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FULDA Mit kritischem Blick...

Fünf Stunden Spaß vom Feinsten - die Premiere der FKG-Fremdensitzung

29.01.18 - Um das Wichtigste vorwegzunehmen: die FKG-Fremdensitzung 2018 mit einer Hundertschaft von Akteuren auf und hinter der Bühne am Samstagabend kann sich wahrlich sehen lassen - als kritischer Beobachter muss man den Aktiven eine 100-prozentige Steigerung gegenüber 2017 bescheinigen. Während der gut fünfstündigen Sitzung - Pause abgerechnet - kam wenig Langeweile auf: Farbenprächtige Kostüme, maximal 15-minütige Büttenreden u.a. mit dem neuen "Doc von Foll" (Dr. Frank Steinhauer) als Protokoller sowie mehrere Highlights wie der "Bauer Habersack aus der Rhön" (Michael Bleuel) oder die Gastauftritte der Männertanzgruppe "Gang 2.0 aus Burghaun-Steinbach und die sieben "Turnerinnen" der SV Concordia Welkers als "Funtastics".

Natürlich war der eine oder andere Auftritt der "Stamm-Fastnachter" mal stärker oder schwächer, doch den Gesamteindruck des Abends trübte ein anderer Umstand: die optische Präsentation im Festsaal war eher langweilig und lieblos - vom Bühnenbild bis zur lichttechnischen Umsetzung maximal Note "ausreichend". Doch dazu später mehr.

Fotos: Hendrik Urbin / Martin Engel

Prinz Colori Paletti der 77. wird in der Narhalle gefeieert...

Wie immer startet die FKG-Fremdensitzung mit Einmarsch und Vorstellung der diesjährigen Prinzenmannschaft mit Prinz Johannes Colori Paletti der 77. von Fulda (Johannes Hohmann). Schließlich hat nicht jeder der 600 Gäste den "Narrenherrscher" etwa am "Ball der Stadt Fulda" oder anderen Auftritten kennenlernen können. Er betonte auch den Zusammenhalt in der großen "Fuldaer Fastnachts-Familie", sprach von einem "tollen Publikum" und endete mit dem Reim "Stimmung, Fahnen und Konfetti, es grüßt euch Prinz Colori Paletti".

Prinzenmariechen Helen Wagner.

Vorschusslorbeeren, die an diesem Abend nicht nur das Prinzenmariechen Helen Wagner einheimste und sie auch mit einem blitzsauberen Solotanz erfüllte. Wenn auch die Bühne durch wartende Aktive recht klein war, sie erfüllte ihre Aufgabe zur Musik von "Highway to hell" sportlich, keck und in jeder Pose eine Augenweide. Und nicht zum ersten Male gab es dann "Standing Ovations", als die 18-Jährige nach kraftvollem Sprung in den Armen "ihres Prinzen" Johannes und den beiden Adjutanten Michael Engels und Carsten Veldung landete.

...und landet in den Armen von Prinz und Adjutanten...

Für eine Überraschung gut auch der Musikzug der Bürger- und Prinzengarde. Seine qualitative Verbesserung als Musikkörper war im Stadtsaal besonderes deutlich spürbar. Nicht nur sture Marschmusik, sondern das musikalische Repertoire wurde erheblich ausgeweitet und die Präsentation wie musikalisches Spiel haben an Professionalität von Bläsern und Trommlern deutlich zugenommen. Sie erhielten viel Beifall. Zu verdanken ist das nicht nur dem Fleiß der Freizeitmusiker sondern sicher auch der Tatsache geschuldet, dass es seit über einem Jahr zwei private Sponsoren gibt, denen der Musikzug ein persönliches Anliegen ist und etwa Musikunterricht finanziert wird. 

Der Musikzug der Bürger- und Prinzengarde...

Nachwuchs-Tanzmariechen: die 13-jährige Maia Werne

Um den närrischen Nachwuchs muss zwar auch die FKG wie viele andere Vereine kämpfen, doch es gibt klare Lichtblicke und Hoffnung auf eine Zukunft. Da war die 13-jährige Maia Werner, die zum dritten Mal als

Die siebenköpfige Kindergruppe "Klamottos" - ein erfolgreiches FKG-Gewächs ...

