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Malvina und Diaa werden zu Unrecht attackiert - Foto: KiKa

REGION Kritik an Kika-Doku "Schau in meine Welt"

Redakteurin weist Vorwürfe zurück: Alter und Name des Jungen sind korrekt

KiKa-Beitrag und hr-Sondersendung "Engel fragt-SPEZIAL"Das Hessenfernsehen zeigt aus gegebenem Anlass den zu Unrecht kritisierten KiKa-Beitrag und direkt im Anschluss ein "Engel fragt- SPEZIAL" am Samstagnachmittag um 16:45 Uhr.

13.01.18 - Eine Sendung des KiKa hat heftige Diskussionen vor allem in den sozialen Medien auch in unserer Region ausgelöst: In einer vom Hessischen Rundfunk produzierten Sendung des Kinderkanals geht es um eine Liebesgeschichte zwischen einem Mädchen aus der Region Fulda und einem jungen Mann, der aus Aleppo in Syrien stammt. Weil über deren sicher nicht unkomplizierte Beziehung die unglaublichsten Unwahrheiten im Umlauf sind, veröffentlichen wir ein Interview von hr-Info-Redakteur Matthias Decher mit der verantwortlichen Redakteurin Tanja Nadig hier im WORTLAUT. Es stellt die Fakten und Hintergründe klar und räumt mit den kursierenden rassistischen Untertellungen  auf. 

Frage: Es wird kritisiert, dass Diaa in diesem Film jünger dargestellt worden sei, als er es zum Zeitpunkt des Drehs wirklich war. Stimmt das?
Nadig: Nein, das stimmt nicht. Wer sich den Film angeschaut hat weiß, dass im ganzen Film kein Alter genannt wird. In den ganzen 24 Minuten wird nicht einmal sein Alter genannt. Wir haben also nicht irgendwas verändert. Was passiert ist: Auf der Kika-Webseite stand, dass er 17 Jahre alt sei. Da gab es ein Missverständnis zwischen den beiden Redaktionen. Es ist so, dass Diaa 17 Jahre alt war, als er Malvina kennengelernt hat. Deswegen kam es zu dieser Altersangabe auf der Webseite. Das hat der Kika aber inzwischen korrigiert. So ist das aber entstanden, dass wir irgendwas verschleiern oder verändern wollten. Dem ist aber nicht so. Diaa war zum Dreh im August letzten Jahres 19 Jahre alt, inzwischen ist er 20 Jahre alt. Und das sagt er auch. Da wurde nie etwas anderes erzählt, das lag wirklich nur an diesem einen Missverständnis.

Frage: Aber Sie können schon sicher sein, dass Diaa wirklich so alt ist, wie er angegeben hat? Haben Sie das überprüft?
Nadig: Ja, ich habe auch eine Kopie des Ausweises von ihm.

Frage: Es wird auch behauptet, die Doku hätte mit „Diaa“ einen falschen Namen angegeben. Stimmt das denn?
Nadig: Das stimmt auch nicht, weil – wie gesagt, ich habe den Ausweis von Diaa gesehen: So wie manche Leute Hans-Peter heißen, so heißt er Mohamed Diaa und er wird von Malvina Diaa genannt. Und es gibt jetzt eine Zeitung, die halt den Mohamed sich rausgesucht hat. Und jetzt sind es auf einmal angeblich falsche Namen, aber er hat einfach einen doppelten Namen, wie ihn viele andere auf der Welt auch haben.

Reaktionen erst nach sechs Wochen

Frage: Ein dritter Kritikpunkt ist, dass die Einordnung fehle. Die Doku zeige unkommentiert, wie Diaa Malvina in ihrem Auftreten einschränken möchte – etwa, dass sie ein Kopftuch und lange Kleider tragen soll. Wie stehen Sie dazu?
Nadig: Zum einen ist es so: Es geht um die Reihe „Schau in meine Welt“, die schon seit einigen Jahren im Kika läuft. Das Prinzip ist, es sind reine O-Ton-Stücke – wir schauen in die Welt von Kindern. Alle Protagonisten reden nur aus ihrer Sicht, damit die Geschichte möglichst authentisch ist. Das heißt, es ist das Format von „Schau in meine Welt“, dass wir nur Originaltöne haben. Zu den Vorwürfen, dass dadurch der Eindruck entsteht, dass sie sich da unterjochen lässt: Wer die Doku gesehen hat weiß, es handelt von vielen Konflikten, die die beiden miteinander haben. Und Malvina äußert sich da eindeutig. Sie akzeptiert kein Kopftuch, sie akzeptiert nicht irgendwelche Intoleranz wie gegen Homosexualität zu sein. Sie steht absolut dahinter und sagt, ich lasse mich nicht in diese Richtung bringen. Er versucht es auch nicht.

Frage: Aber man merkt schon, dass die beiden in unterschiedlichen Kulturbereichen sozialisiert wurden.
Nadig: Ja. An einer Stelle sagt Diaa - als sie darüber sprechen, dass sie sich öfter streiten: ‚Ich habe ihre Kultur nicht gekannt und sie meine nicht.‘ Aber die sind wirklich verliebt ineinander und versuchen das.

Frage: Wie erklären Sie sich, dass es jetzt plötzlich so eine heftige Kritik an diesem Film gibt?
Nadig: Also das ist auch ein Punkt … Wir haben den Film am 26. November im Kika gesendet und es gab gar keine Reaktionen. Das war auch schon eher ungewöhnlich, weil wir normalerweise irgendwelche Reaktionen auf die „Schau in meine Welt“-Sendungen bekommen, aber da kam überhaupt keine Rückmeldung. Und jetzt auf einmal gab es in der Nacht von Sonntag auf Montag Facebook-Posts, in denen auf einmal diese Doku kommentiert wurde und das brachte den Stein zum Rollen.

Frage: Und jetzt stürzen sich alle drauf. Wie geht es Malvina und Diaa mit dieser Kritik?
Nadig: Das ist schön, dass Sie das fragen, weil das fragen die wenigsten. Ihnen geht es nicht gut, das ist natürlich klar. Die waren ganz offen, haben im Fernsehen über ihre Liebensbeziehung gesprochen und gesagt, wie es ihnen geht – mit all ihren Problemen, die sie haben und die sie versuchen, gemeinsam zu lösen. Und jetzt werden sie unglaublich angegriffen und ich muss sagen, meine Aufgabe ist es jetzt auch, die beiden zu schützen. Und ganz klar zu sagen: Die haben nichts getan, werden aber ein bisschen so behandelt, als hätten sie es.

Die Sendung wurde in hr-iNFO am 10.1.18 um 15:50 Uhr ausgestrahlt. Das Gespräch führte Matthias Decher. Quelle: hr-inforadio.de © Hessischer Rundfunk +++

 

 

 



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