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Schneller zwischen Frankfurt am Main (unser Bild der Hauptbahnhof mit Skyline) und Erfurt - das ist das Ziel des Neubaus der Bahnstrecke Frankfurt am Main - Fulda - Archivfoto: Hans-Hubertus Braune

REGION Dialogforum der Bahn

Reaktionen auf Varianten IV und VII der ICE-Neubaustrecke Fulda-Gelnhausen

05.05.18 - Die Planer der Deutschen Bahn haben am Donnerstag ihre beiden favorisierten Trassenvarianten für den Neubau der Bahnstrecke Gelnhausen-Fulda vorgestellt. Beim zwölften Dialogforum in Gelnhausen begründeten die Planer ihre Entscheidungen, nun wird bis kommenden Monat weiter analysiert, mit welcher der beiden Trassen die Bahn nun konkret den Engpass zwischen Frankfurt am Main und Fulda lösen will.

Die Reaktionen auf die Vorschläge - insgesamt waren sieben Trassenvarianten geprüft worden - fällt unterschiedlich aus.

Der Bundestagsabgeordnete Michael Brand (CDU) Archivfoto: Christian P. Stadtfeld

Der Bundestagsabgeordnete Michael Brand (CDU) schreibt: "Es ist gut, dass unser jahrelanger Einsatz für den Ausbau konkrete Züge annimmt, daran hatten viele ja schon nicht mehr geglaubt. Jetzt auf der Zielgeraden ist absolut wichtig, bei allen unterschiedlichen Interessen einen Schulterschluss in der Region zu versuchen. Das erhöht die Chancen das Beste an Variante, auch an Lärmschutz und mehr zu erreichen. Zeitnah werden wir mit den Kommunen und BIs im Landkreis Fulda zu einem Treffen zusammenkommen, so haben wir das am Rande des Dialogforums verabredet, um möglichst viel rauszuholen. Je schneller desto besser, damit wir vor Auswahl der Antragsvariante bis zum 8. Juni möglichst gemeinschaftlich unsere Interessen stark verankern."

Steffen Reith, Ortsvorsteher Kerzell

Steffen Reith (Ortsvorsteher Eichenzell-Kerzell): "Als Ortsvorsteher Kerzells freue ich mich natürlich sehr, dass bei den Planungen der Bahn die Variante V nun keine Rolle mehr spielt. Ein Ausbau der Bestandsstrecke wäre für den Ort Kerzell nicht mehr verkraftbar gewesen. Weitere Gleise, die mitten durch den Ort verlaufen wären, hätten den Ort komplett zerschnitten. Auch die Bauphase wäre für die Kerzellerinnen und Kerzeller enorm belastend gewesen.

Kerzell hat sich durch die Bürgerinitiative Zu(g)kunft stets bei Dialogforen und Planungen durch konstruktive Arbeit eingebracht. Hier gilt mein besonderer Dank dem ersten Vorsitzenden Hermann Reith für sein engagiertes Wirken.

Die Arbeit ist allerdings noch nicht erledigt. Wir bleiben am Ball und versuchen nun natürlich, dass unsere Bürgerinnen und Bürger vom Lärm weiter entlastet werden. Schließlich ist es weiterhin unser Ziel, entlang der bestehenden Strecke den bestmöglichen Schallschutz zu erreichen."

Pro BrachtTal e.V. wird am kommenden Sonntag in Brachttal eine große Demonstration durchführen

"Gemeinsam mit Betroffenen aus Wächtersbach, Birstein und Katholisch-Willenroth aber auch mit befreundeten Bürgerinitiativen aus Gelnhausen und der weiteren Umgebung, werden wir gegen die konkreter werdenden Pläne der Bahn demonstrieren, die so genannte Variante VII durch das Tal der Bracht zu planen.

Die Bauarbeiten würden die Gemeinden Brachttal, Birstein aber auch Teile von Wächtersbach über Jahrzehnte von ihren Entwicklungsmöglichkeiten abschneiden! Der Zugang zum Vogelsberg würde für mindestens 10 Jahre verschlossen. In der zehnjährigen Bauzeit fahren mindestens 500.000 LKW à 44 Tonnen durch die Gemarkungen. Die 3 Baustellen mit je ca. 18 Fußball-Feldern Größe, ziehen eine Umweltzerstörung riesigen Ausmaßes nach sich und die Brücke führt später zu einer Belastung mit Bahnlärm fernab jeder Verkehrsinfrastruktur

Die zwei Varianten sollen nun final analysiert werden Bilder: Bahn.de / Grafik O|N Grafik

Main-Kinzig-Kreis stellt klar: „Finaler Vorschlag acht wird noch mal inhaltlich geprüft“

Landrat Thorsten Stolz und Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler haben in einer Pressemitteilung hervorgehoben und daran erinnert, dass für die Bahntrassensuche im Kinzigtal der sogenannte Vorschlag acht in seiner letzten Fassung noch einmal inhaltlich geprüft und die Prüfergebnisse öffentlich gemacht werden. „Der Kreistag hatte sich dafür ausgesprochen, dass die Deutsche Bahn den Trassenvorschlag von Ingmar Gorissen gleichberechtigt in die Prüfung einbezieht. Das hat die Bahn zugesagt und auch im jüngsten Dialogforum bekräftigt. Daher muss auch die abschließende überarbeitete Fassung des Vorschlags entsprechend Berücksichtigung finden und einer finalen Bewertung unterzogen werden“, erklären Stolz und Simmler in einer gemeinsamen Pressemitteilung.

