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Gruppenbild mit Dame ... und zwar der Dame von der Deutschen Herzstiftung, Sonja Höck, mit den Referenten des Tages (von links): Dr. Reinhard Funck, Dr. Klaus Edel, Dr. Dieter Fischer, Dr. Stefan Steiner und Dr. Jürgen Graff. - Foto: Klinikum Hersfeld-Rotenburg

ROTENBURG/F. Fünf Fachvorträge

Herzwochen im Herz-Kreislauf-Zentrum - "Sind bestens aufgestellt"

12.12.17 - An einem typischen Herbsttag fanden sich trotz entsprechenden Wetters rund 100 Interessierte im Festsaal des Herz-Kreislauf-Zentrums ein. Erstmals zu einer neuen Uhrzeit am frühen Abend angeboten, hatten das HKZ und die Deutsche Herzstiftung zur Fortsetzung der Arzt-Patienten-Seminare eingeladen. Im Rahmen der Herzwoche drehte sich alles um die Herzschwäche.

Die Herzschwäche (Herzinsuffizienz) ist eine ernste Erkrankung und nimmt auch aufgrund der steigenden Lebenserwartung an Häufigkeit weiter zu. Die gute Nachricht: In den letzten Jahren sind große Fortschritte bei den Therapiemöglichkeiten erzielt worden. Im HKZ ist man bestens aufgestellt, um Patienten mit den Symptomen einer Herzschwäche zu helfen. Im Laufe des Abends bekamen die Zuhörer in fünf Fachvorträgen einen umfassenden Eindruck davon.

Chefarzt Dr. Dieter Fischer, der den Abend moderierte, versäumte es nicht, mit Sonja Höck die neue Repräsentantin der Deutschen Herzstiftung im Saal zu begrüßen. Gemeinsam mit Jörg Viel, der bisher den Bereich Bad Hersfeld betreute, wird sie künftig den gesamten Kreis Hersfeld-Rotenburg seitens der Herzstiftung mit Informationen zum Thema Herzgesundheit versorgen. Beide freuen sich auf ihr neues Aufgabengebiet und den ehrenamtlichen Einsatz für die Herzpatienten unserer Region.

Den Vortragsreigen eröffnete Dr. Reinhard Funck, der die Symptome einer chronischen Herzschwäche beschrieb. Es ist ein großes Problem, dass Betroffene die Symptome wie Atemnot, Leistungsabfall, geschwollene Beine oft als altersbedingt fehleinschätzen und resigniert hinnehmen. „Wenn sich Luftnot in Ihr Leben einschleicht, sollten Sie immer ärztliche Hilfe holen“, so der Chefarzt, der im HKZ für Kardiale Bildgebung und Funktionsdiagnostik zuständig ist. Er erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass man auch bei Erkrankungen der Lunge im HKZ an der richtigen Adresse ist, denn seit einem Jahr arbeitet dort die Klinik für Pneumologie unter der Leitung von Prof. Dr. Ulrich Wagner eng mit den Kardiologen zusammen.

Die medikamentöse Behandlung der Herzinsuffizienz war das Thema des Vortrags von Dr. Dieter Fischer. Seine Abteilung ist die Allgemeine und Interventionelle Kardiologie / Koronare Interventionen. Er stellte eine Reihe von Medikamenten wie Betablocker, ACE-Hemmer u. a. mit ihren Wirkungen und Nebenwirkungen vor und kam zu dem Schluss: „Wenn jemand mit einer Herzschwäche diese Medikamente nimmt, lebt er länger.“ Gleichzeitig empfahl er die jährliche Grippe-Impfung für diese Patientengruppe, da sie einer erhöhten Infektionsgefahr ausgesetzt ist. Und er hatte noch einen weiteren Tipp parat: „Die tägliche Gewichtskontrolle ist die kostengünstigste Möglichkeit, einen Krankenhausaufenthalt zu vermeiden.“ Eine deutliche Gewichtszunahme in einem kurzen Zeitraum deute in der Regel auf eine Verschlechterung der Krankheit hin. Aus diesem Grund verteilt die Herzinsuffizienz-Ambulanz Herztagebücher zur Kontrolle der eigenen Werte an die Patienten.

