Feuer und Flamme für die Tradition: Kinder-Hutzelfeuer in Roßbach

19.02.18 - Am Hutzelsonntag, dem ersten Sonntag der Fastenzeit, werden in vielen osthessischen Dörfern die Hutzelfeuer abgebrannt, um den Winter symbolisch zu vertreiben. In Roßbach bei Hünfeld wird der Brauch besonders stimmungsvoll an die nächste Generation weitergegeben: Die Kinder des Dorfes ziehen in der Dunkelheit mit Fackeln zum Reisighaufen, unter traditionellen Liedern wird das Feuer entzündet.

Hutzeln sind gedörrte Birnen oder Zwetschgen, die ursprünglich an diesem Tag gegessen wurden. Inzwischen sind Würstchen und Bier beliebter, aber wenn die Fackeln an der Roßbacher Kirche im Dunkeln angezündet werden, ist die Verbindung zur Geschichte präsent: "Früher haben wir neben dem Hutzel-Lied noch 'Im schönsten Wiesengrunde' gesungen, der Bürgermeister hat eine Ansprache gehalten. Heute ist das Hutzelfeuer eine schöne Gelegenheit, Leute zu treffen, die man sonst nicht sieht. Zu unserer Zeit haben wir fürs Hutzelfeuer noch ein richtiges Gerüst gebaut, einen Stall. Erst darauf haben wir das Reisig draufgesetzt. Unten rein kam erst am letzten Tag das Stroh. Da saßen die Hutzeljungen dann und haben Wache gehalten – die Dorfehre wurde verteidigt, Jungs von umliegenden Dörfern haben gerne mal versucht, unser Feuer anzustecken", erklärt Eberhard Burkardt.

Den Kinder-Fackelzug, der das Roßbacher Hutzelfeuer so stimmungsvoll macht, organisiert seit 10 Jahren Johannes Ritz, Gründer und Leiter der einzigartigen Kinderfeuerwehr vor Ort. "Der Nachwuchs der Kinderfeuerwehr bastelt die Fackeln selbst. Erst werden Holzstäbe geschliffen, dann werden Leinentücher in gebratenes Fett eingelegt. Die werden dann auf den Stab aufgewickelt", erklärt Ritz. Lackteile und Reifen dürfen aus Umweltschutzgründen nicht mehr verwendet werden, vor dem Anstecken des Hutzelfeuers müssen eventuelle Kleintiere aus dem Haufen verscheucht werden. Die Jugendfeuerwehr übernimmt das Herankarren des Materials aus dem Dorf, die Kinderfeuerwehr kann beim 'Weihnachtsbaumziehen' vor Mariä Lichtmess die alten Weihnachtsbäume an Sammelplätze im Ort schleifen.