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- Foto: Robert Schlesinger / dpa

ALSFELD Großmutter im Krankenhaus

12-Jährigen allein nach Mazedonien abgeschoben - RP in der Kritik

07.02.18 - Ein 12-jähriger psychisch kranker Junge ist offensichtlich am Montag von Alsfeld aus nach Mazedonien zu seinem drogenabhängigen und gewalttätigen Vater abgeschoben worden, weil die in Deutschland lebende Großmutter, die das Sorgerecht für ihn hat, nach einem Suizidversuch ins Krankenhaus musste. Wie die Frankfurter Rundschau in ihrer heutigen Ausgabe berichtet, habe der traumatisierte Junge namens Alek seit 2016 in Deutschland gelebt. Weder der Vater noch der 12-Jährige waren mit der Abschiebung einverstanden. Der FR zufolge, habe der Vater schriftlich erklärt, er könne sich wegen seiner Drogensucht und seiner „gestörten Gesundheit“ nicht um den Jungen kümmern. 

Timmo Scherenberg, Geschäftsführer des hessischen Flüchtlingsrats

Der hessische Flüchtlingsrat erklärt zu den Hintergründen: "Der 12-jährige Alek wuchs unter extrem schwierigen Verhältnissen in Mazedonien auf: Die Eltern waren beide drogenabhängig, die Mutter verstarb an den Folgen der Sucht, der gewalttätige Vater wurde wegen verschiedener Delikte mehrmals zu längeren Gefängnisstrafen verurteilt und misshandelte Alek regelmäßig schwer. Nach dem Tod der Mutter erhielt die Großmutter das Sorgerecht, sie flohen nach Deutschland und kamen nach Alsfeld im Vogelsbergkreis. Alek zeigte aufgrund der vielfältigen Traumata in seiner Kindheit bald Verhaltensauffälligkeiten und wurde vom Jugendamt in einer spezialisierten Jugendhilfeeinrichtung untergebracht. Er benötigt eine regelmäßige psychotherapeutische Begleitung, die er in Mazedonien nicht erhalten würde – im Gegenteil, dort sind ja die Ursachen seiner Traumata zu suchen, was auch durch diverse Gutachten belegt ist." Die Großmutter des Jungen habe versucht, sich das Leben zu nehmen und befinde sich in der geschlossenen Psychiatrie.

Das Regierungspräsidium (RP) Gießen hatte die Abschiebung gerechtfertigt und auf heftige Kritik des Flüchtlingsrates erklärt, die Großmutter des Jungen habe zuletzt kein Umgangsrecht mehr mit dem Jungen gehabt.  „Die Rückführung wurde im Vorfeld mit den mazedonischen Behörden besprochen und ist von beiden Seiten eng begleitet worden. Der Junge landete am Montag um 13:20 Uhr in Skopje und ist von seinem Vater in Empfang genommen worden." Das mazedonische Innenministerium habe zugesagt, dass die erforderliche Betreuung des 12-Jährigen durch das Jugendamt sachkundig sichergestellt sei, das wiederum in Kontakt mit dem Vater stehe.

Dazu äußert der Geschäftsführer des Flüchtlingsrats, Timmo Scherenberg: "Das RP ist zufrieden damit, dass Alek von seinem Vater in Empfang genommen wurde, für den Flüchtlingsrat ist genau dies das Problem. Der Vater ist aufgrund seiner Drogensucht und seines Gesundheitszustandes offenkundig nicht in der Lage, sich um Alek zu kümmern und hat dies auch im Dezember 2017 schriftlich mitgeteilt. Dass er nun auf Druck der mazedonischen Behörden Alek abgeholt und zu sich nach Hause aufgenommen hat, macht die Sache nicht besser. Zusätzlich ist Alek kein „normales“ Kind, sondern stark therapiebedürftig – und das vor allem wegen der Erlebnisse in seiner Kindheit mit eben jenem Vater, in dessen Obhut in das RP Gießen ausgeliefert hat."

Offensichtlich habe die Behörde keine sorgfältige Prüfung des Kindeswohls vorgenommen, denn diese hätte als einziges Ergebnis haben können, dass eine Abschiebung unter keinen Umständen in Betracht kommt. Deshalb fordert der Flüchtlingsrat explizit, Aleks Abschiebung umgehend rückgängig zu machen. Auch solle die hessische Landesregierung sicherstellen, dass es in Zukunft keine Abschiebung von unbegleiteten Kindern und Jugendlichen mehr gebe. Scherenberg hofft darauf, dass dem Jungen möglichst bald auf juristischem Weg zu helfen ist und durch die Veröffentlichung der Abschiebung genügend politischer Druck aufgebaut werden könne. (Carla Ihle-Becker)+++


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