Nachwuchs-Tanzmariechen mit großer Leichtigkeit und Unbekümmertheit ihr tänzerisches Können unter Beweis stellte. "Von Barock bis Hip-Hop" war das Motto der "Teenys", die ebenfalls zum festen Bestandteil des Programms geworden sind (Trainerinnen Marianne Büttner und Katharina Oechel). Wer mitmachen will - der sollte sich melden.  Das gilt auch für die siebenköpfige Kindergruppe "Klamottos". Sie sind ein erfolgreiches Gewächs mit viel Hilfe der Altkarnevalistin Marianne Link mit Unterstützung von Uschi Schmitt. Witzige Dialoge und "Lebensweisheiten" aus Kindermund sind ihre Stärken: "Opa hat einen Herzschrittmacher. Immer wenn er sich bewegt, geht das Garagentor auf" oder zum Thema Wechseljahre der Frauen: "Bei Männern ist das anders: die schwitzen nicht, die verkalken".

Die Teenys - von Barock bis Hip-Hop

Premiere bestanden: der neue Protokoller Dr. Frank Steinauer als "Doc von foll" ...

Keine leichte Rolle hat der FKG-Vizepräsident Dr. Frank Steinhauer ("Steini") übernommen. Der jahrzehntelange "Protokoller" Heinz Gellings mit scharfem Blick und spitzer Zunge für die Geschehnisse des vergangenen Jahres ist im Ruhestand - und jetzt tritt "Steini" (von Beruf Zahnarzt) in große Fußstapfen. Ein schweres Erbe, das er als "Doc von Foll" übernimmt und erst noch hineinwachsen muss. Unter dem Aspekt einer Premiere war es am Ende ein gelungener Auftritt, wenngleich er an Temperament, Ausdruck und Spitzzüngigkeit noch viel arbeiten kann, um eine "Punktlandung" hinzulegen. Mehr Lokalkolorit ist wünschenswert und ausbaubar, es fehlte die wirkliche Schärfe und starke Pointierung. Und warum sein "Sprechstunden-Auftritt" mit der Melodie der Schwarzwaldklinik unterlegt wurde? Manchmal auch ein bisschen viel nach dem Motto "Reim dich oder ich fress dich", damit es mit dem "....das ging in die Hose" klappte.

Die "Sternchengarde"...

"Fuldas schönste Beine" - die FKG-Tanzgarde

Feste unverzichtbare Bestandteile einer Fremdensitzung sind - wie könnte es anders sein - die Tanzdarbietungen vornehmlich vereinseigener Gruppen, die damit auch das Interesse an Jugendarbeit unterstreichen. Da gab es die zehnköpfige "Sternchengarde" in ihren grün-roten Kostümen mit einem traditionellen Gardetanz, die "Großen" der "Tanzgarde" mit den 24 schönsten Beinen von Fulda und fester Bestandteil seit sechs Jahren die knapp 16-jährige Anna-Maria Alt. Als Solotänzerin hat sie deutlich an Sportlichkeit und Sicherheit bei den akrobatischen Darbietungen zugelegt. Ohne Fehler und Tadel auch eine Augenweide - das Publikum belohnte sie mit Standing Ovations. 

Ohne Fehler und Tadel - Solotänzmariechen Anna-Maria Alt (15)

Ein Schwergewicht im FKG-Programm: die Fastnachtssänger

Noch so ein "Schwergewicht" im Sinne von Bedeutung und Aushängeschild: "Die Fastnachtssänger". Die 16-köpfige Sängerschar gibt sich alljährlich mit Erfolg große Mühe, eine unterhaltsame musikalische Show mal in Smokings und mal im Hosenträger-Outfit auf die Bühne zu zaubern. Das gelang auch diesmal  wieder, angefangen vom traditionell jedes Jahr neuen "Prinzenlied" bis hin zu volkstümlicheren aber modern arrangierten Liedern und vor allem mit Texten bezogen auf "Fulda an der Fulda meine Stadt, die was Besonderes hat". 

"Schlag auf Schlag" ging es auf der Bühne zu, das vierköpfige Regieteam leistete Großartiges. Keine wirklichen Pannen, die Umbauten gingen schnell - das Programm ließ keinen Leerlauf zu. Das war auch gut so. Und dennoch kam bei Wolfgang Büttner, Sascha Schlote, Michael Velets und Frank Thiemann der Spaß nicht zu kurz.
ÜBRIGENS: weitere Berichte und vor allem fünf Bilderserien finden Sie unter www.osthessen-naerrisch.de  

Das vierköpfige Regieteam...