Vertreter der Deutschen Bahn hatten im Anschluss an das Dialogforum die Varianten IV und VII als mögliche Vorzugsvarianten für einen Ausbau der Schienentrasse zwischen Gelnhausen und Fulda öffentlich benannt. „Alle anderen Varianten“ würden ausscheiden, hieß es in einer Mitteilung der Bahn von Donnerstag.

Allerdings stehe der Vorwurf im Raum, so die Kreisspitze, dass die Bahn noch nicht die finale Fassung des Gorissen-Vorschlags geprüft habe. Diesen Vorwurf habe die Deutsche Bahn bisher auch nicht entkräften können. Ingmar Gorissen hatte seinen ursprünglichen Vorschlag in den zurückliegenden Wochen und Monaten überarbeitet und angepasst. Eine transparente Prüfung der letzten Fassung sei nun im Sinne aller Beteiligten zwingend erforderlich, halten Stolz und Simmler fest, um weiterhin die beste aller Varianten zu finden.

„Zwischen der Bahn und dem Main-Kinzig-Kreis wurde im Vorfeld des jüngsten Dialogforums vereinbart, dass Herr Gorissen die Schlussfassung seiner Trassenvariante vorstellen darf. Der Kreis hat zum Trassensuchverfahren ein externes Planungsbüro beauftragt, das diesen Prozess fachlich begleitet. Dieses Büro wird das Treffen moderieren. Danach erfolgt eine Bewertung und Prüfung nach den für die anderen Varianten geltenden Kriterien“, kündigen der Landrat und die Erste Kreisbeigeordnete an. Der Vorschlag von Diplomingenieur Gorissen gehöre fair und transparent überprüft. Das sei eine der zentralen Forderungen der Kreisgremien gewesen, erinnern Stolz und Simmler. Gerade angesichts der weitreichenden Entscheidung der Bahn dürften am Ende keine Fragen offen bleiben.

Gemeinsame Beschlüsse der Landkreise Main-Kinzig und Fulda

Landrat Thorsten Stolz hatte unterdessen beim Dialogforum in dieser Woche die Gelegenheit genutzt, um die Forderungen der Kreisspitze zu erneuern, wie die Bestandsstrecke baulich aufzurüsten sei. „Zwei Zusagen der Bahn dazu sind für das Kinzigtal ganz wesentlich“, sagt Stolz. „Erstens wird nicht nur die Neubaustrecke, sondern auch die Bestandsstrecke in den nächsten Jahren lärmschutztechnisch nachgerüstet, ganz gleich welche Variante umgesetzt wird. Zweitens wird die Barrierefreiheit an allen Bahnstationen hergestellt, ganz gleich wie groß und wie stark frequentiert die Stationen sind. Nur so erreicht die Deutsche Bahn eine Akzeptanz dafür, dass mehr Züge durchs Kinzigtal rollen.“ Die Bahn habe zu diesen Zusagen in der jüngsten Forumsrunde erneut gestanden; diese Forderungen werden jetzt in die so genannte Bedarfs- und Umsetzungsplanung einfließen, über die final der Deutsche Bundestag entscheiden muss.

Der Landrat und die Erste Kreisbeigeordnete wollen diese Punkte nun weiter untermauern durch gemeinsame Beschlüsse der Kreistage des Main-Kinzig-Kreises sowie des Landkreises Fulda. „Wir haben die einmalige Chance, dass es in Zukunft für die Menschen im Main-Kinzig-Kreis durch nachträglichen Lärmschutz insgesamt leiser wird und die Züge barrierefrei für alle nutzbar werden. Die Regionen sollen schließlich von den höheren Kapazitäten für die Bahn auch selbst profitieren. Dafür kämpfen wir weiter und werden mit dem Landkreis Fulda entsprechende Beschlussfassungen für die Bedarfs- und Umsetzungsplanung auf den Weg bringen“, so Stolz und Simmler.

 
Verbände begrüßen Variantenfokussierung: Weg frei für weitere Planungsschritte

"Die von der Deutschen Bahn am 3.5.2018 in Gelnhausen im Rahmen der 12. Sitzung des Dialogforums zur ABS/NBS Hanau - Würzburg / Fulda vorgestellte und begründete Fokussierung auf die Varianten IV und VII wird von der Arbeitsgemeinschaft Bahndreieck Spessart im Grundsatz begrüßt.

