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REGION „Situation wird sich massiv verschlimmern"

Tausende ohne Hausarzt: Kassenärztliche Vereinigung stellt Überversorgung fest

09.04.18 - Der Arztmangel ist auch in der Region angekommen. Das beweist nicht nur die aktuelle Situation in Fulda, OSTHESSEN|NEWS berichtete am Freitag ausführlich, sondern bestätigt nun auch die Kassenärztliche Vereinigung (KV) auf Nachfrage. Die Gründe hierfür, so meint zumindest die KV, lägen hauptsächlich bei den Nachwuchsmedizinern.

„Junge Mediziner wünschen sich wirtschaftlich attraktive Rahmenbedingungen, fühlen sich von Regressen bedroht und verlangen eine vernünftige Work-Life-Balance“, erklärt Petra Bendrich, Pressesprecherin der KV. Weil sich deswegen viele Ärzte nur noch für eine Teilzeitanstellung entscheiden würden, verschärfe sich das Problem des Ärztemangels zukünftig weiter. „Das wird die Sicherstellung der ambulanten Versorgung erschweren.“ Um einen Anreiz für ländlich gelegene Praxen zu schaffen, bezahlt die KV theoretisch den Ärzten, die eine Praxis auf dem Land eröffnen, rund 60.000 Euro.

Erst Anfang April schloss die Hausarztpraxis Dr. Ranze. Seitdem stehen rund 3.500 ...

Praktisch ist es jedoch so, dass viele Ärzte die sich gerne an einem bestimmten Ort selbständig machen würden, oftmals nicht dürfen. Denn, wo sich Mediziner niederlassen können, regelt ein Bedarfsplan. Ärzte oder Psychotherapeuten, die gesetzlich Versicherte ambulant behandeln möchten, benötigen einen freien Arztsitz. Wie viele es davon in einer Region gibt, regelt wiederum die Planung der Kassenärztlichen Vereinigung.

„Ein Planungsbereich gilt als überversorgt und damit gesperrt, wenn die Arztdichte einer Fachgruppe einen Wert über 110 Prozent erreicht. Es gilt ein Zulassungsstopp. Ärzte und Psychotherapeuten können sich dort nur dann neu niederlassen oder anstellen lassen, wenn ein anderer Arzt seine Zulassung zurückgibt und damit ein Arztsitz in der Fachgruppe frei wird“, so Bendrich.

Obwohl nicht nur in Fulda viele Menschen mittlerweile keinen Hausarzt, geschweige denn einen Facharzt finden können, empfindet die KV den Landkreis Fulda als überversorgt. Auf 1.000 Bewohner kommen derzeit 4,1 Allgemeinmediziner. „Der Landesausschuss hat mit Stand 28.04.2016 für die hausärztliche Versorgung in allen Planungsbereichen Überversorgung festgestellt, sodass Niederlassungen nur im Rahmen von Sitzübernahmen möglich sind. Dasselbe Bild zeigt sich in der wohnortnahen fachärztlichen Versorgung. Auch hier gelten alle Fachgruppen in der Stadt und im Landkreis Fulda statistisch als überversorgt. Der höchste Versorgungsgrad ist mit mehr als 162 Prozent für die Fachgruppe Chirurgie festzustellen. Die geringste Versorgungsdichte besteht für die Psychotherapie, hier liegt der Versorgungsgrad bei 112 Prozent“, schreibt die KV. Für den gesamten Landkreis Fulda macht dies insgesamt laut Kassenärztlicher Vereinigung eine Überversorgung von 121,71 Prozent. Lediglich in den Orten Dipperz, Großenlüder, Hilders und Neuhof läge eine Unterversorgung vor.

Ausgehend vom Bevölkerungsstand im Jahr 2014 wird nach Angaben des Statistischen Landesamtes in Hessen die Bevölkerungszahl in der Stadt und im Landkreis Fulda im Jahr 2030 um 1,0 Prozent steigen. Für den benachbarten Landkreis Hersfeld-Rotenburg hingegen wird erwartet, dass die Bevölkerungszahl bis zum Jahr 2030 um 6,5 Prozent sinkt. Die Hausarzt-Situation im Landkreis Fulda ist nicht einfach. Insbesondere im hausärztlichen Bereich, in dem rund ein Drittel der Ärzte mindestens 60 Jahre alt ist, sind zukünftig massive Probleme zu erwarten. (mr)


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