Ihre Fans gefunden haben inzwischen die seit 2012 etablierten "gereiften Damen im besten Alter": "Martha & Melitta". Eine resolute Frau vom Land (aus Hofbieber) und ihre beste Freundin Melitta aus Fulda - da gibt es genug Themen zum Kaffeeeklatsch mit Prosecco etwa über "die Lieth", Männer, Kirche und Rezepte. Hoffen wir, dass Marianne Link und Marion Dudyka niemals der Gesprächsstoff ausgeht. 

"Martha & Melitta" (Marianne Link und Marion Dudyka)

Der letzte Jamaikaner: - Markus Hackenberg

Büttenredner Markus Hackenberg - auch ein fester Programmteil seit Jahren - hatte der Rolle als "Der letzte Jamaikaner" sich kein leichtes Thema ausgesucht. Und wie schwierig das war, zeigte sich im Laufe der folgenden 19 Minuten, denn schon bald "landete" er thematisch bei regionalen Themen. Natürlich Fulda als "Nebel der Welt" mit dem scheidenden Bischof Algermissen ("Er hat war bewegt. Danke"), von "König Heiko dem Großen" mit prallgefülltem Stadtsäckel, die "Sexsteuer" vom 5. Element in Eichenzell bis hin zu Fußball: "Geisendörfer und Hamperl die Leuchtgestalten, wollen Lehnerz nicht in der Hessenliga halten". Am Ende freundlicher Applaus, 2019 muss der "letzte Jamaikaner" thematisch weiterziehen.

46 Minuten Pause gönnte die FKG ihren 600 Gästen ab 21:55 Uhr, die dann beim Plausch im Foyer und bei Bier, warmen Würstchen, Gulaschsuppe oder Leberkäse die Eindrücke der ersten drei Stunden gemeinsam diskutieren, bewerten und sich vor allem gegenseitig über das bessere Niveau gegenüber dem Vorjahr verständigen konnten.

Tolle Stimmung über viele Stunden...

...die Menschen fühlten sich wohl und gut unterhalten...

Kein Zweifel aber bestand beim Sitzungsende nach Mitternacht (0:29 Uhr), dass die zweite Hälfte eher einer "Riesenparty" mit deutlich erhöhtem Unterhaltungswert optisch wie akustischer Art glich. Hier bewies die FKG einmal mehr Fingerspitzengefühl, Mut und Weitsicht, diese Sitzungen auch für "gute Nummern" aus dem Fuldaer Land zu öffnen und Gastvereine einzuladen. Ein Konzept, das unbedingt ausgebaut werden sollte. Warum gibt es in dieser Region mit über 500-jähriger "Foaset-Tradition" keine Veranstaltung mit den "Best of..."-Fastnachtsgruppen?

Ein Top-Highlight: die "Funtastix" aus Welkers

Auch ein Riesenauftritt: die "Gang 2.0" aus Burghaun-Steinbach

Wie sonst ist die Begeisterung von 600 Menschen zu erklären, die sich gar nicht mehr setzen wollten, wenn ein Highlight dem anderen folgte und "Begeisterung pur" den Saal in Beschlag nahm. Das galt für den tollen Auftritt sieben "Funtastics" des SV Concorida Welkers, die mit spektakulären Hebefiguren in Perfektion mit weiblicher Anmutung ein Mosaikstein im Erfolgskonzept des Abends waren ebenso wie die achtköpfige Männertanzgruppe "Gang 2.0" aus Steinbach. 

Premieren-Auftritt und nicht mehr aus dem Programm wegzudenken: "Bauer Habersack ...

