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- Fotos: Gudrun Schmidl

HERINGEN (W.) Claus Heymann als Autor und Regisseur

"Der gebrochene Flügel": Erwachsenen-Krippenspiel in der Stadtkirche

19.12.17 - Ein Engel hat sich zur Aufgabe gemacht, den Menschen die Frohe Botschaft näher zu bringen. So reist er von Ort zu Ort und versucht, Menschen mit Hinweisen und Gedanken, die er ihnen eingibt, auf den Weg zu Gott zu leiten. Aber die Menschen wollen die Botschaft einfach nicht verstehen. So bricht ein Flügel des Engels im Kummer um die Welt, und kurzerhand bestellt der himmlische Bote die vier Evangelisten Markus, Matthäus, Lukas und Johannes zur Krisensitzung ein.

Claus Heymann ist Autor und Regisseur des Erwachsenen-Krippenspiels

So beginnt das Erwachsenen-Krippenspiel mit dem Titel „Der gebrochene Flügel“, das am Sonntagabend in der voll besetzten Heringer Stadtkirche aufgeführt wurde. Bereits am Samstag war die Kirche bei der öffentlichen Generalprobe sehr gut besucht. Claus Heymann, der auch das diesjährige Erwachsenen-Krippenspiel geschrieben hat, wollte die Aufführung in diesem Jahr eigentlich ausfallen lassen, da der vierte Advent als traditioneller Termin in diesem Jahr auf Heiligabend fällt. Der kürzeren Probenzeit geschuldet standen letztendlich Lesungen aus den Evangelien im Zentrum, trotzdem blieb noch genug Raum für berührende Auftritte von Maria und ihrer Freundin, von Kaspar, Melchior und Balthasar, den Hirten und römischen Soldaten.

Das 32-köpfige Ensemble aus erfahrenen, gelegentlichen und neuen Mitspielern, darunter erfreulich vielen Jugendlichen, ergänzten sich in Spielszenen, bei Lesungen und vor allem im eigens gebildeten Projektchor speziell für dieses Erwachsenen-Krippenspiel, der unter der Leitung von Karola Herrmann musikalische Akzente setzte. Wunderschön anzuhören waren Marias Lobgesang „Magnificat“ von John Rutter in lateinischer Sprache sowie das Benefiz-Lied „Do They Know It´s Christmas?“ mit deutschem Text von Claus Heymann. Berührend auch der Gospel „I call on your name“, ebenfalls mit deutschem Text und natürlich das abschließende Traditionslied „Gloria“ mit Gesang und Gitarrenbegleitung von Pfarrer Thorsten Waap.

Karola Herrmann selbst spielte auf dem neben der Bühne aufgestellten Flügel, der „mit einem Augenzwinkern“ als Teil des Bühnenbildes auf den Titel des Stückes anspielen sollte. Die weitere Gestaltung des Bühnenbildes war so einfach wie genial. Ausreichend Papphocker boten den Mitwirkenden eine Sitzgelegenheit und außerdem Sichtschutz für die dahinter lagernden Kostüme, die die Protagonisten während des laufenden Spiels ihrer Rolle gemäß anzogen.

Die Stimme des Engels aus dem Off und vor allem die eingespielten Filme mit Engelsbildern boten einen reizvollen Kontrast zu dem gewollt kargen Bühnenbild. Die Fotos von den Engeln mit menschlichen, individuellen Gesichtszügen und weit ausgebreiteten Flügeln wurden von den Eheleuten Heymann am Mosesbrunnen in der (ehemaligen) Kartause von Champmol in Dijon fotografiert, nicht ahnend, dass diese Fotos das neunte Erwachsenen-Krippenspiel in der Heringer Stadtkirche bereichern würden.

Ein Krippenspiel steht und fällt mit der Botschaft, die es aussendet. Für Claus Heymann ist die Kernaussage des Erwachsenen-Krippenspiels, dass die Weihnachtsbotschaft allen Menschen offensteht. Dazu schildern die Evangelisten die Ereignisse zur Geburt Christi aus ihrer Sicht. Bei aller Ernsthaftigkeit sorgen kleine Kniffe in der Regie für Heiterkeit. So lesen etwa die Evangelisten nicht aus der Bibel, sondern klappen an ihren Pulten die Laptops auf. Marias Freundin rät zur Pille und auch die versalzene Werra wird im Wortgefecht zwischen Matthäus und Markus thematisiert.

Als die Hirten die Szenerie beherrschen, hält Fremdenhass Einzug in die Kirche. „Diese römischen Legionäre: Wieder hat einer von mir verlangt, dass ich sein Gepäck eine Meile schleppe. Faules Pack.“ Die Ohnmacht, das Ausgeliefertsein macht die Hirten wütend, und sie beklagen, dass sich die Fremden nicht an ihre Leitkultur halten und verschwinden sollen. „Wir werden in unserem eigenen Land zu einer unterdrückten Minderheit.“ Und dann ruft der gesamte Chor: „Wir sind das Volk!“ Claus Heymann ist es gelungen, in seinem Text den damaligen Fremdenhass in das Hier und Jetzt zu transportieren.

Pfarrer Thorsten Waap

Allen Besuchern gab er im Namen des Engels versöhnlich mit auf den Weg: „Sperrt die Herzen auf für die Botschaft. Frieden empfinden, auch wenn er nicht in der Welt ist. Heute soll jeder einzelne ihn in sich spüren.“ Der begeisterte, nicht enden wollende Applaus war ein Zeichen, dass die Botschaft angekommen ist, aber auch Dank und Anerkennung für eine herausragende Aufführung, für die seit Oktober intensiv geprobt wurde. Ein besonders Lob gilt der Licht- und Tontechnik. (Gudrun Schmidl) +++

 

 

 

 


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