Alle Spessart-Varianten I bis III haben sich im Zuge der Sachprüfung als weniger tauglich bzw. gar verfahrenskritisch erwiesen und scheiden somit nach objektiven Kriterien aus den weiteren Prüfverfahren aus. Mehrere Verkehrs- und Umweltverbände hatten seit den 1990er Jahren auf die absehbaren verkehrlichen, wirtschaftlichen und ökologischen Nachteile hingewiesen und insbesondere eine Südkurve (sogenannte „Mottgers-Spange“) vehement abgelehnt. Nach dieser - im Rahmen des Bundesverkehrswegeplan (BVWP 2030) zunächst noch offen gelassenen Grundsatzentscheidung ist nunmehr ein gezielter Ausbau des „Südkorridors“ (Frankfurt/M -) Hanau - Aschaffenburg - Nantenbach (- Würzburg) vertieft zu untersuchen. Nur so können die bestehenden Qualitätsmängel und die sich abzeichnenden Kapazitätsengpässe beseitigt sowie im Fernverkehr kürzere Fahrzeiten im Rahmen des künftigen „Deutschland-Taktes“ ermöglicht werden.

Durch den Wegfall der besonders problematischen Variante I ist es nun endlich möglich, den rasch und im Konsens zu realisierenden Ausbauabschnitt von Hanau bis zur Suchraumgrenze in Gelnhausen über Gelnhausen hinaus bis Haitz-Höchst zu verlängern. Alle verbleibenden Neubauvarianten sind zwischen Gelnhausen und Haitz-Höchst eckungsgleich. Eine vorgezogene Planung und Finanzierung ist insbesondere mit Blick auf die lärmvorbelasteten Gelnhäuser Wohngebiete in Hanglagen geboten (Alte Leipziger Straße, Nippel, Taubengarten, Haitz und Höchst). Zugleich können der barrierefrei Umbau der Bahnsteige in Gelnhausen und Haitz-Höchst, die Planung von Weichen und Signalanlagen sowie Anpassungsmaßnahmen im Straßennetz nunmehr zeitnah vorangetrieben werden.

Zur Optimierung der Variante IV im Abschnitt Haitz-Höchst bis Aufenauer Berg drängen die Verbände nochmals auf eine vertieftere Betrachtung des Bündelungsansatzes, bei dem nicht nur die zwei Neubaugleise sondern auch die zwei Bestandsgleise zusammen mit der A66 ein kompaktes, optimiertes Verkehrsband in der Kinzigau bilden würden. Dadurch kann auf die große Talbrücke südlich Wächtersbach in der bisher geplanten Form verzichtet werden, die Eingriffe im Bereich Kaltenborn/Neu-Wirtheim wären überflüssig und es gäbe spürbare Vorteile für den Regionalverkehr durch eine Verlegung des Bahnhofs Wirtheim sowie die Anhebung der Fahrtgeschwindigkeit von RegionalExpress-Zügen auf durchgehend 160 km/h.

Zu prüfen ist ferner die Möglichkeit einer Kombination der Varianten IV und VII im Bereich zwischen Schlüchtern und Flieden. Besonderer Wert wird auf die Schaffung leistungsfähiger Verknüpfungen mit der Bestandsstrecke gelegt, um im Plan– bzw. Störfall den Betrieb flexibler abwickeln zu können. Die DB wird angesichts von künftig erweiterten Regionalverkehrskonzepten sowie von Nutzungs– und Trassenkonflikten zwischen ICE- und Güterverkehren u.a. im Rahmen der Verkehrslenkung in Tagesrandlagen den Südzulauf zwischen Flieden und dem wichtigen Knoten Fulda nochmals intensiv prüfen müssen. Hierbei darf auch der abschnittsweise Ausbau der Bestandsstrecke bis an die Bahnsteige in Fulda kein Tabu sein.

Fazit: Auf dem Weg zu einem tragfähigen Gesamtkonzept für das Bahndreieck Spessart ist das bundesweit beispielhafte Dialogverfahren einen bedeutenden Schritt weiter gekommen. Ziel sollte sein, noch vor der Sommerpause 2018 eine optimierte Antragsvariante zu ermitteln, die von der DB in das formelle Raumordnungsverfahren eingebracht werden kann. Auf Basis des BVWP 2030 sowie den auf Bundesebene im Koalitionsvertrag formulierten Maßnahmen für besseren Lärmschutz besteht damit die begründete Hoffnung, dass nach jahrelangem Planungsstillstand und vierjähriger ergebnisoffener Öffentlichkeitsbeteiligung die drückenden Engpässe im Bahndreieck zwischen Fulda, Frankfurt und Würzburg an zentraler Stelle im deutschen Schienennetz endlich so rasch wie möglich beseitigt werden." (pm) +++


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