Archiv
Bürgermeister Matthias Möller - Fotos: Dietmar Kelkel

SCHLÜCHTERN Kultur um der Freiheit Willen

Workshops und Feierstunde am Tag der Europäischen Akademie

25.10.18 - In Erinnerung an den 1648 geschlossenen Westfälischen Frieden wurde am 24. Oktober 1948 in der Klosteraula in Schlüchtern die deutschlandweit erste Europäische Akademie gegründet mit Sitz des Generalsekretariats im Lauter'schen Schlösschen, dem heutigen Bergwinkelmuseum. Dieses historische Ereignis vor 70 Jahren hat die Europäische Akademie Hessen am Mittwoch mit einem Tag der Europäischen Akademie am historischem Ort mit einem Festakt in der Klosteraula, Workshops in der Kinzigschule und einer Feierstunde im Schlösschen gefeiert.

Professor Dr. Sven Simon, Vorsitzender der Europäischen Akademie Hessen, betonte, dass die Europäische Union mit der Euro-, Staatsschulden- und Wirtschaftskrise sowie den zunehmenden Migrationsbewegungen die vielleicht größte Herausforderung seit ihrer Gründung habe. Während mancher Betrachter Auflösungserscheinungen sehe und Stärkung der Nationalstaaten fordere, sähen andere die Lösung der Krise nicht in einem Weniger, sondern in einem Mehr an Europa.

Marlies von der Malsburg

Professor Dr. Sven Simon

„70 Jahre Europäische Akademie, 70 Jahre Frieden und Freiheit dürfen wir nicht ohne eine kleine Feierlichkeit verstreichen lassen“, sagte der Landesvorsitzende. Er bedankte sich bei seinem Beisitzer Thomas Otto Schneider, der die Idee zu einem Tag der Europäischen Akademie hatte.

„Wir brauchen Vernetzung auf der kommunalen Ebene. Denn alle großen Ideen gedeihen erst im Kleinen“, hob Vorstandsmitglied Marlies von der Malsburg hervor. Bei den Workshops hätten Schüler einen Austausch der Regionen angeregt. Die EU müsse sich erneuern, dies könne aber nicht verordnet werden, sei der Tenor der Aussprache gewesen. Dass die Schüler allerdings keinen einzigen Europaabgeordneten mit Namen kennen, stimme nachdenklich.

In seinem Grußwort meinte Bürgermeister Matthias Möller, dass die EU gefühlt Kilometer weit weg sei und wünschte sich einen Abbau der Bürokratie. „Die große europäische Familie ist in weite Ferne gerückt. Deshalb ist die Europäische Akademie ein wichtiger Pfeiler, dass sich die Familie wiederfindet. Wir brauchen Idealisten wie Thomas Otto Schneider, die für die Zukunft der Europäischen Union an der Basis kämpfen“, so der Bürgermeister.

In seiner Festansprache ging Dr. Thorsten Lieb, Wirtschaftsjurist, Historiker und Europabeauftragter der FPD Hessen, auf den Begriff Akademie ein, der auf die von Platon gegründete Philosophenschule in Athen zurückgehe. „Seit dem 7. Jahrhundert vor Christus wird ein intensives Nachdenken über Polis und ihre Ordnung greifbar. Nicht zufällig liegen die sichtbaren Anfänge politischen Denkens und die Anfänge von Philosophie in der gleichen Zeit“, hob der Rechtshistoriker hervor. Die Griechen hätten keine Monarchie gewollt. Daher benötigte es viel Verstand und intellektuelle Verständigung über das, was war und was sein sollte. Dies habe zum Aufstieg der Mittleren und der Gründung von Akademien geführt. „Christian Meier spricht hier von der Kultur um der Freiheit Willen“, betonte der Festredner. Der entfesselte Bürgersinn habe das Polisleben und die Politik befeuert. „Die Lebensleistungen dieser Menschen für alle nachfolgenden Generationen kann man nicht hoch genug einschätzen. Wir stehen auf der Schulter von Riesen.“

Festredner Dr. Thorsten Lieb (links)

Zeitsprung: Die Europäische Akademie Hessen sei genau 300 Jahre nach Beendigung des 30-jährigen Krieges und damit nach Abschluss des Westfälischen Friedens gegründet worden. „Gewalt und Krieg wurden als Mittel der Politik diskreditiert, offene Fragen politisch gelöst.“

Die heutige Werteordnung sei Brandmal in der deutschen Geschichte, gegründet auf dem Boden der Menschenwürde, geprägt von einem toleranten Miteinander in Freiheit, in Eigenverantwortung und einem verlässlichen Rechtsstaat auf einem langen Wege nach Westen. „Was Europa braucht, sind Menschen, die in Kenntnis der Geschichte mit Verve und Leidenschaft für die Menschen, ihre Freiheit und ihre Eigenverantwortung streiten, die den Menschen etwas zutrauen, um diesen Herausforderungen für unsere Gesellschaft zu begegnen.“

Die Europäische Union stehe am Scheideweg. Sie benötige einen Neustart und nicht nur eine institutionelle Generalüberholung. Es bedürfe einer Neuerfindung des westlichen Gesellschaftsmodells, denn die EU sei eine historisch einzigartige Ausprägung der politischen Kultur des Westens oder wie Hans-Dietrich Genscher sagte: „Unsere Zukunft ist Europa – eine andere haben wir nicht.“ (Dietmar Kelkel) +++


Über Osthessen News

Kontakt
Impressum

Apps

Osthessen News IOS
Osthessen News Android
Osthessen Blitzer IOS
Osthessen Blitzer Android

Mediadaten

Werbung
IVW Daten


Service

Blitzer / Verkehrsmeldungen Stellenangebote
Gastro
Mittagstisch
Veranstaltungskalender
Wetter Vorhersage

Social Media

Facebook
Twitter
Instagram

Nachrichten aus

Fulda
Hersfeld Rotenburg
Main Kinzig
Vogelsberg
Rhön