Archiv

BAD SALZSCHLIRF Konflikte in der Bronzezeit

Zeugen von Gewalt unter der Erde am Sängersberg

16.08.18 - "Das hier - das ist unser Archiv. Im Gegensatz zu Historikern haben wir die Möglichkeit, uns neue Quellen zu schaffen", beschreibt Projektleiter Prof. Dr. Rüdiger Krause und deutet auf einen Grabungsschnitt am Sängersberg.  Im Rahmen des Schwerpunkts des LOEWE-Programms "Prähistorische Konfliktforschung. Bronzezeitliche Burgen zwischen Taunus und Karpaten" wurden seit 2016 mit Unterstützung der "Kommission für Archäologische Landesforschung in Hessen e.V. sowie der "Stadt- und Kreisarchäologie Fulda" in Osthessen auf verschiedenen Höhenbefestigungen archäologische Ausgrabungen und Prospektionen durchgeführt, so etwa auf dem Stallberg bei Hünfeld, dem Kleinberg in Rasdorf, dem Haimberg bei Fulda und auf dem Sängersberg bei Bad Salzschlirf. 

Im Mittelpunkt der Erforschung von bronzezeitlichen Burgen stehen die theoretischen Grundlagen zu Herrschaft und Krieg in der Bronzezeit. Das Thema Prähistorische Konfliktforschung hat angesichts der momentanen Kriege in Osteuropa und Westasien eine bedrückende Aktualität gewonnen. Hat es schon immer Krieg gegeben und gehört er zur nicht abschüttelbaren Ausstattung des Menschen oder ist er ein historisches Phänomen und daher auch vermeidbar? Die Prähistorische Archäologie kann zur Beantwortungen dieser Fragen einen wichtigen Beitrag leisten. 

Fotos: Marius Auth

Die Ausgrabungen fanden am Sängersberg bei Bad Salzschlirf statt Foto: Laura Struppe


Die Ausgrabungen auf dem Sängersberg wurden 2017 und 2018 im Bereich der verbrannten Befestigung durchgeführt. Am Nordostrand des Ringwalles wurden auffallend viele Bronzepfeilspitzen gefunden, die zum Teil durch den Aufprall verbogen sind und eine Auseinandersetzung im Rahmen eines Konflikts belegen. Die Ausgrabungen wurden mit geomagnetischen Messungen ergänzt. Spuren starker Hitzeeinwirkung wie verschlackte Basalte und gerötete Sandsteine lassen zudem auf eine Feuerkatastrophe schließen. Beteiligt an den Ausgrabungsarbeiten sind laut Grabungsleiterin Dr. Hélène Blitte Studierende der Goethe-Universität Frankfurt, Mitarbeiter der Grabungsfirma SPAU sowie ehrenamtliche Helfer des Archäologischen Arbeitskreises Fulda. 


Warum die Befestigung errichtet wurde, kann Stadt- und Kreisarchäologe Dr. Frank Verse nur vermuten: "Vor 3.000 Jahren entwickelten die Menschen offensichtlich ein großes Schutzbedürfnis und errichteten die Befestigung. In Europa herrschte eine allgemeine Unruhesituation. Diese könnte unter anderem daher rühren, dass gegen Ende der Bronzezeit das Metall Eisen in den Vordergrund trat und Bronze an Bedeutung verlor. Es kam zu einer Verschiebung von Handelszentren, wodurch eine Unruhe ausgelöst worden sein kann." Spannend findet Verse vor allem die Bewaffnungsfunde, anhand derer sich das Kampfgeschehen nachvollziehen und rekonstruieren lässt. "Die Befestigung scheint allerdings ihre Funktion nicht erfüllt zu haben, da sie schnell wieder aufgegeben und zerstört wurde", erklärt der Kreisarchäologe.

Stadt- und Kreisarchäologe Dr, Frank Verse (links) mit Prof. Dr. Rüdiger Krause ...

Von links: Frederik Schmitt (Erster Kreisbeigeordneter), Matthias Kübel (Bürgermeister ...


Nach drei Jahren Grabungsarbeiten folgt nun die Aufarbeitung und das Zusammensetzen der vielen Einzelergebnisse. Aufgrund der kleinen Ausgrabungsflächen ist bisher ein umfassendes Verständnis hinsichtlich der Architektur nicht möglich. Auch über den Raum innerhalb der Befestigung fehlt es an Wissen. Obgleich man einige Keramikfunde gemacht hat, liegt zu wenig vor, um sagen zu können, ob es sich um eine ehemals besiedelte Fläche handelt oder lediglich um eine Fluchtburg für umliegende Siedlungen. Eine Verlängerung der Ausgrabungsarbeiten, um mehr Klarheit zu schaffen, ist im Gespräch. (pm/Mariell Storch) +++


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