolf Göbel (links) ...


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