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Amelia und Younes sind wohlauf - Fotos: Julius Böhm

FULDA Frühchen in 23. Woche geboren

Dass die Zwillinge Amelia und Younes leben, ist "für uns ein Wunder"

16.03.18 - Schon morgen dürfen Amelia und Younes mit ihren stolzen Eltern die Fuldaer Kinderklinik verlassen. Die Zwillinge kamen schon nach 23 Wochen Schwangerschaft auf die Welt - mehr als vier Monate zu früh. Zarte 504 Gramm brachte Amelia im November 2017 auf die Waage, 680 waren es bei ihrem Bruder. Trotz aller Risiken sind die Frühchen heute quietschfidel.

"Für uns ist es wie ein Wunder", sagt Zuhel Marschall (26) und schaut dabei ihrem Mann Matthias (34) in die Augen, "wir hatten immer mit Komplikationen gerechnet. Unglaublich, dass es den beiden so gut geht."

Schauen wir über vier Monate zurück: Anfang November vergangenen Jahres muss das Hünfelder Paar ins Krankenhaus. Irgendetwas stimmt nicht mit den Zwillingen im Bauch von Zuhel. "Professor Repp hat uns über die Risiken einer Frühgeburt informiert, aber es ging alles so plötzlich", erzählt die 26-Jährige. Fünf Tage später waren die beiden schon da.

Prof. Reinald Repp (hinten links) und das Team der Kinderklinik

Welche Risiken gibt es?

Die Schwangerschaftsphase, in der Amelia und Younes geboren wurden, ist absolut heikel. Die Überlebenswahrscheinlichkeit wird von der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) auf knapp über 50 Prozent geschätzt. Zudem sei die Gefahr, bleibende Erkrankungen davonzutragen, hoch.

Babys, die vor der 25. Woche auf die Welt kommen, müssen vom Gesetzgeber aus nicht medizinisch behandelt werden. Es steht den Eltern frei, in Abstimmung mit den Ärzten, eine Entscheidung zu treffen. Für Zuhel und Matthias war aber von der ersten Sekunde an klar: „Wir wollen die Maximalversorgung!“

Vier Organe sind gefährdet

Das größte Problem ist die unterentwickelte Lunge. Amelia und Younes mussten künstlich beatmet werden. Die Lunge von Frühchen in der 24. Woche ist oft verklebt, weil der Körper noch keinen Surfactant - einen Stoff, der die Oberflächenspannung von Wasser reduziert und so ein Aneinanderheften der Lungenbläschen verhindert - herstellen kann.

Die Blutgefäße im Gehirn entwickeln sich in dieser Phase noch und können Blutdruckschwankungen nicht ausgleichen. Die Gefahr für Hirnblutungen, die bleibende Schäden hinterlassen oder zum Tod führen, ist groß. Dem Darm der Frühchen fehlt die Darmflora, die vor gefährlichen Bakterien schützt. Außerdem kann der hohe Sauerstoffgehalt im Blut der Babys zu Schädigungen der Augen führen.

"Amelia und Younes haben von alldem nichts abbekommen", sagt Prof. Dr. Reinald Repp, Chefarzt der Kinderklinik, "wir mussten nur am Anfang bei der Beatmung unterstützen, aber inzwischen atmen die beiden ganz selbstständig. Es gibt keine Anzeichen auf bleibende Folgen."

Die jungen Eltern haben schon erkannt, dass Younes eher ein schmusiger Zeitgenosse und Amelia ein kleiner Frechdachs ist. Morgen geht es nach vier Monaten in der Kinderklinik endlich nach Hause. (Julius Böhm) +++


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