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Mähdrescher und Presse vor der Vogelschmiede - Fotos: Dieter Graulich

GREBENHAIN Naturschutzgroßprojekt

Hier rollen die Mähdrescher: Wiesendrusch auf der Herchenhainer Höhe

08.08.18 - Ein Mähdrescher auf einer Wiese. Diese Seltenheit konnte man Ende der vergangenen Woche auf der Herchenhainer Höhe sehen. Des Rätsels Lösung war von Ruben Max Garchow, dem Projektleiter des Naturschutzgroßprojektes Vogelsberg und Joachim Schönfeld vom Amt für Wirtschaft und ländlichen Raum beim Vogelsbergkreis zu erfahren. Circa vier Hektar artenreiche Bergmähwiese und kleinflächiger Borstgrasrasen wurden von einem speziell für den Grasdrusch hergerichteten Mähdrescher des Betriebes Hardt aus Nösberts-Weidmoos für das Naturschutzgroßprojekt gedroschen. Weitere knapp über vier Hektar wurden für den Vogelsbergkreis, Amt für Wirtschaft und ländlichen Raum gedroschen. Dies wird durch den RP Gießen mit NATURA 2000 Fördermittel unterstützt.

Ausgewählt wurden die beiden Flächen da hier besondere Arten wie, Waldhyazinthe, Heil-Ziest, Schwarze Teufelskralle, Wald-Storchschnabel, geflecktes Johanneskraut und Wiesen-Flockenblume vorkommen. Die Reifezeit der Samen und damit der Druschzeitpunkt sind stark von der Witterung abhängig. Ein Großteil der gewünschten Bergmähwiesen-Arten, wie die Ackerwitwenblumen, die Margerite oder die Wiesen-Flockenblume sind Mitte/Ende Juli reif. Der Drusch findet dann statt, wenn viele Arten gleichzeitig reif sind.

Die Bergmähwiese vor dem Drusch

Heu Rundballen wird ausgeworfen

Störende oder unerwünschte Arten wie Neophyten (Lupine), aber auch das Kreuzkraut, krauser Ampfer und Kratzdisteln werden vor dem Drusch entfernt, um eine Übertragung auf andere Flächen zu verhindern. Das gewonnene Druschgut wird verwendet, um verarmte Bestände wieder aufzuwerten. Die Einsaat erfolgt am besten im Herbst oder im Frühjahr. Dafür muss das Druschgut getrocknet werden, um es lagern zu können. Die Trocknungszeit liegt je nach Umgebungstemperatur und Witterung zwischen vier und sieben Tagen. Als Trocknungshalle wird eine Halle der Friedhofsgärtnerei Euler benutzt in der das Druschgut großflächig ausgestreut wird.

Die Flächen, auf denen das Druschgut aufgebracht werden soll müssen gut vorbereitet werden. Dafür werden sie mindestens zweimal scharf gestriegelt, dabei werden Moos und andere Pflanzenteile aus dem Boden gelöst und es entstehen offene Bodenstellen, die den Samen als Keimbett dienen. Pro Hektar artenarmer Fläche werden etwa 100 kg Druschgut benötigt, das von Hand auf den Flächen verteilt werden muss.

Saatgut kommt in den Anhänger

Das Saatgut wird begutachtet von Ruben Max Garchow, Joachim Schönfeld, Ernst Albert ...

Vorbereitungen für den Transport

Der Verlust der Arten ist vielfach bedingt durch zu intensive Bewirtschaftung mit regelmäßiger Düngergabe und häufigem Mähen oder durch Nutzungsaufgabe, bei der andere Arten die Oberhand gewinnen. Garchow und Schönfeld betonten in einem Gespräch vor Ort, dass eine gesunde Bergmähwiese die regelmäßige Mahd nach der Samenreife brauche. Sie könne mit Tieren nachbeweidet werden, vertrage aber keine intensive Düngung. Lob gab es in diesem Zusammenhang an den Bewirtschafter der Fläche Horst Hildebrand, der nur eine Mahd, pro Jahr ab frühestens 01. Juli und keine Düngung durchführe. Diese Art der Bewirtschaftung hat sich auch bei der Bergmähwiesen-Meisterschaft bezahlt gemacht, bei der Herr Hildebrand den ersten Platz der Gemeinde Grebenhain belegte. Für seine Leistungen zum Erhalt der artenreichen Bergmähwiese werde er über das HALM-Programm (Hessische Programm für Agrarumwelt- und Landschaftspflege-Maßnahmen), das eine besonders nachhaltige Landbewirtschaftung fördert, finanziell unterstützt.

Auf die Frage, warum Wiesendrusch und keine Saatgutmischung aus dem Baumarkt für die Einsaat auf Vogelsberger Wiesen genutzt werde, war von den beiden Experten zu hören: „Wiesendrusch ist regional und man kann sicher gehen, dass die Pflanzen die ausgesät werden, gut mit den Bedingungen hier vor Ort zurechtkommen.“ Wenn man also Wiesendruschgut verwendet, bleiben die typischen Vogelsberger Arten erhalten und werden nicht mit anderen vermischt, deshalb gilt für das Naturschutzgroßprojekt der Grundsatz, dass eine Aufwertung des Grünlands nur mit dem passenden Samen erfolgen kann.

Trockenhalle in Angersbach

Gelagerter Wiesendrusch

Wiesendruschgut kommt überall dort zum Einsatz, wo die Bergmähwiesen sich dramatisch verschlechtert haben und nur noch wenige Arten übriggeblieben sind, oder dort wo zum Beispiel Wildschweine offene Bodenstellen geschaffen haben und Landwirte eine schnelle Begrünung brauchen. Die Landwirte bekommen das Druschgut kostenlos zur Verfügung gestellt und auch die Vorbereitungs- und Einsäarbeiten könne das Projekt finanziell unterstützen. Voraussetzung sei jedoch, dass die betroffene Wiese in einen der 53 Förderräume des Naturschutzgroßprojekts liege.

Außerhalb der Förderräume bestehe die Möglichkeit Wiesendruschgut über das Amt für Wirtschaft und den ländlichen Raum zu beziehen. Interessierte Landwirte können sich gerne telefonisch unter der Rufnummer 06641/186-9981 an das Projektbüro wenden. (gr) +++


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