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FULDA Im Stadtschloss

Verdienste um Europa: Winfried-Preis für Ex-Bundespräsident Joachim Gauck

21.06.18 - Ex-Bundespräsident Joachim Gauck hat am Mittwochabend den mit 10.000 Euro dotierten "Winfried-Preis der Stadt Fulda" verliehen bekommen. Im Fürstensaal des Fuldaer Stadtschlosses wurden die Verdienste Gaucks um interkulturellen Austausch und das Zusammewachsen Europas gewürdigt.

Der Fuldaer Heinz Waider wurde 1926 geboren und gelangte aufgrund seiner Erlebnisse im Zweiten Weltkrieg zur Überzeugung, dass Krieg nur verhindert werden könne, wenn Menschen unterschiedlicher Herkunft einander kennenlernen und respektieren. Völkerverständigung steht deswegen bei der im Jahr 1988 gegründeten Dr.-H.-G.-Waider-Stiftung im Vordergrund, seit dem Jahr 2001 wird der „Winfried-Preis der Stadt Fulda“ für herausragende Dienste um Frieden und Völkerverständigung verliehen. Namhafte Preisträger sind unter anderen EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, der verstorbene Mainzer Kardinal Lehmann und der ehemalige Bundesarbeitsminister Norbert Blüm.

Übergabe des Winfried-Preises Fotos: Marius Auth

Im Fürstensaal des Stadtschlosses Fulda


Namensgeber des Winfried-Preises ist der Heilige Winfried Bonifatius, Gründer des Fuldaer Klosters. Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld (CDU) skizzierte am Abend die enge Verbundenheit von Kloster und Stadt, von Werten und fuldischer Welt: „Im nächsten Jahr ist es 1275 Jahre her, dass Bonifatius den Auftrag gab, das Kloster Fulda zu gründen. Zuerst war das Kloster, dann entwickelte sich die Stadt. Wer hätte sich vorstellen können, vor welchen Zerreißproben der Glaube an ein vereintes Europa, das Bekenntnis zur globalen friedlichen Partnerschaft und das Bekenntnis zur Freiheit stehen würde? Anstelle des Rufs nach Freiheit tritt heute häufig die Sehnsucht nach Rückzug oder gar die aggressive Forderung nach Aus- und Abgrenzung. Der uns seit 1945 geschenkte Frieden ist vielleicht inzwischen allzu selbstverständlich. Es braucht Menschen, die bereit sind, für ein gemeinsames Europa einzustehen und für eine globale Weltordnung auf Basis der Selbstbestimmung, Freiheit und Menschlichkeit eintreten. Der Winfried-Preis ist eine Aufforderung an uns, Freiheit nicht als selbstverständlich anzusehen.“

Eintrag ins Goldene Buch


In seiner Laudatio auf Gauck beschwor Hans-Gert Pöttering, ehemaliger Präsident des EU-Parlaments, den europäischen Geist: „Unsere nationale Geschichte muss immer auch als europäische Geschichte verstanden werden und ist gerade für die jüngere Generation von ebenso großer Bedeutung wie die Neuen Technologien. Wer nicht weiß, was war, weiß nicht, warum etwas heute ist und wie es in der Zukunft sein sollte. Wir haben heute verschiedene politische Identitäten: In unserer Heimat beginnt Deutschland, wer aber nur seine Heimat sieht, wird sie nicht schützen können. Wer sein eigenes Land über alle Nationen stellt, wird zum Nationalisten. Wer dagegen nur als Europäer empfindet, der hat keine Wurzeln. Bekennen wir uns zu unserer Heimat, zu unserer gemeinsamen europäischen Zukunft und damit zu unserer Verantwortung in der Welt. In seiner Rede zur Verleihung der Ehrendoktorwürde der Universität Paris-Sorbonne sprach Joachim Gauck von der ‚Botschaft der Kathedralen‘, deren Gründer die Vollendung nicht miterleben konnten: Es gibt Wirklichkeiten, die uns übersteigen, es lohnt sich, etwas aufzubauen, das erst für unsere Kinder wirksam wird. Was Europa groß gemacht hat, ist die Leidenschaft, über Generationen hinaus zu schauen und jenseits der eigenen Interessen zu denken.“


Gauck, zu DDR-Zeiten evangelisch-lutherischer Pastor, erinnerte sich in seiner Rede an einen Aufenthalt in der Barockstadt zu Zeiten des "Kalten Kriegs", der ihm in Erinnerung geblieben sei: "Die Polizisten haben anders geschaut als bei uns, auf den Straßen roch es anders. Es war eine merkwürdige Mischung aus Wohlfühlen und Fremdheit, die mich damals hier umgeben hat. Es war zu viel der Freiheit. Und ich musste zurück. Das haben die Unterdrückten Osteuropas gewollt: in Freiheit unter der Herrschaft des Rechts friedlich leben." (Marius Auth) +++

Laudator Hans-Gert Pöttering

Joachim Gauck


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