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Welche Wege, von wo wohin und mit welchem Verkehrsmittel? All das steckten die Schülerinnen und Schüler auf einer Karte ab - Fotos: privat

LAUTERBACH Sicherung von Versorgung und Mobilität

Vom Elterntaxi zur selbstorganisierten Fahrt: Mobilitäts-App für die Schule

12.07.18 - MoDaVo ist ein Modellvorhaben des Bundesministeriums für Verkehr und Infrastruktur, das sich zwei Jahre lang mit der langfristigen Sicherung von Versorgung und Mobilität im Vogelsbergkreis befasst hat. Anfang Juni hat es nun eine Abschlussveranstaltung des Vogelsbergkreises zu dem Projekt gegeben, in der die Frage nach der zukünftigen Organisation von Versorgung und Infrastruktur im Landkreis thematisiert wurde.

Zahlreiche Workshops, Vorträge und die Sammlung von Projektideen wurden in den vergangenen zwei Jahren umgesetzt, wie der Erste Kreisbeigeordnete Dr. Jens Mischak in der Abschlussveranstaltung resümierte. Mit im Boot waren fast von Beginn an zwei Schulen des Vogelsbergkreises: Die Alexander-von-Humboldt-Schule und die Max-Eyth-Schule beteiligten sich unter dem Blickwinkel der Mobilität von jungen Menschen daran.

Entstanden war diese Zusammenarbeit kurz nach dem ersten Fachgespräch, das an der Alexander-von-Humboldt-Schule stattgefunden hatte. Schulleiterin Gitta Holloch fiel damals auf, dass die Perspektiven junger Menschen noch zu wenig Beachtung fanden und regte an, Projektteams in Vogelsberger Schulen zu bilden. Eine Idee, der sich die Verantwortlichen aus dem Landkreis und den involvierten Gremien gerne anschlossen. So lieferten die Schülerinnen und Schüler im Lauf des Projektes wertvolle Impulse, beispielsweise arbeiteten sie an einem Fragebogen mit, den sie auf Verständlichkeit und Relevanz für Schülerinnen und Schüler hin überprüften. Besonderes Augenmerk lag dabei auf denjenigen Kindern und Jugendlichen, die nicht in den Mittelzentren, sondern in den kleinen Dörfern und Kommunen des Flächenkreises wohnen. Schon damals war schnell klar: Ohne Elterntaxis geht es nicht.

Als eine Folge aus dieser Erkenntnis gab der Landkreis die Entwicklung einer App in Auftrag, die die sichere Organisation von Mitfahrgelegenheiten steuert. Dazu kam die Firma NetFair Solutions ins Boot, die bereits eine ähnliche Mitfahr-App für Romrod entwickelt hatte. Im Lauf des Projekts gab es außerdem einen Workshop für Eltern, der sich mit dem Thema Mobilität, Elterntaxi und Alternativen befasste.

An der Alexander-von-Humboldt-Schule sind Oliver Stoy für die Schulleitung und Sebastian Recklies, Fachsprecher Politik und Wirtschaft, für das Projekt verantwortlich. „Es war uns wichtig, die Perspektive der Kinder und Jugendlichen einzubringen – sowohl hinsichtlich des Schulwegs als auch im Bereich der Freizeitgestaltung an Abenden und Wochenenden.“ Dies ist gelungen – mit eigens gestalteten Plakaten nahmen Schülerinnen und Schüler der Alexander-von-Humboldt-Schule an der Abschlussveranstaltung teil und präsentierten ihre Sicht der Dinge.

Im Interview mit Vertretern aller politischen Parteien – eine interessante Aufgabe ...

Der erste große Schritt in Richtung Schulmobilitätsplan war auf dem Schulfest zu ...


