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Am Lärmschutzwall - Foto: Niklas Brumund

FLIEDEN Menschliche Überreste vom Zentralfriedhof

Schädel und Knochen: Grausiger Fund am Lärmschutzwall in Rückers

23.03.18 - Beim Schützenhaus in Flieden-Rückers wird momentan ein Lärmschutzwall gebaut. Doch was in den Erdmassen gefunden wurde, ließ den Findern die Haare zu Berge stehen: Schädel und Knochen vom Menschen ragten aus der Erde - ein Verbrechen kann jedoch ausgeschlossen werden.

Nachdem die Kriminalpolizei verständigt wurde, konnte schnell geklärt werden, woher die menschlichen Überreste stammen: "Die Erde stammte vom Aushub für sogenannte Nachbestattungen: Gräber, bei denen die Ruhezeit von 25 Jahren abgelaufen ist, werden erneut ausgehoben, um beispielsweise weitere Angehörige in einem Familiengrab zu bestatten. Oder ein komplettes Gräberfeld, auf dem die Ruhezeit bei allen Gräbern abgelaufen ist, wird für neue Grabstätten vorbereitet. Die am Zentralfriedhof gesammelte Erde war am Zentralfriedhof sowie einigen Stadtteilfriedhöfen ausgehoben worden", erklärt Magistrats-Pressesprecher Johannes Heller.

Im Normalfall wird der Aushub mehrfach auf mögliche Knochenreste hin gesichtet. Diese werden gesammelt und in würdiger Form bestattet. In Einzelfällen kann es jedoch vorkommen, dass Gebeine nicht entdeckt werden. Je nach Bodenbeschaffenheit klebt oft Lehm an den Knochen und wird dann erst bei starken Regenfällen abgewaschen.

Der Zentralfriedhof an der Künzeller Straße in Fulda Foto: Marius Auth

Fotos: Niklas Brumund


"Das Unternehmen, das den Erdaushub abholt, ist darüber informiert und dafür sensibilisiert worden, dass sich im Aushub gegebenenfalls menschliche Knochenreste befinden können. Das betreffende Gebiet in Flieden wurde durch die Polizei eingehend auf weitere Knochenreste hin untersucht. Die sichergestellten Knochen werden der Stadt Fulda zur Verfügung gestellt und sollen in pietätvoller Weise an einer besonderen Stelle am Zentralfriedhof bestattet werden. Bei dem auf den allermeisten Friedhöfen üblichen Aushub von ehemaligen Gräberflächen handelt es sich nicht um eine Störung der Totenruhe, da dieser Tatbestand mit Ablauf der Ruhezeit - je nach Friedhof und Grabart 20, 25, 30, 35 oder mehr Jahre - nicht mehr greift", so Heller.

Ein Knochenfund in Friedhofserde ist sehr ungewöhnlich: "Die Erde wird schon beim Ausheben durch die Mitarbeiter der Friedhofsverwaltung genau in Augenschein genommen. Insbesondere die Grabsohle, wo die meisten Knochenreste zu erwarten sind, wird sensibel ausgebaggert. Knochenteile, die in diesem Stadium entdeckt werden, werden umgehend in der betreffenden Grabstelle wiederbestattet. Der größte Teil der Erde wird übrigens an Ort und Stelle zum Verfüllen von Gräbern wiederverwendet. Der überschüssige Aushub aus den verschiedenen Grabstellen des Zentralfriedhofs (sowie aus einigen Stadtteil-Friedhöfen) wird am zentralen Sammelplatz des Zentralfriedhofs zunächst breitflächig verteilt und nach Regenereignissen auf weitere Knochen abgesucht. Am Zentralsammelplatz wird der Aushub eines ganzen Jahres (rund 300 bis 400 Kubikmeter Erde) zusammengetragen. Die Menge entspricht mehreren Dutzend Lkw-Ladungen. Ein weiterer zentraler Aushub-Sammelplatz befindet sich am Friedhof Frauenberg. Ein manuelles Sieben ist angesichts der großen Mengen und auch der Bodenbeschaffenheit (zum Teil klebrig-lehmige Konsistenz) nicht möglich.

Die Finder Rocco Amadeus und Helena Lamm


Bevor die Auftragsvergabe an ein Entsorgungs-/Abfuhrunternehmen erfolgt, wird am Sammelplatz durch ein unabhängiges Institut eine Bodenprobe entnommen. Das Institut nimmt die erforderliche labortechnische Analyse zur Bewertung und Einstufung des Materials (aus abfallrechtlicher Sicht) vor. Dabei geht es vor allem Gefahrenstoffe, Schwermetalle und Ähnliches; es wird jedoch auch eine Sicht- und Geruchskontrolle vorgenommen: Im aktuellen Gutachten vom Oktober 2017 zu dem Material, das später unter anderem nach Flieden gebracht wurde, heißt es: 'Geruchliche Auffälligkeiten oder Fremdbeimengungen wurden nicht verzeichnet'. Das heißt, es konnten zum Untersuchungszeitpunkt keinerlei Knochenreste oder Ähnliches festgestellt werden", so Heller.

"Die Funde haben in der Bevölkerung in Rückers eine erhebliche Beunruhigung hervorgerufen, da der Umfang der eingebrachten Friedhofserde nicht bekannt war und auch befürchtet wurde, dass hier künftig mit weiteren Knochenfunden zu rechnen sein könnte," teilt Fliedens Bürgermeister Christian Henkel mit. "Die eingebrachte Erde aus Fulda ist nur ein sehr geringer Teil der eingebauten Böden. Die betroffenen Flächen wurden durch das Tiefbauunternehmen nach weiteren Resten abgesucht. Darüber hinaus werden dort noch weitere Erdmassen sowie abschließend eine Oberbodenschicht eingebaut, so dass zu diesen Befürchtungen eigentlich kein Anlass besteht. Um jedoch jegliche Beunruhigung auszuräumen, habe ich mit dem Unternehmer vereinbart, dass die betroffenen Erdmassen innerhalb der kommenden 14 Tagen wieder ausgebaut werden. Ich denke, dass dieses Vorgehen auch den Erwartungen der Anlieger entgegenkommt und sich damit möglichst schnell die Stimmung wieder beruhigt." (mau) +++


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