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Bad Hersfeld soll nicht abgehängt und der ICE-Halt am derzeitigen Bahnhof erhalten bleiben, fordert das Aktivbündnis Waldhessen. - Fotos: Stefanie Harth / Hans-Hubertus Braune

BAD HERSFELD Scharfe Kritik am Beteiligungsforum

Von der Bahn ausgebremst? - "Festspielstadt muss ICE-Halt bleiben"

07.02.19 - Das Mammut-Projekt "Schnellbahntrasse Fulda-Gerstungen", das im Bundesverkehrswegeplan 2030 verankert ist, erhitzt die Gemüter: Die im Aktivbündnis Waldhessen vereinten Bürgerinitiativen fühlen sich von der Deutschen Bahn (DB) ausgebremst. Das Beteiligungsforum sei nicht transparent; die Bahn werfe mit Nebelkerzen um sich, kritisiert das Bündnis. Das wurde bei einer Infoveranstaltung deutlich, zu der der Kreisverband von Bündnis 90/Die Grünen eingeladen hatte.

Wird der Bad Hersfelder Bahnhof aufs Abstellgleis manövriert?

Um „bürgerkriegsähnliche Zustände“ und ein „zweites Stuttgart 21“ zu vermeiden, hätte der DB-Konzern begonnen, Beteiligungsforen zu starten. „Das finde ich grundsätzlich gut“, sagt Bundestagsabgeordnete Daniela Wagner, die unter anderem Mitglied des Ausschusses für Verkehr und digitale Infrastruktur ist. Überhaupt sei die Bahn erheblichem Druck ausgesetzt: Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, Kundenfreundlichkeit und überfüllte Züge werden immer mehr von Kunden bemängelt.

Mit Blick auf den Neubau einer Schnellbahntrasse, die aller Voraussicht nach den Landkreis Hersfeld-Rotenburg durchschneiden wird, meint die Grünen-Politikerin: „Das ist ein hochkomplexer Prozess, der uns allen einiges abverlangen wird. Fakt ist, dass am Ende nicht jeder einzelne mit der Planung glücklich sein wird – alles andere wäre eine eierlegende Wollmilchsau oder eine Quadratur des Kreises.“

Bundestagsabgeordnete Daniela Wagner (Grüne).

Volles Haus bei der Infoveranstaltung des Kreisverbands von Bündnis 90/Die Grünen ...

Grünen-Landtagsabgeordnete Kaya Kinkel.

Deutlich ins Detail gehen die Anhänger des Aktivbündnisses Waldhessen. Für sie ist es immens wichtig, „dass Bad Hersfeld nicht abgehängt wird und der ICE-Halt am derzeitigen Bahnhof erhalten bleibt“. Eine Forderung, mit der die Grünen-Landtagsabgeordnete Kaya Kinkel konform geht. „Ich stehe definitiv dahinter, dass Bad Hersfeld ICE-Halt bleibt – davon werde ich auch Minister Tarek Al-Wazir überzeugen“, bekräftigt Kinkel, um zu appellieren, dass die Region mit einer breiten Stimme sprechen und sich klar positionieren müsse.

Wird aus dem roten Punkt der Bahnhof Ludwigsau-Hauptbahnhof? Karte: Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur

Schaut man auf den ersten Entwurf des Deutschland-Taktes, dann zeigt sich, dass Bad Hersfeld nicht mehr als Fernbahnhof auftaucht. Die Fernverkehrsstrecken nach Berlin und Leipzig/Dresden machen einen Bogen um die Festspielstadt. Allerdings taucht ein kleiner roter Punkt oberhalb von Bad Hersfeld auf (siehe roter Pfeil im Bild links). Dieser könnte bedeuten, dass ein Fernbahnhof eventuell bei Reilos/Mecklar ("Ludwigsau Hauptbahnhof") gebaut wird – analog dem Beispiel Limburgs an der Schnellbahnstrecke Frankfurt am Main-Köln. Dies ist zum jetzigen Zeitpunkt jedoch reine Interpretationssache. Für den Bahnhof außerhalb der Kreisstadt könnte sprechen: Der bekannte Bahnhof in der Stadt ist mit zwei zusätzlichen Gleisen einfach nicht zu erreichen – ohne massive Belästigungen für die Anwohner. Um möglichst weit nördlich auf der Schnellbahnstrecke Würzburg-Hannover ausfädeln zu können, will man Bad Hersfeld umfahren und nördlich einen Haltepunkt bauen.

Mehr Klarheit wird es in wenigen Wochen und Monaten geben: Bereits am 11. März steht das nächste Dialogforum auf dem Programm. Offenbar im Mai dieses Jahres soll das Raumordnungsverfahren aufgestellt werden – so war es aus Teilnehmerkreisen des Forums zu hören.

Zudem postuliert das Bündnis, dass der Suchraum für die neue Trasse ausgedehnt wird. „Bisher ging dieser nur bis Langenschwarz, er sollte aber bis Fulda und weiter nach Osten reichen. Dort gibt es weitere Ausfädelungspunkte, die neue Streckenoptionen ermöglichen“, erörtert Dr. Paul Niewerth, Sprecher des Aktivbündnisses Waldhessen.

Bislang seien lediglich die Ausfädelungspunkte Betriebsbahnhof Langenschwarz, Richthof-Solms/Niederaula, Betriebsbahnhof Kirchheim und Mühlbach/Neuenstein in Betracht gezogen worden. „Wenn zum jetzigen Zeitpunkt Alternativen nicht mit geprüft werden, könnte das ganze Projekt anfechtbar werden“, gibt Niewerth zu bedenken.

Überhaupt halte die Bahn sich nicht an ihre Zusagen: Wie hiesige Beteiligungsforums-Teilnehmer berichten, hätte der Konzern zunächst einer Erweiterung des Suchraums zugestimmt, sich aber beim zweiten Treffen „nicht mehr daran erinnern können“. Die Bahn wolle ihren Kritikern „die Luft nehmen“, werfe „Nebelkerzen hoch drei“ und das Beteiligungsforum „verkomme zu einer reinen Verkündigungsveranstaltung“. (Stefanie Harth) +++


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