Wer in Zukunft an die FKG-Fremdensitzungen denkt, wird einen Auftritt nicht mehr missen wollen: den "Bauer Franz Habersack aus der Rhön". Er kann so schön Platt geschwätz´, ist treffsicher mit seinen Pointen und man könnte ihm deutlich länger zuhören und sich begeistern lassen, als ihm die Regie Zeit lässt. Allein sein Auftritt rechtfertigt den Kauf einer Eintrittskarte. Der "Bauer" in Gestalt von Michael Bleuel ist weit über die Region hinaus kein Unbekannter, halt ein echter Bühnenprofi, der sich mit dem (aufgelösten) Comedy-Duo "Wolf & Bleuel" sein Können erworben hat. "Ist eine Kreuzfahrt was Katholisches?" fragt er ganz hinterlistig und hat die Lacher auf seiner Seite, wenn er "arabische Cowboys" besucht oder von "Mein Bulldogg, meine Kartoffeln und meine Maria" schwärmt. Er ist derb und direkt, aber doch verständnisvoll und sofort "Liebling der Massen". Und als nach 18 Minuten der Auftritt eigentlich endete, legte Bleuel noch einen drauf: mit gymnastischen Übungen von Armen und Beinen nach dem Motto "Mein Zwibbelsploatz, Kartoffeln und Kohlrabi".

Die "Hobbits" aus Hofbieber heizten am Ende noch mal ordentlich ein

Den "Schlussakkord" leiteten dann kurz vor Mitternacht das Quartett der "Hobbits" aus Hofbieber/Rhön ein. Die Partyband verstand es, die Menschen im Stadtsaal musikalisch mitzunehmen und so "gaaannz langsam" einen Übergang zum Finale zu schaffen. Doch das dauerte, denn FKG-Präsident Michael Hamperl hatte wohl auch "Lust auf Party". Nach einer halben Stunde war es dann soweit, Konfettikanonen verteilten ihre goldenen und silbernen Papierstückchen, Flammenfackeln ergänzten das Bühnenbild und beim Kommando "Ausmarsch" setzte sich die Hundertschaft der Aktiven in Richtung Ausgang in Bewegung. Es war ein toller Abend mit viel Spaß und Hoffnung auf noch bessere Fremdensitzungen. Glückwunsch an alle Beteiligten, von denen viele anschließend im Orangerie-Foyer zur fetzigen Musik von "goldmine" - die auch als Band während der Sitzung spielten - noch bis weit in den Morgen tanzten und feierten.

Eigentlich wollte niemand von der Bühne - auch der Prinz und seine Mannschaft rockte ...

Die Stimmung war gut, die Dekoration und das Ambiente nur "suboptimal" und verbesserungsnotwendig ...

Hier im Gang könnte man auch einen "Cat-Walk" bauen und ganz neue Möglichkeiten entdecken ...

Die FKG-Fremdensitzung 2018 hat gezeigt, dass eine solche Tradition in "moderner Zeit" durchaus unterhaltsam und spannend sein kann. Man darf auf die weiteren Verbesserungen gespannt sein. Derzeit sind die Möglichkeiten offenbar eingeschränkt bei der Nutzung des Stadtsaales, weil nach jeder Sitzung Bühne, Deko und erhöhte Sitzplätze wieder abgebaut werden müssen - um sie Tage später wieder aufzubauen. Eine unverständliche Bürde vor allem gegenüber allen ehrenamtlichen Helfern. Auch die technische Präsentation ist unzureichend: die Musikkapelle saß seitlich in einem dunklen Loch, statt fröhliche Karnevalisten etwa als Hintergrundmotiv, ist das Bühnenbild mit dem barocken Stadtschloss ist völlig fehl am Platz. Warum nicht mal über eine Art "Video-Wand" rechts und links der Bühne nachdenken, um den Menschen ganz hinten Tänzer oder vor allem Büttenredner näher zu bringen? Mehr Lichteffekte wären wünschenswert, die Bühnenbeleuchtung war suboptimal und vor allem der Erlebnischarakter ist beschränkt, wenn alles "vorne" auf der Bühne stattfindet. Warum wird nicht eine Art "Catwalk" in den Saal gebaut, damit die Künstler mitten unter den Menschen sind? Wo sind innovative Ideen - oder wird der mögliche höhere Erlebnisfaktor durch bürokratische Hürden von Stadtverwaltung und Hotelmanagement ausgebremst? "Geld ist nicht das Problem" sagte FKG-Präsident Hamperl im O|N-Gespräch. 2019 könnte also spannender werden. (MARTIN ANGELSTEIN)  +++

Tolle Akrobatik der Funtastix beim Auszug - für die meisten nicht sichtbar. Ein "Cat-Walk" würde ...


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