Nach dem Hochwasser am Engelhelmsbach - Schutz wird vervollständigt

25.04.18 - Nach den extremen Regenfällen und folgenden verheerenden Überflutungen am vorvergangenen Freitag wollen der Abwasserverband Fulda und  die Gemeinde Künzell ihre Bemühungen um den Hochwasserschutz verstärken. Intensiver Starkregen hatte bereits 2013 im Bereich des Engelhelmsbaches zu erheblichen Überflutungen geführt. Am 13. April 2018 zeichnete der Regenschreiber des Abwasserverbandes Fulda am Grottenweg in Pilgerzell eine Niederschlagshöhe von 47 mm in kürzester Zeit auf (= 47 Liter pro m²). Laut den Auswertungen des Deutschen Wetterdienstes tritt ein solches Regenereignis statistisch nur alle 20 Jahre auf. Weiter oberhalb des Regenrückhaltebeckens wird von noch höheren Niederschlagsmengen ausgegangen.

„Ohne dass ich diese statistische Betrachtung in Zweifel ziehe, ist es den betroffenen Bürgerinnen und Bürgern kaum zu vermitteln, dass sie in den letzten Jahren mehrfach von solchen extremen Überflutungen betroffen sind. Gerade die Unterscheidung zwischen Starkregen und großem Dauerregen mit dem gleichen Ergebnis einer Überflutung ist eigentlich nur wissenschaftlich erklärbar und somit für die Bevölkerung fast nicht verständlich. Umso wichtiger ist, dass wir die begonnenen Hochwasserschutzmaßnahmen nun in 2018 fertig stellen und nach Möglichkeit noch weiteren ergänzenden dezentralen Schutz herstellen“, erläutert Künzells Bürgermeister Timo Zentgraf.

Von den in einem Gemeinschaftsprojekt der Stadt Fulda, der Gemeinde Künzell und dem Abwasserverband Fulda geplanten Hochwasserschutzmaßnahmen waren bisher in 2017 zwei Rückhalteräume hergestellt worden. Dazu gehören das Hochwasserrückhaltebecken „Grottenweg“ unterhalb von Pilgerzell und ein weiterer Rückhalteraum unterhalb von Engelhelms. In 2018 sollen noch zwei weitere Rückhaltebecken oberhalb von Pilgerzell und Bronnzell folgen. Ergänzend wird der Brückendurchlass in der Mühlstraße in Engelhelms erweitert. Dieser stellt derzeit ein großes Abflusshindernis dar und soll nach den Bauarbeiten die 5-fache Menge an Wasser in schadensfreie Bereiche leiten können. „Insbesondere mit der Realisierung des Rückhaltebeckens Bergwiese oberhalb von Bronnzell erwarten wir eine weitere Entlastung in der dortigen Ortslage“, erläutert Stadtbaurat Daniel Schreiner.

Joachim Adams, Geschäftsführer des Abwasserverbandes Fulda berichtet zu den aktuellen Regenereignissen: „Es kam noch verschärfend hinzu, dass aufgrund der enormen Strömungskräfte die Wasserbausteine, die zur ökologischen Durchgängigkeit des Gewässers im Bereich des Sperrbauwerkes unterhalb von Pilgerzell eingebaut wurden, herausgedrückt worden sind. Dieses führte zu einer Vergrößerung des Drosselabflusses des Sperrbauwerkes, sodass das Rückhaltebecken nicht seine vollständige Wirksamkeit erzielen konnte. Wir werden die Gewässersohle im Bereich des Sperrbauwerkes kurzfristig mit einbetonierten Setzsteinen dauerhaft befestigen, damit die Sohlstabilität gewährleistet ist.“

Die Verantwortlichen bei der Stadt, der Gemeinde und dem Abwasserverband bedauern, dass im Zuge der Gesamtplanung weitere sinnvolle und erforderliche Rückhaltemaßnahmen und Gewässeraufweitungen nicht umgesetzt werden konnten, da die erforderlichen Grundstücke nicht gekauft bzw. nicht zur Verfügung gestellt werden konnten. So gelangen nach wie vor die Wassermengen von einem rund 280 Hektar großen Einzugsgebiet ungedrosselt in die Ortslage von Engelhelms.

Man ist sich jedoch einig, dass mit den voraussichtlich in diesem Jahr fertiggestellten dezentralen Rückhaltemaßnahmen im Einzugsgebiet des Engelhelmsbaches die Situation deutlich verbessert wird, obgleich weitere Maßnahmen wünschenswert wären. Ein hundertprozentiger Schutz für alle Regenereignisse wird aber kaum erreichbar sein, deshalb ist jeder Betroffene und auch jeder sonstige Bürger gefordert, sich um den Schutz seiner Vermögenswerte Gedanken zu machen, sei es in Form von Versicherungen oder sonstiger baulicher Maßnahmen.(pm/ci)+++