Von der Rhythmologie des Hauses kam Chefarzt Dr. Stefan Steiner direkt aus dem OP in den Festsaal und widmete sich seinem Lieblingsthema: Herzschrittmacher und Defibrillator. Er erklärte den Unterschied – was braucht man wofür –, verglich verschiedene Herzrhythmen und zeigte die Probleme auf, z. B. bei Kammer-Rhythmusstörungen. „In der Geschichte des Defis, der als Schutz vor dem plötzlichen Herztod eingesetzt wird, sind die Geräte im Laufe der Jahre immer kleiner und besser geworden“, so „Elektro-Steiner“, wie der Mediziner im Hause genannt wird. Auch die Funktion und den Einbau eines Herzschrittmachers verdeutlichte der Rhythmologe mit anschaulichen Graphiken und Röntgenbildern. Des Weiteren erklärte er, wie man einen deutlich erhöhten Puls mithilfe einer Ablation wieder in einen normalen Takt bekommen kann. Das ist seine tägliche Arbeit im Katheterlabor für Elektrophysiologische Untersuchungen.

Für die Herz- und Gefäßchirurgie hatte der Leitende Oberarzt Dr. Jürgen Graff das Wort. In seinem Vortrag beschrieb er die kompletten Möglichkeiten der Rotenburger Herzchirurgie, insbesondere die Behandlung von Herzklappenfehlern. Dabei ging er natürlich auf die jüngsten Entwicklungen ein: Seit 2010 verfügt das HKZ über einen Hybrid-OP-Saal, um Herzklappen schonend mittels Katheter – ohne Öffnung des Brustkorbes – einzusetzen. Überhaupt lobte er die enge Zusammenarbeit von Chirurgen und Kardiologen: „In unserem Herzteam gehören beide Disziplinen von Anfang an ins Boot, um frühzeitig zu sagen, was für den Patienten die richtige Option ist.“ Auch der Einbau von Herzunterstützungssystemen, sogenannte Kunstherzen, gehört zum Spektrum der Rotenburger Herzchirurgie. Graff: „Unser ältester Patient lebt seit fünfeinhalb Jahren mit einem Kunstherz. Er wollte zur heutigen Veranstaltung kommen, hat aber leider Spätschicht.“

Und spät war es dann bereits nach dem vierten Vortrag, schließlich hatten die Gäste zwischendurch auch Gelegenheit, Fragen zu stellen. Dr. Klaus Edel, Chefarzt der Kardiologischen Rehabilitation, besann sich deshalb bei seinen Ausführungen zum „Sport bei Herzschwäche“ auf die Tugenden eines Sprinters und erledigte den Schlussspurt des Abends mit Bravour. „Fitte Herzpatienten leben länger“, gab er als Parole aus und stellte empfehlenswerte Aktivitäten für diese Patientengruppe vor. Wandern und zügiges Gehen steht für ihn an erster Stelle, aber auch Fahrradfahren hält er für ideal. Im Winter könne dieses auf einer Rolle oder als Ergometertraining zu Hause passieren. Wichtig sei aber immer das richtige Maß, das bei 60 bis 75 Prozent der maximalen Herzfrequenz liege. Unter dem Motto „Laufen ohne Schnaufen“ lobte er ambulante Herzgruppen als gute Möglichkeit, unter ärztlicher Anleitung aktiv zu werden. Edels sportliches Fazit: „Wer das Gefühl hat, dass sein Nabel ein bisschen zu weit von der Wirbelsäule entfernt ist, sollte sich mindestens fünfmal in der Woche für 30 Minuten bewegen.“

Im Anschluss kamen einige Teilnehmer ins Gespräch mit den Medizinern, und alle durften sich vor dem Heimweg noch mit einem deftigen Eintopf aus der Klinikküche stärken. +++


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