Für die AvH allerdings läutete die abschließende Veranstaltung nur eine neue Runde in der Arbeit an diesem sinnvollen Projekt ein. So beschäftigte sich kurz vor den Ferien eine Klasse der E-Phase mehrere Tage lang mit dem Thema, um weiteren Nutzen für die Schülerinnen und Schüler zu generieren. Zunächst sammelten sie selbst mit Interviews vor Ort, per Skype, per Mail oder am Telefon die Sichtweisen des Landkreises und der lokalen Politiker aller Parteien. Für den Landkreis stellte sich Mathias Sebald vom Amt für Wirtschaft und den ländlichen Raum den Fragen der Oberstufenschüler. Die Fragen überspannten einen weiten Bereich – von einer Bestandsaufnahme zum Thema Infrastruktur und Mobilität über Herausforderungen und Lösungsansätze bis hin zu Visionen für eine gelingende Daseinsvorsorge in der Zukunft.

Dafür zeigten sich auch die Parteien sehr aufgeschlossen. Für die SPD äußerte sich Kreistagsmitglied Heiko Müller, die Linke kam mit Nicole Eggers, Direktkandidatin für die Landtagswahl, und Michael Riese, Fraktionsvorsitzender im Kreistag, zum Gespräch. Auch die Landtagsabgeordnete Eva Goldbach von den Grünen äußerte sich zu den o.g. Fragen, genauso wie CDU-Landtagskandidat Michael Ruhl. Per Skype nahm auch André Tonigold, Vorsitzender des FDP-Stadtverbands Lauterbach, an der Befragung teil. Alle Interviewpartner nahmen sich viel Zeit für die Fragen der Schülerinnen und Schüler, nahmen Anregung und Kritik auf, berichteten aber auch von ihren eigenen Erfahrungen mit dem ÖPNV im Vogelsberg und skizzierten verschiedenste Lösungsmöglichkeiten und Zukunftsszenarien. Für die VGO, die Verkehrsgesellschaft Oberhessen, empfing Sven Theiß die Gäste von der AvH. Er erläuterte u.a. die Verkehrsmöglichkeiten im Vogelsbergkreis.

Neu zu diesen Möglichkeiten kommt bald die App „Fairschult“, die in Anlehnung an die bereits bestehende App „Fairfahrt“ vom NetFair-Solutions-Team rund um Andreas Stein entwickelt und auf der Abschlussveranstaltung des Kreises vorgestellt wurde. Ende Juni war Stein damit auch auf dem Schulfest der Alexander-von-Humboldt-Schule zu Gast, wo er diese App einem breiteren Publikum bekanntmachte und wo auch die Schülerinnen und Schüler ihre Projektergebnisse präsentierten und die geführten Interviews veröffentlichten.

„Die App soll nach den Ferien starten“, so der Tenor der Projektverantwortlichen auf der Abschlussveranstaltung. Die Alexander-von-Humboldt-Schule selbst will darüber hinaus noch weiter an dem Thema arbeiten, wie Oliver Stoy darlegte. Sie möchte jährlich wiederkehrend den Blick der Schülerinnen und Schüler auf Schulwege, Mobilität und Bedarfe einholen und einen eigenen Schulmobilitätsplan entwickeln, der sich auch Lauf- und Fahrradgemeinschaften in Lauterbach und auf kurzen Wegen aus den umliegenden Dörfern annimmt. „Schon jetzt bilden sich solche Gruppen ganz selbstständig“, führte Recklies aus, „dennoch möchten wir schuljahresübergreifende Gemeinschaften, sogenannte ‚walking buses‘ forcieren, die für mehr Sicherheit im Straßenverkehr stehen, aber auch die Schulgemeinschaft als solche stärken.“ Die fünften und sechsten Klassen steigen hier als erste in ein Pilotprojekt ein, das sich im Laufe der Zeit auf alle Jahrgangsstufen ausdehnen soll. „Das Thema Schülermobilität hat in unserer Region eine solch große Bedeutung“, unterstrich Recklies, „dass wir als Schule darüber nachdenken, es in das PoWi-Curriculum aufzunehmen und in den 7. und 9. Klassen als verbindliches Unterrichtsthema zu platzieren.“

Mit der Teilnahme an dem Projekt MoDaVo hat sich die Alexander-von-Humboldt-Schule offenbar erst warmgelaufen für ein Thema, das besonders im Sinn der jungen Menschen in der Region mit nachhaltigen Strukturen anzugehen ist. Ein erster großer Schritt ist die App „Fairschult“, von der man spätestens nach den Sommerferien mehr hören wird. (pm) +++


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