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Freddy Becker am Akkordeon und Jan Seghers am Manuskript - Fotos: Martin Engel

FULDA Kindermord nach realem Vorbild

Eindringliche "Tatort"-Lesung mit Kommissar-Marthaler-Erfinder Jan Seghers

21.03.18 - Eine ansonsten eindringliche Lesung im Rahmen der „Tatort Fulda“-Reihe begann am Dienstagabend im vollbesetzten Kulturkeller mit einem Brüller: „In Abänderung des vorgesehenen Programmablaufs werde ich jetzt vor der Pause erst einmal vier Stunden lesen“, sagte Krimiautor Jan Seghers. Nun: Am Ende waren es dann doch nur eineinhalb Stunden (inklusive Pause). Die freilich hätten kurzweiliger kaum sein können, obschon der literarische Stoff so manchem im Publikum mächtig an die Nieren gegangen sein dürfte.

Die Begrüßung übernahm wie so oft Michael Schwarz vom Kulturzentrum Kreuz. ...

Volles Haus mit 160 Zuschauern

Jan Seghers ist sein Pseudonym. Eigentlich heißt er Matthias Altenburg, geboren ist er 1958 in Fulda, er wuchs in Baunatal auf und wohnt seit vielen Jahren in Frankfurt, wo auch der von ihm erfundene Kriminalkommissar Robert Marthaler ermittelt, der dem breiten Publikum vor allem auch aus den ZDF-Verfilmungen bekannt ist. Gelesen wurde am Dienstag aus dem sechsten Marthaler-Roman „Menschenfischer“, der im November erschienen ist und es dramaturgisch in sich hat.

Jan Seghers verarbeitet darin die wahre Geschichte eines bestialisch ermordeten Jungen im Jahr 1998 in Frankfurt, der als „Fall Tristan“ in die deutsche Kriminalgeschichte einging und bis heute nicht aufgeklärt werden konnte. „Dass der Fall ungelöst blieb, war für mich der Ansporn, die Geschichte weiterzuspinnen“, sagte Seghers im Anschluss an die Lesung, als er bereitwillig Zuschauerfragen beantwortete. „Auch hätte ich das Buch nie schreiben können, wenn die Eltern von Tristan heute noch leben würden.“

Zur Lesung selbst: Seghers hatte nicht sein Buch vor sich, sondern ein eigens für solche Veranstaltungen bearbeitetes Manuskript, das Einblicke in die Handlung gibt, aber nicht zu viel vom Plot verrät (schließlich will man bei der Reihe „Tatort Fulda“ auch potentielle Käufer neugierig machen). Dass Kommissar Marthaler selbst nur kurz am Anfang ein oder zwei Szenen eingeräumt wurden, störte niemanden im Publikum, hat sich Seghers doch noch ganz andere ausgeklügelte Charaktere ausgedacht, deren Geschichten ebenso spannend sind - sei es die frühere Punkerin Louise Manderscheid, die zwei verängstigten Roma-Kindern Obdach gewährt, oder die aufgedonnerte Roma-Polizistin Kizzy Winterstein, die selbige grausam ermordet auffindet. - Just in diesem Moment brach die Lesung wirkungsvoll ab.

Seghers las diszipliniert mit sonorer Stimme, wenn man die Augen schloss, meinte man, ein Hörbuch laufe auf CD ab, und hin und wieder nippte der Autor am Wasser- oder Rotweinglas. Kongenial unterstützt wurde er auf dem Akkordeon von Freddy Becker, und das begeisterte Publikum hing an Seghers Lippen, so dass man eine Stecknadel im Auditorium hätte fallen hören können, was den Autor zu dem Kompliment veranlasste: „Sie sind wirklich rührend aufmerksam.“ (Matthias Witzel) +++


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