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BAD HERSFELD Herzattacke!

Intendant Dieter Wedel schmeißt hin - Hinkel kommissarischer Nachfolger

23.01.18 - Dieter Wedel kann seine Aufgaben als Intendant für die Bad Hersfelder Festspiele nicht weiter wahrnehmen. "Er hat deshalb dem Magistrat der Kreisstadt angeboten, seine Position als Intendant der Bad Hersfelder Festspiele mit sofortiger Wirkung niederzulegen", so die Pressestelle der Bad Hersfelder Festspiele am Montagnachmittag.

Dieter Wedel hört als Intendant in Bad Hersfeld auf Archivfotos: Hans-Hubertus Braune

Joern Hinkel soll als Nachfolger eingesetzt werden

Derzeit befinde sich Dieter Wedel in einem Krankenhaus, nach Angaben der Pressestelle aufgrund einer Herzattacke. "Nach den Ereignissen der letzten zwei Wochen ist er gesundheitlich angeschlagen. "Dieter Wedel habe Bürgermeister Thomas Fehling gebeten, dem Magistrat vorzuschlagen, die Aufgaben des Intendanten an seinen bisherigen Stellvertreter Joern Hinkel kommissarisch zu übertragen, bis ein neuer Intendant gefunden ist. Diesem Vorschlag ist der Magistrat der Stadt Bad Hersfeld am späten Montagnachmittag einstimmig nachgekommen, wie Fehling gegenüber OSTHESSEN|NEWS bestätigte.

Die Bad Hersfelder Festspiele 2018 werden demnach stattfinden. Zu den operativen Auswirkungen der Personalentscheidung auf die kommende Spielzeit hat Bürgermeister Thomas Fehling eine Pressekonferenz im Laufe der Woche angekündigt.

"Es geht ihm nicht gut. Wir haben am Wochenende mehrmals telefoniert. Wir machen uns Sorgen um Dieter Wedel", sagte Fehling am Montagabend gegenüber OSTHESSEN|NEWS. Ein ausführliches Interview mit dem Bad Hersfelder Bürgermeister sehen Sie in unserem Videobericht.

Persönliche Stellungnahme von Dieter Wedel

"Seit mehr als zwei Wochen sehe ich mich einer nicht enden wollenden Flut schwerster, öffentlich in den Medien erhobener Anschuldigen und Vorwürfen ausgesetzt. Der Umfang und die Art und Weise dieser Beschuldigungen haben mich zutiefst verstört und erschüttert. – Und auch die Tatsache, dass es nicht aufhört. Die Vorwürfe liegen teilweise über 20 Jahre und mehr zurück, für mich wichtige Zeugen, die zu meiner Entlastung beitragen könnten, sind tot. Wer die Verjährung abwartet, dem muss doch klar sein, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit vieles im Ungefähren bleibt und erhebliche Erinnerungslücken nicht auszuschließen sind.

Als außenstehender Zeitungsleser würde ich angesichts der schweren Vorwürfe auch an meiner Person zweifeln. Die Tatsache, dass die Anschuldigungen sich so sehr ähneln, scheint für ihren Wahrheitsgehalt zu sprechen. Aber diese Ähnlichkeiten müssen sich aufdrängen, wenn die Befragten vorher über die Anschuldigungen gegen mich informiert und auch entsprechend befragt werden. Das Thema „Machtmissbrauch“ halte ich für überaus relevant und habe begrüßt, dass es in der Öffentlichkeit diskutiert wird. Ich habe mir aber niemals vorstellen können, dass die Debatte auch irgendwann mich einmal betreffen könnte.

Ich verabscheue jede Form von Gewalt, gegen Frauen ebenso wie gegen Männer. Stets habe ich versucht, die Leistung von Schauspielern zu verbessern, denn es ist meine Überzeugung, dass das auch in ihrem Interesse ist. Viele sind mir dafür dankbar und haben mir das auch jetzt noch bestätigt. Andere habe ich offenbar zu sehr strapaziert oder gar seelisch verletzt, was mir sehr leid tut. Ich höre von Menschen, denen fünfstellige Beträge für Aussagen gegen mich angeboten wurden. Sie haben den Eindruck, dass mit enormem Aufwand Recherchen durchgeführt werden, deren Ergebnis aber von vornherein feststeht, denn als sie sich positiv über mich geäußert haben, wurden sie nicht zitiert. Andere vermeintliche Zeuginnen haben in den letzten Tagen versucht, mich zu erpressen. Wenn ich ihnen nicht eine noch höhere Summe anböte als Verlage oder Zeitungen, von denen sie angesprochen wurden, würden sie mich sofort – unabhängig vom Wahrheitsgehalt – belasten.

