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Eine reiche Lese haben die Mitglieder des Weinhistorischen Konvents am Sonntagmorgen im Wingert am Frauenberg gehalten - Fotos: Erich Gutberlet

FULDA Superjahrgang zum Abgang?

Zum letzten Mal Weinlese am Frauenberg? - Freude und Zukunftssorgen

15.10.18 - Der Tau glitzert noch auf den Weinblättern und in den Altweibersommerfäden, aber die Sonne strahlt schon mit den rund 30 freiwilligen Erntehelfern im Wingert am Fuldaer Frauenberg um die Wette. Die Weinlese ist immer ein besonderer Tag im Kalender des Weinhistorischen Konvents, doch am heutigen Sonntagmorgen mischt sich in die Freude über die reiche Ernte auch Sorge und Trauer über diese vermutlich allerletzte Lese: bekanntlich wurde der Pachtvertrag für den Verein der Hobbywinzer nicht verlängert und läuft zum Jahresende aus. Was wird dann aus dieser liebgewordenen Tradition?

Heribert Burkert zeigt die roten Trauben, die für den Rieslang aber mit den weißen ...

Sichtliche Freude, in die sich aber Sorge über die Zukunft mischt - hinten rechts Barbara ...

Das wird für 600 Liter reichen

Unterdessen füllen sich unter der großen Pergola am Weinberg die Steigen mit den roten und weißen Trauben stetig, 46 volle Kisten stehen bereits vor 9 Uhr zum Abtransport bereit. "Dieses Jahr sehen die Trauben ganz anders aus", freut sich einer der Erntehelfer. "Ja", bestätigt sein Nachbar in den Reben, "vor allem sind es viel, viel mehr!" Trotz der anhaltenden Trockenheit in diesem Jahrhundertsommer ist die Ausbeute so groß wie selten. Gegossen werden konnte die Weinstöcke nicht, es gibt keinen Wasseranschluss im Weinberg, aber Rebstöcke haben ja sehr tiefe Wurzeln, die das Vertrocknen zum Glück verhindert haben. "Wir wollten eigentlich schon Ende September lesen", sagt Kanzlerin Barbara Hermann. Doch dann habe man beschlossen, noch zwei Wochen zuzuwarten - und das hat sich sichtlich gelohnt! Fast 100 Grad Öchsle hat einer der sachkundigen Lesehelfer aktuell gemessen. Im Allgemeinen liegt das Mostgewicht eines mittleren Jahrgangs in Deutschland zwischen 70 und 80 Grad Öchsle. "Ist das Bio?", fragt schüchtern eine zufällig im Weinberg vorbeikommende Besucherin. "Selbstverständlich, Sie dürfen gerne probieren", wird ihr beschieden.

Reicher Erntedank auf dem Altar

Auf die Trauben wartet vor dem Tor zum Wingert schon ein großer Transporter, mit dem die Ernte noch heute in den Rheingau gebracht wird, um unter den Händen des Kellermeisters von Weingut Altenkirch in Lorch zu einem guten Riesling ausgebaut zu werden. "Wir hoffen auf rund 600 Liter", sagt Barbara Hermann. Wie jedes Jahr wird das Etikett für die Weinflaschen auch in diesem Jahr vom langjährigen Kellermeister Heribert Burkert neu gestaltet.

Dankandacht

Diakon Günter Tucher und Frau Dorit

Mit einer gemeinsamen Dankandacht wurde die Lese heute Mittag beschlossen. Diakon Günter Tucher gestaltete ihn gemeinsam mit seiner Frau Dorit und stellte den langen Prozess der Pflege vor der Erntefreude in den Mittelpunkt. Das sei auch der rechte Moment, um einmal den "Ertrag" des eigenen Lebens in den Blick zu nehmen und dankbar zu sein für die vielen Gottesgaben und unser hier so sicheres und reiches Dasein. "Es gibt eben auch so viele Dinge, die ich nicht selbst machen kann, sondern die mir geschenkt werden - wie zum Beispiel eine gelingende Partnerschaft und mit ihrem Leben zufriedene Kinder", gab der Diakon zu bedenken.

Geht jetzt eine lange Ära endgültig zu Ende?

Ab gehts in den Rheingau zum Keltern

Auf dem Frauenberg-Weinberg geht eine Ära, die mit der ersten Landesgartenschau 1994 in Fulda begonnen hat, vermutlich in diesem Jahr zu Ende. Was aus der schönen Tradition des Frauenberger Weinbergs wird, wenn der Pachtvertrag zum Jahresende nun endgültig ausläuft, steht derzeit in den Sternen und erfüllt die Mitglieder des Weinhistorischen Konvents mit Sorge und Wehmut. "Die Argumente sind alle ausgetauscht. Die Eigentümer konnten bislang leider nicht zu einer Verlängerung des Pachtvertrags bewogen werden, das Gelände soll einer anderen Bestimmung zugeführt werden", resümiert Hermann. Doch noch ist das Jahr nicht zu Ende - und die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. (Carla Ihle-Becker)+++


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