Archiv
Dr. Elisabeth Ott und Rudolf Henkel - Foto: privat

FULDA Abend in der Bibliothek

Auf den Spuren eines Schreibers des Fuldaer Skriptoriums um 830

27.11.18 - Der Verein der Freunde und Förderer hatte im Rahmen seiner „Abende in der Bibliothek“ zu einem Vortragsabend im neugestalteten Lesesaal der Hochschul- und Landesbibliothek Fulda (HLB) eingeladen. Dort führte Rudolf Henkel sein Publikum zurück zu den Anfängen des Klosters Fulda, seiner berühmten Bibliothek und seines Skriptoriums. Die Bibliotheca Fuldensis war wegen ihres wertvollen und großen Buchbestandes ebenso von großer Bedeutung wie das Fuldaer Skriptorium, wo viele Mönche an den verschiedensten Werken schrieben wie z.B. Gesetzesbüchern,  Werken zu Literatur, Geschichte und Philosophie sowie liturgischen Handschriften und Abschriften antiker Autoren. Nach der Benediktregel hatte jedes Kloster eine eigene Bibliothek zu unterhalten. 

Rudolf Henkel, langjähriges Mitglied des Fördervereins und Vorstandsmitglied, arbeitet seit 1990 im Arbeitskreis „Bibliotheca Fuldensis“ mit und zeigte an dem Abend, wie er durch akribische Untersuchungen und Vergleiche von Handschriften den Nachweis erbringen konnte, dass ein bestimmter Schreiber um 830 im Kloster Fulda tätig war. Im Mittelpunkt seines Vortrags stand deshalb die Handschrift D3 mit dem Text der Regel des heiligen Benedikt, die zu den Handschriften- und Buchschätzen der HLB gehört. Obwohl diese Handschrift bisher nur dem „Umkreis von Fulda“ (Professor Bernhard Bischoff) zugeordnet wurde, stellte Rudolf Henkel eine andere These auf: „Der Schreiber von zwei Urkunden-Kopien einer Urkunde für das Kloster Fulda ist identisch mit dem Schreiber unserer Handschrift D3 mit der Regel des heiligen Benedikt.“ Diese These wurde im Vortrag durch Analysen und Vergleiche der Handschriften und ihrer besonderen Ausprägungen überprüft und begründet.

Warum waren Nachzeichnungen und Kopien so bedeutsam für Klöster und warum hatte das Skriptorium einen besonderen Stellenwert für ein Kloster? Diese Fragen beantwortete Rudolf Henkel am Beispiel der Urkunde Kaiser Ludwigs des Frommen für das Kloster Fulda, der sein Reich schon zu Lebzeiten aufteilen wollte und damit den Streit der Söhne aus zwei Ehen um das Erbe auslöste. In einer solchen Situation sei das Vorlegen von Dokumenten von großer Bedeutung gewesen. Man weise durch ein Original den eigenen Rechtszustand nach; für die Erneuerung durch eine neue Herrscherurkunde greife man entweder auf das Archiv der Königskanzlei oder die Belege des Empfängers oder beides zurück.

Zur Erhärtung seiner These, dass es sich bei der Handschrift D3 um einen Schreiber des Klosters Fulda handelte, stellte Henkel mit anschaulichen Schriftproben aus drei Beispielen einen Vergleich an; es handelte sich hierbei um die Urkunde Kaiser Ludwigs des Frommen für das Kloster Fulda, die im Original, in zwei Nachzeichnungen und in drei zeitgenössischen Kopien erhalten ist (im Staatsarchiv Marburg), Auszüge aus den Ostertafeln, die als Quaternio mit einer Handschrift des Mönchs Beda Venerabilis „De temporum ratione“ (d.h. die „Berechnung der Zeiten“) zusammengebunden wurden und die Handschrift „Regula Sancti Benedicti“ D3 in der Hochschul- und Landesbibliothek Fulda (zur Zeit zu sehen in der Vitrine im Ausstellungsraum).

„Früher hätte ich für eine solche Untersuchung das Hessische Staatsarchiv Marburg, die Handschriftenabteilung der Universitätsbibliothek in Kassel und die Hochschul- und Landesbibliothek Fulda besuchen müssen“, so Henkel. Heute erleichtere die Digitalisierung dieser Quellen eine Untersuchung ganz wesentlich, zumal sie von allen drei genannten Institutionen im Netz zugänglich gemacht worden seien. Auch deshalb konnte das Publikum dem Vortragenden leicht bei seinen anschaulich visualisierten Beispielen und seiner lebendigen Vortragsart folgen. „Diese Untersuchung ist für mich zu einem arbeitsintensiven, aber auch spannenden Erlebnis geworden“, resümierte Henkel. Das Publikum im vollbesetzten Lesesaal der HLB zeigte auch im Anschluss bei einer Fragerunde sein großes Interesse und dankte dem Vortragenden mit kräftigem Applaus.(pm)+++


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