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- Foto: Klaus Scheuer

LAUTERBACH Nach 65 Jahren mitten im Leben

Interesse an Hohhaus-Konzerten unverändert hoch

27.12.17 - Vor wenigen Tagen standen im Hohhaus zwei junge Ausnahmekünstler vor dem Lauterbacher Publikum. Mit 23 und 24 Jahren stehen Ildikó Szabó und Jesse Flowers am Anfang ihrer musikalischen Karriere und bewiesen doch zugleich bereits eine ausgesprochene künstlerische Reife.

Eine gewisse Reife hat auch die Konzertreihe der Hohhaus-Konzerte selbst erlangt. Seit genau 65 Jahren findet die Kammermusikreihe ununterbochen statt und sucht damit in Hessen ihresgleichen. „Als Lauterbacher können wir stolz sein, eine solch beständige Konzertreihe zu bieten, während in den Metropolen die Kulturevents immer kurzlebiger werden“, betonte Klaus Scheuer, zweiter Vorsitzender des Kreises Lauterbacher Musikfreunde, zu beginn des Konzerts. Welch schöneren Kontrast könnte man sich vorstellen, als das Jubiläumskonzert mit einem Duo aus der Bundesauswahl Konzerte Junger Künstler zu begehen, und damit zu zeigen wie eng Tradition und Gegenwart miteinander zusammen hängen.

Das Duo Szabó - Flowres mit der Cellistin Ildikó Szabó und dem Gitarristen Jesse Flowers bewiesen dies dann auch mit ihrem Repertoire, das von Luigi Boccherini bis Astor Piazzolla reichte. Da es kaum Originalwerke für ihre Besetzung gibt, interpretierten sie ihr Programm in ganz eigener, gegenwärtiger Interpretation. Boccherinis Sonate in c-Moll, die im Original für Cello und Basso continuo gedacht ist, wirkte mit der Gitarre an Stelle des Cembalo klanglich ausgesprochen homogen, und die dynamischen Möglichkeiten der Gitarre erlaubten eine sehr sensible muskalische Interaktion der beiden Duopartner. Franz Schuberts Arpeggione-Sonate ist ursprünglich für ein heute vergessenes gitarrenähnliches Instrument entstanden, das mit einem Bogen gestrichen wurde. Seine Rolle übernahm nun das Cello, während der Klavierpart den gitarristischen Anteil bot, eine schöne interpretatorische Idee, weit entfernt von starrem Historismus und dafür von unglaublicher klanglicher Präsenz und präzisem Zusammenspiel geprägt. Insbesondere in der Kombination gezupfter Passagen entbrannte bisweilen geradezu ein Wettstreit der beiden Künstler in präziser Interaktion.

Astor Piazzolla gehört sicherlich zu den größten Komponisten des 20. Jahrhunderts, und seine Musik bietet unendliche Facetten, auch oder gerade, wenn sie nicht in der Originalbesetzung interpretiert wird. Das Duo Szabó - Flowers hatte ein Stück aus „Cuatro Estaciones Portenas“ ausgewählt, ursprünglich für ein komplettes Ensemble des Tango Nuoevo geschrieben. Mitreißend, die dynamische Bandbreite der meisterlich gespielten Akustikgitarre von Jesse Flowers, tief berührend die melodische Emotionalität im Cellospiel von Ildikó Szabó.

Alberto Ginasteras einziges Werk für die Gitarre ist seine Sonate opus 47, die Jesse Flowers solistisch zu Gehör brachte, oder besser, das Publikum miterleben ließ: dynamische Energie und perkussive Kraft beherrscht der junge Musiker ebenso wie die virtuose Melodik, die das Stück verlangt.

Manuel de Falla steht ist für die Verarbeitung authentisch spanischer Musik in seinen Kompositionen berühmt. Seiner Feder entstammen „Siete Canciones populares espanolas“ für Klavier und Gesang. Die expressive Kraft einer weiblichen Gesangsstimme mit dem Cello aufzugreifen und zu transformieren beweist großen Mut und Ausdrucksstärke zugleich. Ildikó Szabó gelang es in bemerkenswerter Weise, die gesamte Energie und Emotionalität der Voalkompositionen de Fallas auf ganz eigene und zugleich völlig authentisch klingende Weise zu interpretieren, unterstützt von der Gitarre, die sich ganz natürliche in das spanische Klangbild fügt. De Fallas Lieder haben etwas Absolutes, erscheinen aus der Stille, dem Nichts, fast unmerklich, entfalten sich zu unvorstellbarer Ausdruckskraft und verschwinden plötzlich und unvermutet. Es ist Musik, die jeglicher zeitgebundener Zwänge enthoben scheint, reine Musik, reiner Klang in reinster Interpretation durch Jesse Flowers und Ildikó Szabo´. Das Duo ging dann auch nicht ohne eine Zugabe, einem weiteren Lied Manuel de Fallas von der Bühne. (Klaus Scheuer) +++


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