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FULDA Stupides Lernen?

Pro und Contra Latein-Unterricht - Grundlage für viele Wissensgebiete

Ich heiße Luisa Geiger und bin 14 Jahre alt. Ich gehe auf das Domgymnasium in Fulda. Zurzeit mache ich ein Praktikum in der Redaktion bei OSTHESSEN|NEWS, weil ich mich sehr für das Schreiben und die Berichterstattung interessiere. In meiner Freizeit spiele ich gerne Tennis. +++

24.01.19 - Mein Bruder und ich streiten uns oft darüber, ob es sinnvoll ist, Latein zu lernen. Wir beide gehen auf das neu- und altsprachige Domgymnasium in Fulda. In humanistischen Gymnasien hat der Lateinunterricht eine lange Tradition und wird von der fünften bis zur dreizehnten Klasse unterrichtet. Da wir beide Latein lernen, kommt es öfters zu einer Diskussion wie dieser: 

Praktikantin Luisa Geiger Foto: privat

Meint Bruder meckert: "Warum soll ich eine Sprache lernen, die man nirgendwo sprechen kann?" Ich widerlege ihn: "Man kann Latein vielleicht nicht im Ausland zur Verständigung verwenden, aber dafür kann man sich durch Lateinkenntnisse Fremdwörter viel leichter erschließen. Wie zum Beispiel das Wort "extrovertiert". Mein Bruder wusste zwar auch, was es bedeutet, aber nicht, woher es kommt. Der Ursprung ist aus lateinisch 'ex',  aus,heraus und lateinisch 'vertere' übersetzt 'wenden'. Man kann sich also herleiten, was es bedeutet, nämlich 'nach außen gewendet' bzw. 'für Einflüsse von außen empfänglich'. Das Gegenteil ist introvertiert, was sich für 'Lateiner' ebensoleicht ableiten lässt.

Mein Bruder lernt auch Spanisch. Als wir im Urlaub in Spanien waren, konnte er uns so beim Bäcker ein Sandwich und etwas zu trinken kaufen. Stolz hat er gesagt: "Das kannst du mit deinem Latein natürlich nicht!" Doch alle romanischen Sprachen wie Französisch, Italienisch und Spanisch stammen von Latein ab. Deshalb haben ihm seine Lateinkenntnisse dabei geholfen, Spanisch leichter zu lernen. Und ich verstehe viele Worte dieser Fremdsprachen auf Anhieb, weil sei ihrem lateinischen Ursprung so ähneln.

Foto: Symbolbild

Doch nicht nur mein Bruder will mir den Lateinunterricht vermiesen. Auch schon in der Grundschule konnten meine Mitschüler überhaupt nicht verstehen, dass ich aufs Domgymnasium gehen wollte. "Aber Latein ist doch so langweilig und öde, eine tote Sprache, warum willst du sowas lernen?", fragten sie. Ja das stimmt schon Latein wird als tote Sprache angesehen, da sie niemand mehr als Muttersprache spricht, aber es gibt durchaus Leute, die  lateinisch auch gesprochen verstehen und sogar auch sprechen können.

Spezifische Fachausdrücke aus Medizin (Adaption lat. adaptare anpassen), Pharmazie( Apotheke lat. apotheca), Musik (Largo, Adagio, Andante, Duett lat. duo), Politik (Inflation lat. inflatio) und  Fremdworte (Proletariat lat. proles) überhaupt, lassen sich für mich viel schneller herleiten und auch behalten. Auch hilft mir Latein die deutsche Grammatik besser zu verstehen, deren Begriffe alle lateinischen Ursprungs sind( Nominativ, Relativsatz, Infinitiv, Adverb etc.). Und für viele Studiengänge (Archäologie, Theologie, Philosophie, Geschichte ...) ist das große Latinum immer noch Voraussetzung.

Die Debatte, ob es jetzt wirklich sinnvoll ist, Latein zu lernen oder nicht, ist so alt wie der Sprachunterricht an Schulen. Letztendlich hängt es von jedem selbst ab, ob er oder sie bereit dazu ist, Vokabeln und die Grammatik zu lernen, denn  das gehört zum Lateinunterricht zwingend dazu. Mir persönlich macht es auch Spaß, mehr über die römische Geschichte und Mythologie zu erfahren und lateinische Texte zu übersetzen, obwohl das manchmal auch echt schwer sein kann.

"Aber das Vokabel-Lernen ist doch stupide", sagt mein Bruder. "Auch das Wort kommt aus dem Lateinischen", kontere ich (lat. stupidus). Noch ein Punkt für mich.+++ (Luisa Geiger)


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