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Foto von links: Patrick Will, Hilde Thomé, Bernd Heil, Abdullah, Marion Hourle, Robel, Mortaza, Rolf Weber, Hans-Georg Glock, Johannes, Feshaye. Fünf Jungs waren in der Berufsschule - Foto: Regina Kriegsmann

SINNTAL Sannerz integriert geht in 3. Runde

Don Bosco Sannerz bildet 10 junge Geflüchtete im Handwerk aus

19.08.18 - Mortaza ist glücklich, er konnte am 06. August in eine zweijährige Ausbildung in der Werkstatt Farbe starten. Finanziert wird diese Ausbildung, genau wie neun weitere für junge Geflüchtete, über Spenden sowie Stifter- und Fördermittel. Der junge Afghane besuchte bis zum Sommer 2018 die Stadtschule in Schlüchtern. Sein Ehrgeiz und Willen begeisterte die Lehrer der Schule genauso wie das Team der Wohngruppe. Voller Stolz präsentierte er seinen Hauptschulabschluss, der ihm in der Zielgeraden mit viel Eifer noch gelungen ist.

„Jungs und Mitarbeiter haben ihn in der heißen Phase unterstützt und so manche dünnhäutige Reaktion  toleriert“, schmunzelt Tom Grätsch, Gruppenleiter. Nun hat sich für Mortaza ein weiterer Wunsch erfüllt, er kann in der Werkstatt Farbe des Jugendhilfezentrums Don Bosco eine zweijährige Ausbildung starten.

Möglich wurde dies durch die in 2016 ins Leben gerufene Aktion „Sannerz integriert“, die es inzwischen 10 jungen Männern ermöglicht, eine Ausbildung im Jugendhilfezentrum mit einem breiten Angebot an Förder- und Stützunterricht zu absolvieren. „Stiftungen und Fördergelder ermöglichen dies“, erläutert Patrick Will, Einrichtungsleiter in Don Bosco Sannerz, „und natürlich Einzelspenden wie kürzlich von der Hochschule in Benediktbeuern.“ Hier hatten die Student/innen bei festlichen Anlässen für „Sannerz integriert“  leckere Waffeln gebacken und dadurch 900€ Erlös erzielt.

Kassim und Daniel sind ebenfalls in Werkstatt Farbe und haben gerade ihre Zwischenprüfung hinter sich. „In Theorie müssen wir noch viel nacharbeiten, doch praktisch sind die beiden gut dabei“ meint Bernd Heil, Werkstattleiter. Im Bereich Metall ist Robel nun im zweiten Lehrjahr und auch er ist froh über diese Chance, wenngleich die Theorievermittlung auch hier noch viel Kopfzerbrechen bereitet.

In Werkstatt Holz sind mit Abdullah, Kassim, Johannes, Teklit, Fishaye und Awet gleich sechs junge Geflüchtete auf dem Weg zum Schreiner und schon im 3. Ausbildungsjahr. Kürzlich haben sie  die beiden Oberflächenlehrgänge absolviert und waren motiviert dabei. Auch können sie mit den TSM 1-3 alle drei Maschinenlehrgänge als Qualifikation nachweisen. „Für unsere UMA’s haben wir die Lehrgänge in abgewandelter Form durchgeführt. So wurden Fachbegriffe in leichter Sprache vermittelt und die Inhalte auf die Jungs abgestimmt und angepasst“, erklärt Werkstattleiter Rolf Weber. Ende August fahren alle Azubis und Ausbilder zu einer mehrtägigen Montage nach München. „Das schweißt zusammen und hilft enorm zur Integration“, weiß Michael Blum zu berichten. Darüber hinaus absolvieren die Jungs Praktika in umliegenden Betrieben, um sich so auf dem ersten Arbeitsmarkt zu beweisen und vielleicht einen Arbeitsplatz zu sichern. Die bisherigen Rückmeldungen waren durchweg positiv.

„Meistens sind die Jungs gut drauf, doch es gibt auch schwere Tage“, beobachtet Achim Kreß, Ausbilder in Holz. Sie reden wenig über ihre Fluchterfahrungen oder das Heimweh nach zuhause. Hier haben die Ausbilder  sowie Marion Hourle und Hilde Thomé inzwischen ein gutes Gefühl entwickelt. Die Jungs bekommen ihren Rahmen, darüber zu sprechen oder auch eine Zeit, um sich zurück zu ziehen.

„Die größte Herausforderung ist und bleibt die Vermittlung der Fachtheorie, da sind wir noch sehr auf der Suche nach Unterstützung“, bekennt Heiko Schreiber,  Leiter  Berufliche Bildung und gleichzeitig auch an der Berufsschule in Schlüchtern unterrichtet. Auf der Suche nach Unterstützung wird in Kürze ein Treffen mit  einem eritreischen Elektroingenieur stattfinden, der bereits 30 Jahre ein Deutschland lebt, die Problematik aus eigener Erfahrung nur zu gut kennt und seine Hilfe angeboten hat.

„Nach wie vor macht die Arbeit mit diesen jungen Menschen sehr viel Freude, sie sind dankbar, freundlich und hilfsbereit“ fasst Rolf Weber zusammen und alle stimmen zu.  Doch nicht nur den Ausbildern ist bewusst, dass ein großes Stück Arbeit vor ihnen liegt. Die Jungs spüren sehr wohl, wenn sie auf der Stelle treten, das der Abstand zu deutschen Azubis größer wird und nicht selten äußern sie resigniert ihre Ängste vor der Gesellenprüfung. „Wir setzen alles dran, um sie bestmöglich aufzustellen“, bekräftigt Patrick Will, “ und wenn es beim ersten Versuch misslingt, dann ist das auch keine Schande.“ (pm)+++


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