Wieder andere berichten mir, wie ihnen von den recherchierenden Journalisten Sätze in den Mund gelegt wurden, die sie so nicht erklärt und gemeint haben. In diesem Klima der Vorverurteilung, der sogenannten „Verdachtsberichterstattung“, die auf keine erwiesenen Fakten gestützt sein muss, kann ich den Kampf um meine Reputation nicht gewinnen – weder mit juristischen Mitteln noch mit medialen Stellungnahmen. Es gibt belastende Hinweise, die die Glaubwürdigkeit vermeintlicher Zeugen erschüttern. Es haben sich bei mir und meinem Anwalt Menschen gemeldet, die dafür einstehen wollen, um dem Gemisch aus Gerüchten, Unterstellungen, Vermutungen und Anschuldigungen Substanzielles entgegenzusetzen. Doch was bringt es am Ende? Außer vielleicht der Erkenntnis, dass inzwischen auch nach Eintritt der Verjährung allein schon der Verdacht genügt, um jedermann zu jedem beliebigen Zeitpunkt an den medialen Pranger zu stellen.

Der Umfang, die Art und Weise der Darstellung, die Anfeindungen haben für mich in meinem 76sten Lebensjahr ein für meine Gesundheit und natürlich auch für meine Familie erträgliches Maß weit überschritten. Deswegen werde ich mich von jetzt an nicht mehr öffentlich äußern. Ich bitte darum, dies zu respektieren und künftig von Rückfragen bei mir und in meinem privaten Umfeld abzusehen. Da ich die Bad Hersfelder Festspiele aus der diffamierenden Diskussion um meine Person heraushalten möchte, möchte ich nun über Bürgermeister Thomas Fehling dem Magistrat vorschlagen, die Aufgaben des Intendanten an meinen bisherigen Stellvertreter Joern Hinkel kommissarisch zu übertragen, bis ein neuer Intendant gefunden ist."

Bad Hersfelds Bürgermeister Thomas Fehling am Montagabend kurz nach der Magistratssitzung ...

Stellungnahme von Bürgermeister Thomas Fehling

Dr. Dieter Wedel hat dem Magistrat der Kreisstadt angeboten, seine Position als Intendant der Bad Hersfelder Festspiele mit sofortiger Wirkung niederzulegen (siehe unten). Dazu äußert sich Bad Hersfelds Bürgermeister Thomas Fehling in einer Stellungnahme: „Heute ist ein trauriger Tag für die Bad Hersfelder Festspiele. Die Entscheidung von Dieter Wedel, die Leitung der Bad Hersfelder Festspiele abzugeben, ist ein schmerzlicher Schritt für die Festspiele und die Stadt. Die Bad Hersfelder Festspiele und die Stadt verdanken Dieter Wedel sehr viel. Er hat es geschafft, innerhalb von drei Jahren die künstlerische Qualität der Festspiele zu steigern und das Theaterereignis in der Stiftsruine mit namhaften und renommierten Schauspielern wieder bundesweit als Marke zu etablieren.

Mit seiner Hilfe konnte auch die Infrastruktur der Bad Hersfelder Festspiele so ausgebaut werden, dass sie die Ansprüche eines modernen Theaterbetriebes auch für die kommenden Jahre erfüllt. Er hat ein sehr gut funktionierendes Festspiel-Team geformt, das sich als Einheit versteht und die Herausforderung - erfolgreiche und attraktive Festspiele zu veranstalten - annehmen und erfolgreich umsetzen wird. Heute Abend wird sich der Magistrat mit der Situation befassen und die Weichen für die aktuelle Spielzeit und darüber hinaus stellen. Für die kommissarische Leitung der Bad Hersfelder Festspiele stünde mit dem bisherigen künstlerischen Leiter Joern Hinkel ein erfahrener und anerkannter Theatermann zur Verfügung. Das gäbe uns die notwendige Zeit, alle weiteren Schritte zu planen.

Es stimmt mich traurig, dass Herr Wedel durch die Ereignisse der letzten Tage derart gesundheitlich angegriffen ist und sich in ärztliche Behandlung begeben musste. Ich habe großen Respekt vor seinem Entschluss, weil ich weiß, dass Dieter Wedel damit auch einen möglichen Schaden von den Festspielen fernhalten will. Ich danke Dieter Wedel für seine herausragende Leistung und sein unermüdliches Engagement für die Stadt Bad Hersfeld und wünsche ihm alles Gute und eine rasche Genesung. Wir bleiben ihm verbunden und halten weiterhin Kontakt!“

Boris Rhein

Stellungnahme des hessischen Kunst- und Kulturministers Boris Rhein

Kunst- und Kulturminister Boris Rhein äußert sich zum Rücktritt von Dieter Wedel wie folgt: „Ich bedauere die Entscheidung von Dieter Wedel, als Intendant der Bad Hersfelder Festspiele zurückzutreten. Er hat seit seiner ersten Spielzeit im Jahr 2015 einen grandiosen Neustart für die Bad Hersfelder Festspiele geschaffen und maßgeblich dazu beigetragen, dass die Festspiele eine Strahlkraft weit über Hessen hinaus entwickelt haben. Sie sind beste Werbung für das Kulturland Hessen und eine wichtige hessische Marke in der Festivallandschaft. Dieter Wedels Herzblut für dieses traditionsreiche hessische Kulturereignis wird fehlen. Ich danke ihm für seine großartige Arbeit und wünsche ihm für die Zukunft alles Gute. Das Land Hessen wird gemeinsam mit der Stadt Bad Hersfeld alles daran setzen, die Bad Hersfelder Festspiele weiter zu entwickeln und auf Erfolgskurs zu halten.“ (pm) +++


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